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Oldboy

Autor(en): Gregor Schmalzried am Donnerstag, 5. Dezember 2013
Quelle: 2012 OB Productions, Inc. All Rights reserved.

OB 08014

Ein Mann wird zwanzig Jahre im gleichen Zimmer festgehalten und dann plötzlich freigelassen - gab es das nicht schonmal?

Ein Mann wird zwanzig Jahre im gleichen Zimmer festgehalten und dann plötzlich freigelassen - gab es das nicht schonmal?

Es gibt Tage, an denen läuft alles schief: Der Werbemanager Joe Ducett (Josh Brolin) wird entführt und wacht in einem Zimmer ohne Fenster und ohne Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt auf - und bleibt dort für zwanzig Jahre gefangen. Als er schließlich ohne Vorwarnung freigelassen wird, macht er sich auf die äußerst gewalttätige Suche nach dem, der ihm das angetan hat und kreuzt dabei unter anderem die Wege einer jungen Sozialarbeiterin (Elizabeth Olsen) und diversen mysteriösen Gangsterbossen (Samuel L. Jackson und Sharlto Copley).

Nichts Neues

Klingt bekannt? Inbesondere in Verbindung mit dem Titel Oldboy? Gut aufgepasst, denn der neue Film von Spike Lee (Inside Man) ist ein Remake des gleichnamigen südkoreanischen Films aus dem Jahr 2003. Dieser erregte damals vor allem wegen seiner Videospiel-artigen Actionszenen, exzessiven Gewaltdarstellungen und einer Szene, in der der Hauptdarsteller einen lebendigen Oktopus verspeist, einiges Aufsehen und hat sich seitdem eine Kult-Fangemeinde erarbeitet. Bei der nächsten Party einfach mal in die Runde fragen, ob jemand Oldboy kennt; man findet immer jemanden, der ihn für den besten Film aller Zeiten hält.

Schwächen und andere Schwächen

Es ist zu bezweifeln, dass das je jemand über das Remake sagen wird. Die Gewalt zwingt zwar auch hier in einigen Szenen zum Knöchelbeißen und Augenzusammenkneifen, aber es fehlt dem Film an einem besonderen visuellen Stil und damit an wirklichen Stärken. Dadurch tritt die eigentliche Story, die im Original fast Nebensache war und eigentlich nicht viel mehr als eine uralte Rache-Geschichte mit zweifelhaftem Twist am Ende ist, mehr in den Vordergrund. Und das ist problematisch, denn Zuerst-Treten-dann-Denken-Protagonist Joe Doucett ist zweifellos der unsympathischste Kinoheld des Jahres und es fällt sehr schwer, sich irgendwie dafür zu interessieren, wie seine Geschichte weitergeht, egal ob man sie nun schon kennt oder nicht.

Unter Form

In den USA ist Oldboy übrigens ein riesiger Flop und das zurecht. Selbst Josh Brolin und Samuel „I’ve had it with these motherfucking remakes in this motherfucking cinema“ L. Jackson spielen mit der Leidenschaft von Schauspielern, deren Gehaltschecks sich verspätet zu haben scheinen. Einziger Lichtblick ist die fantastische Jung-Schauspielerin Elizabeth Olsen, aber ihre Rolle ist so unglaubwürdig und miserabel geschrieben, dass auch sie nicht viel retten kann. Alles in allem ist Oldboy zwar einem zwanzig Jahre langen Aufenthalt in demselben Zimmer vorzuziehen, aber auch nicht so viel besser als das. Dann doch lieber das Original gucken und hinterher einen auf Film-Snob machen.

Platte des Monats

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