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Filmkritik

Männer unter sich

Autor(en): Janina Rohleder am Freitag, 13. Mai 2016
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Quelle: © RealFictionFilme

Männerurlaub in Irland: "Frauen, ihr könnt uns mal"

Drei Freunde in Irland, viel Guinness und jede Menge witzige Situationen: Franz Müllers „Happy Hour“ kommt ins Kino.

Hans-Christian – von seinen Freunden liebevoll HC genannt – ist das, was man einen Softie nennen würde. Er hat einen gemütlichen Bierbauch, traurige Hundeaugen und trinkt gelben Saft mit Strohhalm statt eines ordentlichen, dunklen Guinness. Er ist der Typ, mit dem man gute Gespräche führen kann und den man am liebsten knuddeln würde. Seiner Frau hat das offenbar nicht gereicht, sie hat ihn zwei Jahre lang mit einem anderen Mann betrogen. Als das ans Licht kommt und sie ihn mitsamt den Kindern verlässt, ist HC am Boden zerstört. Um ihn wieder aufzupäppeln, beschließen seine beiden Jugendfreunde Nic und Wolfgang kurzerhand mit ihm in Wolfgangs Cottage in Irland zu fahren.
 


Freunde machen alles zusammen, auch Zähne putzen. Quelle: © RealFictionFilme

 

Zwischen Küsten, Kühen und Kneipen

Das Häuschen steht inmitten von wilder Natur, nur eine schmale, unbefestigte Straße führt dorthin. Im Hintergrund rauscht die irische See an den Klippen, im Garten steht ein Trampolin, das sowohl Treffpunkt für ausgelassen kindische Hüpfaktionen, als auch ein Rückzugsort für die Männer sein kann.

Schnell wird klar, wie die Rollen verteilt sind: Wolfgang ist der pedantische Prinzipienmensch, der darauf hinweisen muss, dass Holzlöffel nicht in die Spülmaschine gehören und der Boiler bitte immer auszuschalten ist, wenn man das Bad verlässt. Nic ist der unbekümmerte Macho, der alles recht locker nimmt und HC ist der Zurückhaltende, den immer wieder der Liebeskummer überkommt. Gemeinsam haben sie eine vergangene Studienzeit und aktuelle Beziehungen, die alle nicht so funktionieren, wie sie sollten. Irland soll deshalb eine Auszeit sein, vor allem von Frauen. Mit Kneipenbesuchen, viel Guinness oder Angeln versuchen die drei zu vergessen, dass sie getrennt leben oder keinen richtigen Zugang zu ihrem Sohn haben.

Doch auch auf der grünen Insel gibt es weibliche Wesen. Und die stellen die Freundschaft der Männer auf die Probe: Wie wichtig ist der Freund noch, wenn sich eine Frau einmischt? Das gilt es für die drei herauszufinden, was nicht ohne Konflikte und Konfrontationen vonstatten gehen kann.


 

Wie Männer ticken

„Happy Hour“ ist nicht nur ein Buddy-Movie für und von Männern, er ist auch für Frauen interessant. Denn man bekommt einen schönen Einblick in die Strukturen und Funktionsweisen einer Männerfreundschaft. Regisseur Franz Müller hat für das Trio im Film eine schöne Kombination aus drei unterschiedlichen Männern gefunden.

Ob beim gemeinschaftlichen Zähneputzen vor dem Badezimmerspiegel, beim Anrufen von HCs Ex oder im dunklen Auto ohne Licht durch die Nacht: Alexander Hörbe (HC), Simon Licht (Wolfgang) und Mehdi Nebbou (Nic) verkörpern diese Männerfreundschaft authentisch und amüsant. Immer wieder muss man bei kleinen Details lachen, zum Beispiel, wenn Nic eine geschlossene Dose Bohnen auf den Gasherd stellt, die daraufhin explodiert und Wolfgang ihn nur kopfschüttelnd fragt, ob er nicht mal Physik studiert habe. Das liegt auch daran, dass die Dialoge nicht auf platte, allseits bekannte Pointen setzen, sondern aus dem Leben gegriffen, manchmal fast wie improvisiert wirken und genau deshalb sehr komisch sind. Schönste Szene: Wolfgang wirft seinen Freunden vor, dass sie keine echten Freunde seien, denn echte Freunde würden alles füreinander tun. Daraufhin verlangt Nic von ihm, mitten in der Nacht und splitterfasernackt Holz zu hacken. Was dann auch alle drei unter lautem, befreienden Gelächter tun.

Der Film „Happy Hour“, der 2015 schon auf dem Münchner Filmfest lief, wurde mit dem Förderpreis „Neues Deutsches Kino“ ausgezeichnet und ist eine unterhaltsame Dramödie über das Mannsein in der Midlifecrisis, die Liebe und das Leben.
 


Wolfgang hat sich in eine Irin verguckt. Quelle: © RealFictionFilme
 

"Happy Hour" kommt am 12. Mai ins Kino.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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