Ausstellung im Provisorium
Mit Fotografie für die Flüchtlinge
Auf Pegida-Kundgebungen wurde ihm schon die Kamera aus der Hand geschlagen. Jetzt hat der Fotograf Leo Simon die Ausstellung "München - Weltstadt zwischen Herz und Hetze" initiiert.
Vom 3. bis zum 9. November findet im Provisorium in München die Fotoausstellung „München – Weltstadt zwischen Herz und Hetze“ statt. Dabei geht es insbesondere um die Ereignisse des letzten Jahres, das Phänomen Pegida und die „besorgten Bürger“ einerseits und die massiven Flüchtlingsströme andererseits. Zu diesen Themen werden Fotografien ausgehängt.
Leo Simon ist einer der Initiatoren und Fotografen der Ausstellung. Er ist 23 Jahre alt und studiert Politikwissenschaften. Nebenher arbeitet er als freier Fotograf und verkauft seine Bilder dabei unter anderem an die „Süddeutsche Zeitung“, „The Guardian“ oder die „Abendzeitung“. Er fotografiert Menschen, Landschaften und Gebäude, digital und auf Film. Oft hat er sich dabei schon mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt. In der Ausstellung werden ähnlich einem Zeitstrahl Bilder von Pegida-Demonstrationen an der Wand entlang gezeigt. Darunter sieht man gleichzeitig Bilder der Flüchtlinge, zum Beispiel wie sie am Hauptbahnhof willkommen geheißen werden. Dadurch kommt der Gegensatz besonders gut rüber, so Simon.
Bedrohungen von Pegida-Anhängern sind nicht selten
Gemeinsam mit vier anderen Fotografen hat er die Bilder für die Ausstellung geliefert. Die Fünf beobachten die rechte Szene schon ziemlich lange und gehen immer wieder gemeinsam auf Aufmärsche, um Fotos zu machen. Dabei werden ihnen öfter mal Kameras aus der Hand geschlagen oder Bedrohungen zugerufen. Doch das hält Leo Simon nicht davon ab, weiterzumachen.
Neben diesen negativen Erfahrungen erlebt er aber auch viel Positives beim Fotografieren. Seit einiger Zeit begleitet er regelmäßig die erste bayerische Flüchtlings-Fußballmannschaft, den ESV Neuaubing. „Ich hab darüber in der Süddeutschen Zeitung gelesen und weil ich selber Schiedsrichter bin, finde ich es spannend, die Mannschaft auf Zeit zu begleiten.“
Fußballmannschaft des ESV Neuaubing. Quelle: 24mmjournalism
„Ich wurde dort sofort herzlich aufgenommen.“
Mit seinen Fotos will er zeigen, dass Flüchtlinge auch einfach nur Menschen sind, die eben zum Beispiel gerne Fußball spielen. Gleichzeitig gibt es aber immer noch „unsichtbare Schwierigkeiten, die man nicht auf Foto festhalten kann“.
Für Leo Simon ist es wichtig, dass man eine Balance findet. Auf der einen Seite wird ein Flüchtling immer auch ein Stück weit zum Objekt gemacht, nach dem Motto „Oh Gott, die Armen“. Gleichzeitig soll man sie aber als gleichwertigen Partner ansehen.„Ich muss selber schauen, dass ich damit besser umgehe und auf einer gleichen Höhe mit ihnen bin, das ist auch für meine fotografische Entwicklung interessant.“
Interview nachhören
Leo Simon war am 4. November zu Gast in der Hörbar am Nachmittag. Das komplette Interview zum Nachhören findet ihr hier:
Ausstellung: „München - Weltstadt zwischen Herz und Hetze“
Ort: Provisorium, Lindwurmstraße 37
Dauer: 3. bis 9. November 2015