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M94.5 Theaterkritik

Sommernachtsalptraum?

Autor(en): Amelie Hörger am Samstag, 29. September 2018
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Quelle: © Arno Declair

Modernes Bühnenbild in "Ein Sommernachtstraum"

Der alte Shakespeare-Klassiker "Ein Sommernachtstraum" bekommt in der neuen Inszenierung des Volkstheaters einen gruseligen Anstrich.

Kurz, knapp und sicherlich keine leichte, fröhliche Kost - so lässt sich die Inszenierung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" im Vokstheater wohl am besten beschreiben. Dennoch gibt der unheimliche, dunkle Touch dem Stück, unter der Regie von Kieran Joel, eine ganz neue, spannende Note.

Die vier Liebenden

Das Quartett der vier hilflos durch den Wald irrenden verliebten Griechen, wirkt durch ihre gemusterten Hemden und Pilzkopffrisuren zunächst wie ein Revival der Beatles. Helena, Hermia, Lysander und Demetrius sind sich optisch zwar ähnlich, dennoch schafft es der Zuschauer während der recht kurzen eindreiviertel Stunden der Inszenierung die vier Charaktere gut voneinander zu unterscheiden und den Irrungen und Wirrungen ihrer Liebe und Leidenschaft zu folgen. 

Die drei Schauspieler

Die Stärke des Stückes bilden jedoch sicherlich die Auftritte der drei Schauspieler, die sich als Theatergruppe im Wald zum Proben treffen um die "spaßige Tragödie von Pyramus und Thisbe" auf die Beine zu stellen. Die lustige Truppe, die durch gekonnte Kostüme und Make-up einem Horrorfilm im barocken Setting entspringen könnte, nutzt nicht nur die Bühne um ihre Geschichte zu erzählen. Kurzerhand klettern die drei Darsteller über Stuhllehnen und die Köpfe der Zuschauer hinweg durch den Raum und starren mit fixierenden, beinah fanatischen Blicken umher.  

Die zwei entzauberten Elfen

Besonders bei den Elfenherrschern Titania und Oberon wird deutlich, dass die lustige Komödie von William Shakespeare im Volkstheater eher düster interpretiert wird, denn die sonst zauberhaften Geschöpfe, gehören mehr in einen Alptraum als in einen Traum. Mit wilden, fettigen Haaren, zerrissenen Klamotten und Schaum vor dem Mund spielen Pascal Fligg und Luise Deborah Daberkow ihre wütenden und eifersüchtigen Rollen brutal und schonunslos.

Der eine, der noch mit dabei ist

Puck, der fröhliche, tollpatschige Handlager der Elfenfürsten, sonst Garant für Witz und Spaß im Stück, ist im Volkstheater auf eine recht unemotionale, beherrschte Rolle zusammengeschrumpft. Gekleidet in einem ständig wechselnden, bunten Repertoire an Anzügen, behält Puck ruhig den Überblick. So ist "Ein Sommernachtstraum" im Volkstheater in seiner etwas zerstückelten, neu interpretierten, schaurigen Form, zwar recht weit entfernt von dem traditionellen Shakespeare-Klassiker, auf diese Weise aber auch spannend und erfrischend anders.

"Ein Sommernachtstraum" läuft dieses Jahr noch am 30.09, 01.10.12.10, 01.11, 07.11 und 05.12, jeweils um 19:30 Uhr im Volkstheater.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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