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M94.5 Filmkritik

Mylady?

Quelle: ©2018 Concorde Filmverleih GmbH

Fiona May alias Emma Thompson im Gerichtssaal

Emma Thompson zwischen Eheproblemen und sterbenden Kindern - "Kindeswohl" ist harter Tobak, der nicht ganz überzeugen kann.

Sie sind wohl vielen hauptsächlich deshalb ein Begriff, weil sie gerne das direkte Gespräch vor der heimischen Wohnungstür suchen: die Zeugen Jehovas. Die meisten wissen nicht viel über ihre Religion oder ihre Lebensweise. Was ist erlaubt und was nicht? Mit dieser Thematik befasst sich Kindeswohl von Regisseur Richard Eyre. Eine Bluttransfusion ist eines der Dinge, die nicht erlaubt sind, denn das Blut eines Menschen soll seine Seele enthalten. Es steht für das gottgeschaffene Leben. Das Verbot kann also unter Umständen den Tod eines Patienten für seinen Glauben bedeuten.

Vor genau der eben beschriebenen Problematik steht die hochrangige Richterin Fiona May (Emma Thompson) in Kindeswohl wieder. Ein Zeuge Jehovas, Adam Henry, benötigt eine lebensrettende Bluttransfusion, die ihm der Gott seines Glaubens aber nicht gewähren würde. Da Adam noch minderjährig ist, kann der Staat ihn nicht einfach sterben lassen, und der Fall geht vor Gericht. Die Richterin soll nun entscheiden, ob der Junge entgegen dem eigenen Willen gezwungen werden soll, zu leben. Vorbild für dieses durchaus aktuelle Beispiel einer Kollision sekulärer und religiöser Ansichten ist das gleichnamige Buch, verfasst von Ian McEwan. Als wäre dieser Fall noch nicht nervenaufreibend genug für Fiona May, droht auch noch ihre langjährige Ehe mit Jack (Stanley Tucci) zu scheitern. Zu viel verlangt ihr Beruf von ihr ab, sodass sie zu wenig Zeit für ihn aufbringen kann.

Endlich lohnt sich nach dem Trailer der Film noch

Der Trailer konzentriert sich auf die Entscheidung der Hauptperson Fiona. Im Film ist hier erst etwa die Hälfte der Zeit vorbei. Er vermittelt somit ein etwas falsches Bild, jedoch war es eine positive Überraschung, nach dem Trailer noch nicht die gesamte Filmhandlung zu kennen. Die zweite Hälfte des Films behandelt die immer enger werdende Beziehung zwischen Fiona und Adam, die an einigen Stellen auch etwas übertrieben eng wirken kann, damit hält sich der Film aber an seine Literaturvorlage. Auf der anderen Seite der Versuch von der Richterin und ihrem Mann, ihre gemeinsame Ehe zu retten.

Kinobesuch - Ja/Nein?

Emma Thompson spielt ihre Rolle hervorragend und kann in der Rolle der Mylady ihr volles Talent ausschöpfen, denn der Film ist bis zum Ende hin geprägt von Emotionen. Mit dem sich anbahnenden Ehestreit im Rücken, soll sie nun vor dem wartenden Gerichtssaal und vor allem dem im Sterben liegenden Adam ihr wohldurchdachtes Urteil fällen und wird dann auch noch überfordert, weil der Fall danach für sie noch nicht erledigt ist.

Der Film gibt durch Adam eine schöne Message mit auf den Weg und ist vor allem für die Buchliebhaber vom Original „The Children Act“ eine klare Empfehlung. Für alle Anderen kann der Film an manchen Stellen etwas verwirrend wirken, ist aber trotzdem sehenswert und regt zum Nachdenken an.

Kindeswohl” läuft ab dem 30. August 2018 im Kino.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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