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Travis Rice im Interview

Snowboarding vs. Natur? Quatsch!

Autor(en): Ron Stoklas am Mittwoch, 5. Oktober 2016
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Quelle: Ron Stoklas / M94.5

Travis Rice vor der Deutschland-Premiere von 'The Fourth Phase" in München.

Snowboardikone Travis Rice ist wieder auf der Kinoleinwand zu sehen. Wir haben zum Start seines Films "The Fourth Phase" mit ihm gesprochen.

Snowboardikone Travis Rice und sein Team waren knapp drei Jahre unterwegs, um dem Strom des nordpazifischen Wasserstroms zu folgen. Das Ergebnis ist ein Film über die Liebe zum Snowboarden und zur Natur. Wir haben Travis Rice im Rahmen der Deutschland-Premiere von "The Fourth Phase" in München getroffen.

M94.5: "The Fourth Phase" ist ihr dritter Film nach ''That's It, That's All" und "The Art of Flight" - was unterscheidet die Filme voneinander?
Travis Rice: Ich glaube, die Leute verstehen nicht ganz, wie die Filme zusammenhängen. Eigentlich gibt es noch einen vierten Film, ein Community-Projekt, welcher vor "That's It, That's All" und "The Art of Flight" gedreht wurde. Ich hatte das Gefühl, dass diese drei Filme eine Art Trilogie darstellen. Für uns war zum Beispiel "The Art of Flight" so etwas wie "That's It, That's All 2". Daher wollten wir bei diesem Film [gemeint ist "The Fourth Phase"] etwas anderes machen. Wir wollten einen anderen Ansatz wählen und dabei war das Thema wichtig. Wir wollten mehr über die Routen und den Grund, warum wir gerne in den Bergen sind, sprechen.

M94.5: In einer Kritik wurde der Film mit den Worten "Snowboarding vs. Mutter Natur" beschrieben. Was sagen Sie dazu?
Travis Rice: (lacht) Ich glaube, ein Journalist, der den Film mit "Snowboarden gegen Mutter Natur" beschreibt, hat den Film nicht gesehen oder einfach nicht verstanden. Es geht im Film nicht um ein Gegeneinander, sondern eher darum, Teil der Prozesse zu werden, die für den Winter sorgen.

Winter als wissenschaftlicher Ansatz

M94.5: Ist es also eher, wie es Bryan Iguchi erklärt hat? Er meinte, ihr habt für diesen Film so eine Art "Wasser-Wissenschaftliche-Wanderung" gemacht.
Travic Rice:Ja, aber lass es mich vielleicht anders beschreiben. Normalerweise reist man  für Filme immer dorthin, wo gerade die besten Bedingungen sind, ohne auf die Umweltentwicklung zu achten. In diesem Film wollten wir jedoch einen genaueren Blick darauf werfen, welchen Weg das Wasser in seinem Kreislauf eigentlich zurücklegt. Wenn man sich etwas damit befasst, erfährt man, dass es viel mit dem Nordpazifikwirbel [gemeint ist eine Meeresströmung im Nordpazifik] zu tun hat. Das System der Meeresströmungen sorgt dafür, dass ein kompletter Kreislauf knapp drei Jahre dauert. Genau deshalb wollten wir uns diese Zeit nehmen, um den Nordpazifikwirbel zu verfolgen.

M94.5: Los ging es dabei in deiner Heimat Wyoming. Von dort seid ihr nach Japan, dann nach Russland und zum Abschluss nach Alaska gereist. Was war dein persönliches Highlight?
Travis Rice: Das ist gar nicht so einfach, weil jede Location etwas Besonderes hat. Aber ich denke, Japan ist etwas Spezielles, weil wir hier immer unsere Wintersaison starten. Man ist einfach immer aufgeregt, wenn der erste Schnee fällt und man durch die Gegend wandern kann. Das war einfach wunderschön. Der Japan-Teil des Films ist wirklich so etwas wie die Vorfreude auf den kommenden Winter.

