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M94.5 Filmkritik

SciFi goes Africa

Quelle: © Marvel Studios 2018

Der Black Panther alias T'Challa (Chadwick Boseman) auf dem Schlachtfeld

"Black Panther" greift Black History und Frauenpower auf. Revolutioniert die Verfilmung des Marvel-Klassikers von 1966 damit den Superhelden-Film?

'Black Panther' - schon das Wort legt sich geschmeidig auf die Zunge, mit der afrikanischen Großwildkatze werden Schnelligkeit, Lautlosigkeit und Eleganz assoziert. Genau diese Eigenschaften vereint auch der erste schwarze Superheld aus dem Marvel-Universum: Black Panther. Schon 2016 in 'The First Avenger: Civil War' zu sehen, hat er jetzt einen Solofilm bekommen. Endlich.

Was weißt du über Wakanda?

Schauplatz des Films: Wakanda, ein kleines fiktives Land irgendwo im Nirgendwo Ostafrikas voller Schafhirten und bunter Kleidung. Zumindest scheinbar. Denn unter seiner Ethno-Oberfläche ist Wakanda das pulsierende Zentrum des modernsten, technischen Fortschritts. Es verfügt über das weltweit einzige (der Korrektheit halber angemerkt: durch einen Meteoriten-Einschlag entstandene) Vorkommen des mächtigsten Metalls der Erde: Vibranium. (Bei Captain-America-Fans dürfte es jetzt klingeln: Ja, das ist das Material, aus dem Steve Rogers Schild hergestellt ist!) Ein bisschen Grundwissen für Marvel-Neulinge: Vibranium ist beinahe unzerstörbar und komplett schockabsorbierend.

Das bekommen auch die Feinde des Black Panther zu spüren, sein Kampfanzug ist aus dem wertvollen Metall gefertigt. Black Panther alias T'Challa (unfassbar cool verkörpert von Chadwick Boseman) ist der unermüdliche Beschützer Wakandas und der König des Landes. Über besondere Fähigkeiten wie seine Kollegen Thor oder Hulk verfügt er nicht, er ist eher der Batman unter den Marvel-Helden. Fit in verschiedenen Kampftechniken und pantherhaft agil wird er in seinem Anzug zum Superhero. Er muss das Geheimnis um die technologische Überlegenheit Wakandas bewahren und sein Volk schützen. Leider muss er dabei aber bald feststellen: Das, was du verteidigst, ist nicht so ehrenhaft, wie du glaubst...

'Black Panther' - ein Schauspiel in drei Akten

Im Gegensatz zu anderen Nationen Afrikas sind Wakanda und seine Bewohner nie unter dem Kolonialismus versklavt und ausgebeutet worden. Die Begründung: Unter dem Schutz des Black Panthers ist seine Fortschrittlichkeit nie nach außen gedrungen. Geht es nach König T'Challa, soll das auch weiterhin so bleiben. So weit die Einleitung - kommen wir zum 2. Akt, dem spannenden Hauptteil der Handlung: Darin tritt plötzlich ein Verwandter des Black Panther auf den Plan, der der geheimen Existenz von Wakanda ein Ende bereiten möchte.

Erik Killmonger (sehr lässig gespielt von Michael B. Jordan) ist aber nicht der klassische Bösewicht; er will Wakandas technologischen Fortschritt nutzen, um Afrika aus dem Schatten der westlichen Welt zu katapultieren. Er fordert T'Challa in einem Kampf um die Krone und die Identität des Black Panther heraus. Somit gerät T'Challa nicht nur selbst in Gefahr, er muss sich auch fragen, ob die Ziele, die Killmonger verfolgt, nicht vielleicht genauso ehrenhaft sind wie seine eigenen. Das ist ein Superhelden-Dilemma, wie es auch schon die letzten beiden Captain-America-Filme durchgespielt haben. Dass die bipolare Aufteilung in Gut und Böse wegfällt, macht den Film auf jeden Fall nur umso spannender.

Unterstrichen wird diese Spannung von einem elektrisierenden Hip-Hop-Soundtrack von Rap-Superheld Kendrick Lamar. Wäre 'Black Panther' nicht eh schon so unglaublich cool, Lamars Soundtrack allein würde es schaffen, ihn auf den Coolness-Olymp zu heben.

Feminismus? In Wakanda ein Fremdwort

Besonders cool macht den Film aber auch noch ein anderes Phänomen: Wakandas Frauen haben von dem Wort 'Feminismus' vermutlich noch nie etwas gehört. Brauchen sie auch nicht! Die besten Krieger des Landes sind durchgehend weiblich und sein technologisches Superbrain ist die kleine Schwester des Black Panther (an dieser Stelle ein ausgesprochenes Lob an Kostümdesignerin Ruth E. Carter: Sie macht Darstellerin Letitia Wright zur Stilikone des Films, die in jeder Szene mit einem neuen, umwerfenden afrofuturistischen Look überrascht). Und - so viel darf vielleicht schon veraten werden - in der finalen Schlachtszene sind es so schließlich die Frauenfiguren, die das Ruder rumreißen. Damit greift 'Black Panther' neben dem Thema Black History eine weitere aktuelle Debatte auf.

Politisch aufgeladenes Popcorn-Kino

'Black Panther' ist ohne Frage der mutigste Superhelden-Film, den Marvel bisher gemacht hat. Nicht die Fähigkeiten des Superhelden sind es, die überraschen - im Gegenteil, da gibt es weit talentiertere im Marvel-Universum -, sondern die Souveränität und Coolness, mit der der Film trotz klassischem Superhelden-Plot die Themen Black Identity und Feminismus aufgreift. Und das noch immer mit hohem Unterhaltungsgrad! Natürlich ist 'Black Panther' produziert worden, um ein Kassenschlager zu werden. Aber schon alleine durch seine schlichte Existenz nimmt er endlich einmal eine Gegenposition zu den ganzen weißen Cape-Trägern im Superhelden-Business ein. Damit könnte der Film zum popkulturellen Meilenstein werden.
 
'Black Panther', der neue Film aus dem Marvel-Universum, läuft ab 15. Februar 2018 in den deutschen Kinos.
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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