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M94.5 Opernkritik

Maria Stuart, die Mittelmäßige

Autor(en): Raphael Altinger am Samstag, 24. März 2018
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Quelle: Christian POGO Zach; Gärtnerplatztheater

Ist das Liebe? Musikalisch zumindest.

Gaetano Donizettis "Maria Stuarda" am Gärtnerplatztheater ist leider nur eins: bemüht, aber mittelmäßig.

Wenn man sich des Stoffes von Maria Stuart heutzutage annimmt, dann ist das keine leichte Aufgabe. Ein Stoff, dessen Inhalt so gut wie jeder kennt, ein Stoff, der schon so oft behandelt wurde, da muss man sich schon ein bisschen was einfallen lassen, um das noch frisch aufzubereiten. Leider ist das dem Gärtnerplatztheater nur halbwegs gelungen.

Technische Emotion oder emotionale Technik?

Die Oper ist eine seltsame Kunstform. Man muss technische Höchstleistungen vollbringen und gleichzeitig überzeugend schauspielern. Ein hohes C trällern, während man sich auf dem Boden wälzt, ein tiefes F, während man Hampelmänner macht. Dass das nicht immer gelingt ist klar. Dass es aber so selten gelingt, wie in der Premiere von "Maria Stuarda" im Gärtnerplatztheater? Der erste Akt, in dem sich Liebesbekundungen mit Ränkespielen abwechseln merkt man nur eins: die Sängerinnen und Sänger sind höchst bemüht. Aber das wars dann auch. Denn emotional sind sie so kalt, dass es langweilig ist. Und da hilft es auch nicht, wenn sie sich gegenüber knien und sich lautstark ansingen, denn nur mit Technik bekommt man noch lang keine Emotion. Erst im zweiten Akt bessert es sich, wenn es für Maria Stuart darum geht, den Abschluss zu finden. Jennifer O'Loughlin, die die verstoßene Königin gibt, öffnet hier zum ersten Mal ihre emotionale Seite, zusammen mit ihrem Vertrauten Talbot (Levente Páll).

Historische Akkuranz im Aquarium

Das Bühnenbild und die Verkleidungen zeigen das Problem der Inszenierung. Will man jetzt gesellschaftskritisch sein oder nicht? Oder will man einfach nur schön angezogene Menschen auf der Bühne haben?

Die Bühne besteht aus einem Glasgebilde, das sich rundum drehen lässt. Dadurch ergeben sich imer wieder neue Perspektiven, mal durchsichtig, mal blendend, mal wie Beton. Und im Zuschauerraum entstehen Lichtreflexionen wie in einem Aquarium. Das ist spannend und hätte Raum gelassen für moderne Interpretationen, wie Machtverhältnisse, die Rolle von Gefängnissen und Fauen und so weiter. Stattdessen werden Sängerinnen und Sänger in historischen Kostümen in das Gebilde hineingewürfelt , was das ganze noch nicht mal ironisch macht, sondern einfach nur deplaziert wirkt.

Es ist eine Inszenierung, die technisch zwar überzeugt, der aber der letzte Kniff zum Außergewöhnlichen fehlt. Nichts desto trotz ist es ein Besuch wert, denn gerade musikalisch lässt sich wenig an Donizettis Musik aussetzen, vor allem unter der Leitung von Anthony Bramall. Wer aber einen neuen (gesellschaftskritischen) Blickwinkel auf diese alte Geschichte erwartet, wird wohl eher enttäuscht.

"Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti gibt es noch bis zum 31.05.2018 am Gärtnerplatztheater zu sehen. Karten gibt es ab 10€.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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