Kunstvolles Sprayen
Street Art auf dem Tollwood Festival
Die Galerie m|u|c|a will Graffiti und Co als anerkannte Kunstform präsentieren.
Auf dem Gelände des Tollwood Festivals sind derzeit einige gesprayte Werke zu sehen. Die wurden dort jedoch keinesfalls illegal angebracht, im Gegenteil: Hinter der Aktion steckt eine Galerie, die Graffiti und Co möglichst schnell als ernstzunehmende Kunstform etablieren will. Dazu zeigt sie Werke nationaler und internationaler Sprayer.
Schon länger hat Street Art das Stigma der bloßen Schmiererei hinter sich gelassen, wie auch das M94.5-"Fußnoten"-Team bei einem Blick in Münchens Graffiti-Szene festgestellt hat. Künstlernamen wie Banksy oder Invader sind weit über die Grenzen ihrer Szene hinaus bekannt. Die oft politischen, manchmal zynischen und häufig humorvollen Botschaften urbaner Kunstwerke beeinflussen die Gegenwartskultur stark. Street Art spielte während den Revolutionsbewegungen im arabischen Raum ebenso eine Rolle, wie sie zuletzt auch immer wieder im Bereich der Werbung auftauchte.
Kommerz als Chance – nicht als Problem
Anabell Roque Rodriguez sieht darin keinen Widerspruch. Sie ist Kuratorin für m|u|c|a, eine Münchner Galerie, die sich primär auf Street Art, Urban Art und Graffiti spezialisiert hat. In einer teilweisen Kommerzialisierung sieht sie kein Problem, schließlich bringe sie „eine Professionalisierung mit sich – und es ist ja gut, wenn Street Art-Künstler von ihrer Arbeit leben und sich diesem Bereich der Kunst komplett widmen können.“
Auch um Street Art noch ein wenig populärer zu machen, stellen einige der Künstler, die gerade auf dem Tollwood vertreten sind, ihre Kunst live vor. L.E.T. (kurz für Les Enfantes Terribles) vollendet etwa vor Ort einige seiner Stencils – das sind Bilder, die mithilfe eigens angefertigter Schablonen in relativer kurzer Zeit an die Wand gesprayt werden können. Ein mannshohes Werk entsteht so schon in gut 20 Minuten.
L.E.T. und Co – vom Sprayer zum Künstler?
Künstler wie L.E.T. haben ihre Wurzeln natürlich auch im Untergrund. Les Enfantes Terribles prägt seit den frühen 1990er-Jahren das Bild seiner Heimatstadt Düsseldorf mit. Legal war das natürlich nicht immer. Allerdings ist Street Art über die Jahre allgemein durchdachter geworden. So gibt es inzwischen sogar Bücher, in denen die Spots besonders gelungener Arbeiten beschrieben werden.
Weg vom Vandalismus – hin zur echten Kunst? Klar ist, dass junge Street Art-Künstler auch weiterhin an öffentlichen Wänden und Fassaden mit dem Sprayen beginnen werden. An verschiedenen Orten des Tollwood-Geländes kann man derzeit allerdings sehen, wie kreativ und ansprechend Street Art sein kann, wenn man sie zur Perfektion treibt.