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Ein Stein sagt mehr als tausend Worte

Autor(en): am Mittwoch, 8. Dezember 2010
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Geschichtsschreibung ist normalerweise die sprachliche Vermittlung historischer Erkenntnisse. Kann uns etwas Gegenständliches wie das Baumaterial eines Gebäudes auch etwas über Geschichte und Politik erzählen? Diese Frage haben sich vier Architekten aus dem Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch & Hirsch gestellt. Ihre Antwort lautet ja, Material und historischer Kontext stehen in einem engen Zusammenhang. In der Ausstellung "Material Zeit" des Architekturmuseums der Technischen Universität (TU) München in der Pinakothek der Moderne sind ihre Projekte zu sehen.

Geschichtsschreibung ist normalerweise die sprachliche Vermittlung historischer Erkenntnis. Kann uns etwas Gegenständliches wie das Baumaterial eines Gebäudes auch etwas über Geschichte und Politik erzählen? Diese Frage haben sich vier Architekten aus dem Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch & Hirsch gestellt. Ihre Antwort lautet ja, Material und historischer Kontext stehen in einem engen Zusammenhang. In der Ausstellung "Material Zeit" des Architekturmuseums der Technischen Universität (TU) München in der Pinakothek der Moderne sind ihre Projekte zu sehen.

Kann das Baumaterial eines Gebäudes Bedeutung haben? Sagen Glas, Holz, Ziegel, Stahl und Stein wirklich etwas über die Geschichte hinter einem Gebäude aus? Die gläserne Fassade des Bundeskanzleramts in Berlin soll die Transparenz der Politik in einem demokratischen Staat symbolisieren. Die Gebäude des katalanischen Architekten Antoni Gaudi laden zum Träumen ein, sie sind geschwungen, teilweise asymmetrisch und oft mit bunten Mosaiksteinen verziert.

Das Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch & Hirsch stellt zwölf Projekte in der Ausstellung „Material Zeit“ des Architekturmuseums der Technischen Universität (TU) München in der Pinakothek der Moderne aus. „Material“ meint hier das Baumaterial. „Zeit“ meint den historischen und politischen Hintergrund eines Baus. Eines der zwölf Projekte war das Jüdische Museum, die Synagoge und das Gemeindezentrum am Jakobsplatz in München. Nach Prof. Wolfgang Lorch spielt zum einen die stadträumliche Dimension eine Rolle. Münchens Hauptsynagoge war bis 2006 in der Reichenbachstraße „mehr oder minder in einem Hinterhof“. Danach ist die Synagoge Ohel Jakob am Jakobsplatz eingeweiht worden. Es sei eine „Politik der Zeichen“, der Synagoge einen der letzten großen offenen Bauplätze einzuräumen. Zum anderen erklärt Lorch die Materialstrategie. Die drei Bauten Jüdisches Museum, Synagoge und Gemeindezentrum sind aus einem Material gefertigt, nämlich Travertin-Stein. Die Oberflächen der drei Bauten sind jedoch unterschiedlich: gebrochen, gestockt und glatt. So werde der Platz gegliedert und gleichzeitig bleibe er einheitlich.

Die Synagoge spiele ferner mit dem Begriffspaar Fragilität und Stabilität. Die Begriffe stehen für "eine Art jüdische Grunderfahrung“, für „Tempel“ und „Zelt“. Das Stiftszelt war Zentrum des jüdischen Gottesdienstes während der Wüstenwanderung und steht für die Diaspora. Der Tempel hingegen steht für Dauerhaftigkeit. Diese beiden Aspekte könne man nach Lorch am Gebäude entdecken.

Zurück zur Ausstellung. Die Projekte sind in einem schmalen und langen Raum ausgestellt. Auf einem 35 Meter langen Tisch sind die Projekte mit Modellen, Zeichnungen, Materialien und Erläuterungen ausgestellt. Gleichzeitig werden Bilder der vorgestellten Bauten an die Wände projeziert. Für architekturaffine Menschen ist die Ausstellung fast ein Muss, allen anderen schärft sie den Blick für Baumaterial und dessen möglicher Bedeutung. Die Ausstellung dauert vom 9.12.2010 bis 06.03.2011 und ist kostenlos.


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