M94.5: In Russland hattet ihr ja einen unglücklichen Zwischenstopp und musstet sieben Stunden beim Zoll warten. Was war los?
Travis Rice: Wir haben Stunden damit verbracht, alle Dokumente auszufüllen und die Bestätigungen zu bekommen. Wir sind also hingeflogen, aber ich glaube, die Verantwortlichen dort wollten einfach zeigen, dass sie ihren Job machen. So haben sie halt entschieden, ihre Macht zu demonstrieren und uns nicht ins Land zu lassen.

M94.5: Klingt nicht berauschend.
Travis Rice: C'est la vie. Wir sollten einfach nicht dort boarden. Dafür haben wir dort ein paar coole Kids getroffen. Wir haben dann ein paar Stunden mit ihnen gesprochen und irgendwann gemerkt, was für fantastische Wellen es dort an der Küste dieser Militärbasis gibt. Als wir erzählt haben, dass wir unsere Surfbretter dabei haben, meinten sie nur, dass man hier nicht surfen kann, weil das Wasser zu kalt ist. Wir haben nur gemeint, dass die Ausrüstung mittlerweile echt gut ist. Und was ist: Mittlerweile haben sie eine kleine Surfgang. Einer der Jungen war dann auch bei unserer Moskau-Premiere und hat uns erzählt, dass ein paar der Beamten gefeuert wurden wegen der Vorfälle. Uns tat es leid, aber er meinte, es sei ok, weil die Gemeinde den Dreh eher als Chance gesehen hatte.

Mehr als nur eine Form von Wasser

M94.5: Der Film selbst wirkt dabei viel persönlicher als frühere Projekte. Man sieht Sie nicht nur auf der Piste, sondern auch entspannt beim Segeln. War es nicht manchmal schwer, während der gesamten Produktion so private Einblicke zu ermöglichen?
Travis Rice: Das war einer der Gründe, wieso es bisher das vielleicht schwerste Projekt für mich und die Crew war. Es war schon etwas unheimlich, mich so sehr zu öffnen, aber in den vielen Jahren, die wir gemeinsam Filme gemacht haben, ging es meist um den Sport und Unterhaltung. Jetzt wollten wir einfach etwas offener darüber sprechen, wie es ist, wenn wir an so einem Projekt arbeiten.

M94.5: Du selber hast mit zwölf Jahren mit dem Snowboarding angefangen. Gab es da irgendein Vorbild für dich?
Travis Rice: Für mich war es relativ einfach. Ich bin eigentlich schon mein ganzes Leben Ski gefahren, aber irgendwann war es einfach etwas langweilig und hat nicht mehr so viel Spaß gemacht. Ich erinnere mich noch, wie ich es das erste Mal mit dem Snowbarding probiert habe. Ein paar Tage später habe ich einfach so eine Magie gefühlt, die ich noch heute spüre. Es ist dieser Reiz, auch heute noch die eigentlich einfachen Dinge wie zum Beispiel einen Turn von einem Rand zum anderen zu machen, die mich fesseln. Das ist, glaube ich, der Grund, wieso ich noch immer so viel Spaß beim Snowboarden habe.

M94:5: Was sollten Zuschauer aus "The Fourth Phase" mitnehmen?
Travis Rice: Ich denke, jeder wird etwas anderes mitnehmen. Wir hatten beim Dreh keine genaue Idee, welche Botschaft wir vermitteln wollen. Es war für uns eher so etwas wie ein dokumentarischer Prozess. Ich glaube, es hat sich während des Drehs zu dem entwickelt, was es ist. Was jedoch wichtig ist: Es geht um den Kreislauf des Wassers, daher auch der Titel "The Fourth Phase". Es ist wichtig, dieses System unseres Planeten zu verstehen. Dabei sind wir auf das Buch "The Fourth Phase of Water" von Prof. Dr. Pollack gestoßen. Er zeigt, dass wir noch so viel über das Wasser lernen können. Wir können zwar ein Glas mit Wasser halten, aber es gibt so viel, was wir davon nicht wissen. Daher denke ich, es ist eine tolle Metapher für den Film und für das Leben.

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