Charakterstark, glaubwürdig, schön und in jeder Rolle faszinierend authentisch - all das trifft auf Senta Berger zu.

Das Älterwerden

,,Ich kann die Zahl 75 aussprechen, aber ich glaube sie nicht. Die Zeit rast und wir rasen mit.“ So beschreibt Senta Berger das Älterwerden. Ein Alter, das man Ihr nicht ansatzweise ansieht. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Sie zu den Menschen gehört, die nicht älter, sondern interessanter und ausdrucksstärker werden. Senta Berger - die Wandelbare, die Selbstkritische, die politisch Engagierte - die Frau, die jedes Filmgenre mit Bravour bedient und jede Rolle zu ihrer eigenen macht, ohne dass man das Gefühl bekommt sie müsse sich verstellen.

Frühstart

Senta Berger wurde am 13. Mai 1941 in Wien geboren und schon mit 16 Jahren am renommierten Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen. Ihr filmischer Durchbruch gelang Ihr 1961 mit dem Film ,,Es muss nicht immer Kaviar sein“. Von da an stand sie auch mit Hollywoodgrößen wir Kirk Douglas, Curd Jürgens oder Alain Delon vor der Kamera. Alle flirteten mit ihr, doch sie hatte nur Augen für einen Mann: Michael Verhoeven. Der Medizinstudent aus München und die hübsche Schauspielerin heiraten 1966, bekommen zwei Kinder und gründen zusammen die Filmproduktionsfirma Sentana. Dort entstehen Filme wie die ,,Weiße Rose“ oder auch die Serie ,,Die schnelle Gerdi“, in der Senta Berger als Taxifahrerin durch München rast und jeder am liebsten Mal mit Ihr mitgefahren wäre.

Ein Rückblick

Wenn man auf ihre Schauspielkarriere zurückblickt so sieht man, dass weder ihre Karriere noch ihre Weiterentwicklung als Schauspielerin je still gestanden hat. Von ihren anfänglichen Rollen in den 1960-ern, die eher noch mit dem Klischee der jungen hübschen Berger spielten und die sie selbst als ihre Lern- und Wandeljahre bezeichnete, über Hollywood bis hin zur festen Charakterdarstellerin als Dr. Eva Maria Prohacek in der Samstagabend-Krimi-Serie ,,Unter Verdacht“ stellte sie viele facettenreiche Figuren dar.

Star zum Anfassen

Eine ihrer wegweisendsten Entscheidungen war mit Sicherheit aus Hollywood zurück nach Deutschland zu kommen. Zur Begründung sagte sie einmal: "Ich wäre dort als Schauspielerin nie so weit gekommen. Mit meinem deutschen Akzent wurde ich für manche reizvolle Rollen einfach nicht besetzt und musste zu viele Kompromisse eingehen." Sie habe sich in Amerika aber auch nicht verwirren lassen vom sinnlosen Luxus in Beverly Hills.

Diese bodenständige Einstellung zieht sich durch Ihr ganzes Leben. Vielleicht ist sie vielen genau aus diesem Grund auch so sympathisch. Sie ist eben nicht nur Schauspielerin, sondern auch ein Mensch zum Anfassen. Sie stellt sich politisch kritischen Themen und bekennt sich unverfroren zur ihrer Meinung. Unvergessen das Stern_Titelbild 1971 zum Thema ,,Wir haben abgetrieben“ auf dem sie sich ablichten ließ.

(stern Titelblatt Heft Nr. 24 1971 / Verlag Gruner + Jahr)

Ehrung für das Lebenswerk

Am 3. Juni erhält sie den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises, wo sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wird - sozusagen ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Ein Lebenswerk ohne Skandale, privat wie beruflich. Aber vielleicht liegt auch genau darin das Geheimnis von Senta Berger. Das private Glück sieht man ihr einfach an - das Alter aber eben nicht.

Titelbild: Michael Schilling / Commons Wikimedia unter CC BY-SA 3.0