M94.5 Filmkritik
Nach Angelina kommt Alicia
17 Jahre nach den Filmen mit Angelina Jolie kommt der neue "Tomb Raider" in die Kinos. Diesmal in der Hauptrolle: Alicia Vikander.
Es ist ein schweres Erbe, das die Schwedin hier antritt. Angelina Jolies Verkörperung der Lara Croft wurde zum Vorbild und Inbegriff von Powerfrau für viele junge Mädchen und Frauen. Schafft Alicia Vikander den Anschluss? Und wie entwickelt sich dieser Franchise, der ursprünglich als Computerspiel gestartet ist?
Starker Beginn, guter Mittelteil, schwaches Ende
Zunächst muss gesagt werden, dass die neue Lara eine ganz andere Lara als die von 2001 und 2003 ist. Alicia Vikanders Charakter ist jünger, kleiner und insgesamt einfach lässiger. Das Grundkonzept wurde beibehalten, die in London lebende Familie Croft ist reich und angesehen. Laras Vater verschwand vor 7 Jahren ohne ein Wort, so dass seine Tochter noch immer sauer ist und ihn vermisst. Sein Erbe weigert sie sich anzutreten, und so muss sie ihre Brötchen als Fahrradkurierin verdienen, während sie boxt, um sich fit zu halten. Gut eingearbeitete Musik, actionreiche Fahrradrennen durch die Innenstadt und eine emanzipierte Lara Croft sorgen für einen starken Beginn des Films. Leider wird’s dann aber nur schwächer. Sie entdeckt einen Hinweis ihres Vaters und macht sich dort auf die Suche nach ihm, wo er zuletzt gesehen wurde: auf einer versteckten Insel irgendwo vor der Küste Japans. Die Abenteuerlust schlägt zu, aber als sie nach diversen Turbulenzen endlich auf der Insel Yamatai ankommt, macht sie direkt mit dem größten Gegenspieler ihres Vaters Bekanntschaft. Dieser will ein Grab finden und plündern, um seinen Arbeitgebern die Möglichkeit für einen globalen Genozid zu ermöglichen. Lara Croft muss ihrem Namen als Grabräuberin alle Ehre machen, um schneller das Rätsel von Yamatai zu lösen.
Hauptsache Action
Die Story ist an sich gar nicht schlecht ausgearbeitet. Jedoch gibt es viel zu viele Momente, in denen sich der Zuschauer wundert, wie eine so zierliche Lara Croft so viel aushalten und schaffen kann. Klar, daheim ist sie zwar ein bisschen Fahrrad gefahren und hat ein bisschen geboxt, aber so kann sie nie und nimmer so fit sein wie damals Angelina Jolies Lara, die eine Ausbildung im Keller des Croft Manor genießen konnte. Dem sich insgesamt selbst viel zu ernst nehmenden Film mangelt es an Humor und coolen Sprüchen, er besteht dafür umso mehr aus Special Effects. Teilweise wirkt es, als schaue man einen Imagefilm der Firma, die für diese zuständig war. Zwar wirken die vielen Hindernisse auf dem Weg zum Ziel wie ein Computerspiel, aber ohne die ausgleichende Portion Humor oder Menschlichkeit rollt man schnell nur noch mit den Augen. Anspielungen auf Angelina Jolies Lara Croft sind kaum vorhanden, womöglich wollte man sich hier klar von den Vorgängern distanzieren.
Eine ganz neue Lara Croft
Viel zu viel übertriebene Action, kaum Humor, eine sehr absehbare Story – das alles macht Tomb Raider nicht gerade zum Publikumsmagneten. Aber vielleicht Oscar-Gewinnerin Alicia Vikander („The Danish Girl“). Ihre Umsetzung der Lara Croft ist erfrischend und irgendwie modern, so dass diese vielleicht doch noch immer ein Vorbild und Symbol für Frauenpower ist. Talentiert, gutaussehend, taff. Die Frau von Michael Fassbender sorgt für eine ordentliche Portion gute Laune und schafft es fast im Alleingang, von den negativeren Seiten des Films abzulenken. Das Potential für einen richtig guten Film war also da, es wurde nur leider nicht besonders gut umgesetzt. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht sehen wir in weiteren 17 Jahren dann ein würdigeres Remake.
"Tomb Raider" läuft ab dem 15. März 2018 in den deutschen Kinos.