Kunst und Holocaust
Nr. B 14395 überlebt - und malt
Adolf Frankl „Deportation am 29. September 1944“
Das NS-Dokumentationszentrum zeigt die Bilder eines Auschwitz-Überlebenden und bringt dabei den Betrachter in eine unangenehme Lage.
Die Ausstellung mit den Bildern von Ernst Frankl ist betitelt mit Kunst gegen das Vergessen. Das stimmt in zweifacher Hinsicht: Einmal ist es Kunst die an Ausschwitz und die dortigen Schrecken erinnert und zum anderen gehen einem die ausgestellten Bilder nicht mehr so schnell aus dem Kopf.
Adolf Frankl, der Auschwitzhäftling mit der Tätoowierungsnummer B 14395, 1903 geboren, 1983 gestorben, zeigt Szenen aus dem KZ Alltag - Deportation, Demütigung, Gewalt , Leid, Angst und Verzweiflung - In knallbunten, surrealistischen Farben.
„Nach Ausschwitz könne man keine Gedichte mehr schreiben“
So lautet auf jeden Fall der berühmte Satz von Adorno und wahrscheinlich hätte Adorno nichts dagegen gehabt, die Feststellung auf die schöne Malerei auszuweiten.
Aber hier passt Frankls Kunst schon nicht mehr ins Bild: Man scheut sich davor sie schön zu nennen, weil sie zum einen viel zu verstörende Szenen schildert und zum anderen ein viel zu unbehagliches Gefühl hinterlässt. Andererseits jedoch kann man die bunten, stechenden Farben, die sorgfältig komponierte, aber dennoch die Dynamik einer Explosion beibehaltenden Bildanordnungen wohl kaum unschön nennen.
Man weiß nicht genau, was man davon halten soll. Man spürte nur, dass man neben einem Bild von Frankl, eben nicht nur neben einem Bild steht, sondern plötzlich mitten in Auschwitz angekommen ist. Und man ist sich nicht sicher, ob man das will. Trotzdem oder vielleicht genau deswegen will man diese Ausstellung besuchen.
Adolf Frankl „Deportation am 29. September 1944“ (© VG-Bild-Kunst, Bonn / bildrecht.at)
Adolf Frankl „Der Wirbelsturm“ (© VG-Bild-Kunst, Bonn / bildrecht.at)
Adolf Frankl „Adolf Eichmann“ (© VG-Bild-Kunst, Bonn / bildrecht.at)
Adolf Frankl „Verbrennungsofen - Leichenträger“ (© VG-Bild-Kunst, Bonn / bildrecht.at)
Adolf Frankl „Gesichter die mich verfolgen“ (© VG-Bild-Kunst, Bonn / bildrecht.at)