M94.5 Filmkritik
Unglaubliches Comeback
Elasti-Girl auf dem Weg die Welt zu retten. Und Bob passt auf die Kinder auf.
Die berühmte Pixar-Superheldenfamilie ist zurück. In "Die Unglaublichen 2" teilt sie immer noch richtig aus - und das macht Spaß.
Man kann es kaum glauben. Nach 14 langen Jahren ist sie endlich da, die Fortsetzung von The Incredibles. Und die Erwartungen sind hoch. Kann der Film mit dem ersten Teil mithalten? Wie präsentiert sich die unglaubliche Familie in der neuen Zeit?
Welcome back, Elasti-Girl!
Der Film startet genau bei dem Cliffhanger, mit dem wir uns vor 14 Jahren erstmal von den Incredibles verabschieden mussten. Ein Bösewicht überfällt mit seiner Tunnelbohrmaschine die Stadt und die Familie muss ihre Kräfte vereinigen, um den Übeltäter zu besiegen. Doch das dabei entstehende Maß an Zerstörung ist dann doch leider unerwünscht. Weiteres Problem: Das Superheldentum ist illegal. Das war's dann also erstmal mit den Heldentaten. Doch ein Gönner nimmt sich der Superheldensache an und verspricht, das Image aufzubessern, um das Superheldenverbot zu kippen. Doch dafür braucht man keinen starken Mr. Incredible, der alles zu Schrott boxt, sondern vielmehr seine Ehefrau, Mrs. Incredible, ehemals bekannt als Elasti-Girl. Und sie begibt sich mit neuem Anzug und Elasti-Bike auf die Mission, den Ruf der Superhelden zu retten. Währenddessen entscheidet sich Mr. Incredible, zuhause zu bleiben und sich um die drei umtriebigen Kinder zu kümmern.
Von der Rampensau zum Stay-at-Home-Dad
The Incredibles 2 macht einiges richtig. Es wird fortschreitend mit Geschlechter-Vorurteilen aufgeräumt. Das passiert nicht einfach so, sondern es ist ein Prozess und ein nicht gerade leichter. Mr. Incredible braucht eine ganze Zeit, bis er sich damit zurechtgefunden hat, nicht mehr der Mann im Rampenlicht zu sein, sondern seine Frau. Und so wie seine Frau mit einem unheimlichen Bösewicht kämpt, hat er alle Hände damit zu tun, für seine Kinder ein guter Vater zu sein. Diese für ihn schwere Umstellung ist wirklich gelungen. Er ist absolut überfordert. Dennoch ist ihm vollkommen klar, dass jetzt seine Frau an der Reihe ist. Die Situation bietet auch ihm die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Und sei es auch nur, dass er seinen jüngsten Sohn Jackjack als Laserpistole benutzt. Auch im ersten Teil war ja Elasti-Girl nie nur die einfache Hausmutti. Und dieser Schritt wurde jetzt konsequent weitergedacht und ansprechend umgesetzt, ohne gewollt oder erzwungen zu wirken.
Ein filmisches All-you-can-eat-Buffett
Schon immer eine Stärke der Filme aus dem Hause Pixar war die Fähigkeit, den Film für so gut wie alle Altersgruppen ansprechend zu gestalten. Und das ist ihnen in The Incredibles 2 auch wieder gut gelungen. Slapstick-Szenen des chaotischen Alltags im Hause Incredible wechseln sich ab mit fast schon philosophischen Betrachtungen zur Medienwelt und Gleichstellungsfragen. Teilweise zieht sich der Film dadurch etwas, gewinnt aber auch an Tiefe. Das gefällt sicher nicht allen, ist aber konsequent gedacht. Und die Freunde der seichten Unterhaltung kommen ja auch auf ihre Kosten. Spätestens wenn sich Jackjack mit einem Waschbär auf die Knochen um einen Keks streitet.
The Incredibles 2 ist vielleicht nicht der beste Animationsfilm aller Zeiten, aber er zeigt, wie eine gute Fortsetzung, befriedigende Antworten auf Fragen unserer Zeit und einfach großer Spaß aussehen können.
„Die Unglaublichen 2” läuft ab dem 27. September 2018 im Kino.