Online-Experiment
Per Kommentar zum Krimiautor
Schon mal an einem Roman mitgeschrieben? Das Online-Projekt "Netzroman" des Münchner Autors Thomas Lang macht dies möglich.
Wer einen fertigen Roman in der Hand hält, denkt kaum an den langen Entstehungsprozess dahinter. Der Münchner Autor Thomas Lang hatte gemeinsam mit Schriftsteller-Kollege Fridolin Schley sein aktuelles Projekt Netzroman ins Leben gerufen. Der Leser soll einen ganz neuen Blick auf die Entstehung eines Romans erhalten. Die Geschichte hat eine Hauptidee. Aber wie die Figuren oder der Handlungsort um diese Idee herum sein sollen, wird der Autor erst mit der Zeit gemeinsam mit den Usern festlegen.
Ein Roman nach eigenem Geschmack
Der Autor fordert alle Interessenten auf, an diesem Experiment teilzunehmen. Mehr als seinen Namen und eine E-Mail Adresse müssen die Internetautoren dafür nicht angegeben. Schon kann jeder direkt mitwirken. Thomas Lang gibt grobe Ideen vor: Ein Hauptcharakter soll weiblich sein - eine "Sie". Aber wie sieht sie aus? Wie lebt sie? Ist sie verliebt? Hat sie ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern? Fragen, die die User gemeinsam in den Kommentaren besprechen können. Aktuell kommen pro Woche etwa drei Beiträge vom Autor selbst. Darin teilt er seine Gedanken mit oder fasst die Vorschläge der User zusammen.
Ein etwas anderer Coming-of-Age Roman
Einen Titel und eine Rahmenhandlung hat der Roman bereits: "Der gefundene Tod" basiert auf einer wahren Geschichte. In einer deutschen Provinz finden Jugendliche nach einer durchfeierten Nacht eine Leiche im Wald. Anstatt die Polizei zu rufen, schänden sie den Toten und filmen das mit ihren Handys. Autor Thomas Lang war fasziniert von dieser wahren Begebenheit. Um sich besser in die Jugendlichen hineinversetzen zu können, beschränkt er sich nicht nur auf die Meinungen im Netz, sondern wird auch die 9. Klasse einer Realschule besuchen. So können auch hier möglichst viele Menschen an der Entstehung der Geschichte teilnehmen. Die Reaktionen der Schüler auf dieses Geschehen sollen helfen, die Protagonisten sehr authentisch beschreiben zu können.
Die Zukunft des Romans
Ob Romane künftig als Gemeinschaftsprojekt online entstehen, kann Thomas Lang nicht sagen. Für ihn ist aber klar, dass das Internet den Begriff der Literatur erweitert hat und die Rolle des Autors sich geändert hat. "Ein Autor ist heute etwas anderes als dieser Typ, der im stillen Kämmerlein sich das alles toll ausdenkt."
Die geplante Online-Phase des Netzromans soll insgesamt sechs Monate laufen und wird noch bis etwa Februar 2017 andauern. Ziel ist es, danach genug Material gesammelt zu haben, um den Roman vollenden zu können und ihn als Buch zu veröffentlichen.
Selber mitmachen
Wer Lust hat mitzumachen, oder einfach nur lesen will, wie es aktuell um den Roman steht, der kann vorbeischauen auf: http://www.netzroman.thomaslang.net.