Naoko und die anderen - Focus Fernost beim Filmfest München 2011
Die Reihe „Fokus Fernost“ wurde mit dem wohl bekanntesten Film „Naokos Lächeln“ eröffnet. Der japanische Film adaptiert Haruki Murakamis gleichnamigen Bestseller-Roman. Im Japan der Sechziger Jahre müssen zwei junge Menschen mit dem Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes zurechtkommen. Für den in Paris lebenden, vietnamesischen Regisseur Anh Hung Tran war es eine große Ehre, den Roman „Naokos Lächeln“ adaptieren zu dürfen, denn der Autor wollte sein Werk lange nicht verfilmt sehen. Murakami stellte zwei Forderungen. Zum einen wollte er das Drehbuch lesen und zum anderen sollte das Budget groß genug sein, um einen guten Film zu machen. Das Ergebnis läuft seit kurzem in den Kinos.
Ob „Naokos Lächeln“ zu Recht aus der Reihe „Focus Fernost“ heraus sticht, bleibt offen. Sicher ist, dass die Reihe noch viele andere cineastische Leckerbissen aus Asien zeigt. Da wäre zum Beispiel „Afterschock“. Die chinesische Großproduktion ist eine herzzerreißende, drei Generationen umfassende Geschichte, die die zwei großen Erdbeben von Tangshan in den Siebzigern und Sichuan 2008 verarbeitet. Die Großproduktion ist an Chinas Kinokassen jetzt schon der erfolgreichste Film aller Zeiten. Wenn nicht nur die Besucher, sondern auch die geflossenen Tränen gezählt würden, stünde dieser Film auch in dieser Kategorie auf dem ersten Platz.
Etwas leiser geht es die malaysische Regisseurin Chui Mui Tan an. „Year without Summer“ ist eine poetische Reise durch die Nacht. Die Regisseurin hat auch das Drehbuch zum Film verfasst. Für den Film wurde sie von den Nächten ihrer Kindheit inspiriert. Und die man sich an einem malaysischen Strand mit dem Vollmond über dem Meer vorstellen.
Der koreanische Regisseur Kim Ki-Duk („Frühling, Sommer, Herbst, Winter...und Frühling“) meldet sich nach einer längeren Schaffenskrise mit dem Film „Arirang“ zurück. Eine schwere Depression hatte ihn befallen, nachdem eine Schauspielerin, die in seinem Film erhängt werden sollte, erst in letzter Sekunde gerettet werden konnte. In seinem Heimatland Südkorea findet Kim wenig künstlerische Achtung. Dafür umso mehr in Japan und Europa.
Wärmstens zu empfehlen sind außerdem die koreanischen Filme “The Yellow Sea“ und „Bleak Night“. Letzterer ist der Abschlussfilm des 28-jährigen Yoon Sung-Hyun an der renommierten koreanischen Filmakademie. Der Film ist das psychologische Protokoll junger Menschen, die Opfer einer Gruppendynamik werden. Mit dem Hochschuldrama gewann der Nachwuchsfilmemacher einen Preis beim diesjährigen Filmfestival in Hongkong.
Atemberaubende Bilder zeigt die chinesische Low-Budget-Produktion „The Old Donkey“. Der Film erinnert in seiner Geschichte von einem armen Bauern an vor- kommunistische Zeiten, in denen die Bauern noch von Feudalherren ausgebeutet wurden.
Auf einer Podiumsdiskussion zur Reihe „Focus Fernost“ meint Tran, der Regisseur von „Naokos Lächeln“, es sei der Film selbst, der eine eigene Sprache habe. Deswegen wären Klassifizierungen wie „der asiatische Film“ nicht sinnvoll. Er hat Recht, denn die Reihe „Focus Fernost“ zeigt ein breites Spektrum unterschiedlicher Filme, die sich nicht auf eine Formel herunter brechen lassen und alle auf ihre Weise sehenswert sind.