Home > Kultur > Was ihr wollt
Shakespeare zu Ehren

Was ihr wollt

Autor(en): Jan Waizenhöfer am Mittwoch, 19. Februar 2014
Quelle: © Thomas DashuberFoto

Der Narr (Ian Fisher) vor dem beeindruckenden Bühnenbild von "Was ihr wollt" am Resi

Vor 450 Jahren wurde Shakespeare geboren. Zu diesem Anlass inszeniert das Münchner Residenztheaters seine Komödie "Was ihr wollt".

Im Shakespeare Jahr 2014 wird der berühmte englische Schriftsteller weltweit gefeiert. Vor 450 Jahren wurde das elisabethanische Theater-Genie geboren und in München gesellen sich zu diesem Anlass zu den Inszenierungen von "Die widerspenstige Zähmung" und "Der Sommernachtstraum", die bereits im Repertoire des Münchner Residenztheaters sind, noch "Der Sturm" und "Was ihr wollt". Letzteres feierte am 18. Januar seine Premiere und begeisterte dabei das ausverkaufte Haus.

Bereits im Vorfeld sammelten sich zahlreiche Theaterliebhaber mit Zetteln auf denen "Suche Karte" stand im Foyer des Theaters neben der Münchner Oper. Die meisten mussten wohl enttäuscht abziehen. Denn wer hierher kam und eine Karte hatte, der wollte sie für sich behalten.
Shakespeare begeistert bis heute die Massen. Ob Jung, ob alt, ob Chef, ob Angestellter. Deswegen verwundert es nicht, dass auch in der modernen Inszenierung der Komödie "Was ihr wollt" von Amelie Niermeyer, für jeden etwas dabei ist.


Die Inszenierung ist modern und doch klassisch zu gleich. Die Texte sind an unseren heutigen Sprachstil angepasst , die Kostüme semi-zeitgenössisch und die Handlung leicht verständlich und trotz drei Stunden Spiellänge (inklusive Pause) straff konzeptioniert und schnelllebig.
Das Bühnenbild ist das erste Highlight und gleichzeitig auch das erste was einem ins Auge sticht, sobald der Vorhang sich hebt. Nur eine einzige riesige Rolle, die sich im Laufe des Stücks immer wieder bedrohlich ihren Weg zum Zuschauer bahnt, um wenig später wieder Raum zu geben, nimmt die enorm große Bühne des Residenztheaters ein. Die Bühnenbildner spielen hier erneut mit den Möglichkeiten, die sie in diesem Haus haben. Der Rohbau des Theaters stammt noch aus der Barockzeit, weswegen die Bühne noch damalige Maße hat. So hohe und vor Allem lange Bühnen werden heute nicht mehr gebaut. Das Residenztheater spielt hier also seine räumlichen Möglichkeiten wieder gewinnbringend aus.


Obwohl dieses bedrohliche, wenn auch beeindruckende, spärliche, sehr futuristische Bühnenbild kaum in die Zeit von Elisabeth der Ersten passt, scheint ein Hauch des britischen goldenen Zeitalters über die ganzen drei Stunden des Stücks durch den Raum zu wehen. Schuld daran ist der "Shakespeare-Spirit", der in diesem Stück aufgefangen wurde. Nicht der tragische Shakespeare, sondern der komische. Diese Inszenierung schafft es, trotz heutiger "Hochkultur"-Ansprüche, die diesem Meister seines Fachs heute zugesprochen werden, die Derbheit seiner damaligen Aufführungen, wie sie übermittelt wurden, aufzufangen.


Shakespeare machte Theater fürs Volk und das Volk wollte Unterhaltung. Spiel und Spaß mit ein bisschen Schabernack und Vulgarität. Der Plot rückt dabei in den Hintergrund. Eine dilletantische Verwechslungskomödie... vorherseh- und berechenbar. Ohne Winkel, ohne Lücken, ohne Tiefe? Natürlich steckt Tiefe zwischen den Zeilen, doch wenn man die nicht erkennt, ist es nicht schlimm. Man muss die großen Fragen nach Identität und Geschlecht, Einsamkeit und Gemeinschaft, Liebe und Freiheit nicht entdecken. Viel wichtiger sind die Lacher. Und die Münchner scheuen sich nicht zu lachen.


Die Schauspieler tuen zwar ihr bestes. Jedoch hat keiner eine Chance gegen den "Joker" anzukommen. Der "Joker" oder im Deutschen, der "Narr" ist jeweils das Herzstück Shakespeares Komödien. Im "Sommernachstraum" ist es der berühmte Puck, bei "Was ihr wollt" wurde auf einen Namen für die herzliche, ehrliche und komische Schlüsselfigur verzichtet. Der, der ihn hier spielt, hat aber einen Namen: Ian Fisher sagt nicht viel, ist aber immer präsent auf der Bühne. Ab und an ein bissiger Kommentar vom Rande der Bühne (in herrlichem britischem Akzent) und eine Reihe toller Songs, die er auf der Gitarre und mit seinem Gesang zum Besten gibt. Die Songs basieren zumeist auf den Sonetten Shakespeares. Eine wunderbare Idee, die herrlich umgesetzt wird. Die CD mit den Liedern steckt im Programmheft, weswegen man sich überlegen sollte, vielleicht doch einmal eines dieser informativen Heftchen zu kaufen. Wenn schon nicht zum lesen, dann doch zum hören.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie