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Christian Kracht im Literaturhaus

Und er liest doch

Fast vergessen, der Aufschrei der Feuilletons: Christian Kracht, ein "Türsteher der rechten Gedanken"? Neinnein, meinten die Meisten. Sein Roman Imperium sei ein Meisterwerk. Übertrieben? Fast vergessen, der Aufschrei der Feuilletons: Christian Kracht, ein "Türsteher der rechten Gedanken"? Neinnein, meinten die Meisten. Sein Roman Imperium sei ein Meisterwerk. Übertrieben?

Ach, wenn Günter Grass nicht wäre. Mit seinen willkürlichen Zeilenumbrüchen in der Süddeutschen Zeitung hat der Thesentrommler seinen Kollegen Kracht aus den Feuilletons vertrieben. Schwuppdiwupp war sie beendet, die erste große Literatur-Debatte in diesem Jahr.

Mag ihm recht sein, mag ihm stinken - bei Kracht weiß man das nie so genau. Seit Februar lächelt der Schweizer Schriftsteller den Spiegel-Vorwurf weg, sein Imperium sei "durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht". Er sagte Lesungen ab, gab keine Interviews und verteidigte sich nicht gegen seinen Kritiker Georg Diez. Das übernahm die Presse, die Kracht ziemlich geschlossen in Schutz nahm und Diez den schwarzen Peter zurückschob.

Parallelen zwischen Grass und Kracht
"Gleichgeschaltet" nannte das Grass später, wenn auch nur auf seine israel-kritische Lyrik bezogen. Gemeinsam ist den beiden Debatten aber die enorme Aufregung und Abschreiberei. Als gäbe es wirklich ein einfaches richtig und falsch. Als könne man Literatur interpretieren, wie die neuen Arbeitslosenzahlen.

Die Debatten als Gewinn für alle
Welche Rolle die Medien einnehmen, was wirklich die Aufgaben von Literaturkritik sind und was die Literaturwissenschaft beitragen kann - darüber ließe sich vortrefflich streiten. Am besten sofort und gerne am Beispiel von Krachts Imperium. Dass die Debatte nun abgeebbt ist, kann nur ein Vorteil sein. Freuen können sich derzeit ja sowieso beide: Der Künstler über gute Verkaufszahlen, der Kritiker über etwas Ruhe. Ach, wenn Günter Grass nicht wäre.

Der Debattenüberlick:


Christian Kracht hat am Donnerstag im Literaturhaus aus seinem Roman "Imperium" gelesen. Wie der Abend war, hört ihr hier.
Bildquelle: Frauke Finsterwalder/KiWi
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