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Wie Jugendliche Erzählen lernen

Quelle: © Jens-Olaf Walter(Jens-Olaf)

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Aufsätze schreiben ist doof - Geschichten erzählen aber ganz und gar nicht. Das Literaturhaus gegen die Angst vorm Schreiben.

Aufsätze schreiben ist doof - Geschichten erzählen aber ganz und gar nicht. Das Literaturhaus gegen die Angst vorm Schreiben.

Textzusammenfassung. Vorgangsbeschreibung. Begründete Stellungnahme. In der Schule klingt Schreiben nach so einigem, aber bestimmt nicht nach Spaß. Dabei kann es doch  auch ganz anders gehen. Genau das versucht das Literaturhaus München in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Schreibwerkstätten an Bayerischen Mittelschulen zu vermitteln. Am Mittwoch fand nun die Abschlussveranstaltung statt.

Hier zählt, dass es Spaß macht

Das Prinzip ist einfach: Vier Schulen, vier Themen, ein Haufen bunter Ideen. Zwei Mentoren pro Klasse stellte das Literaturhaus zur Verfügung, um über ein paar Monate hinweg einmal die Woche in die Mittelschulen Hebertshausen, Echardinger Grünstreifen, Hochstraße und Garching an der Alz zu fahren. Dort wurde sich dann, statt der letzten Doppelstunde Unterricht am Freitag, mit Schülern der sechsten und siebten Klassen in Schreibwerkstätten zusammengesetzt, um ihre eigenen Geschichten aus ihnen herauszukitzeln. Denn nur darum geht es, nicht mehr und nicht weniger: Hier herrscht kein Zwang, hier werden keine strengen Regeln durchgesetzt. Hier zählt, dass es Spaß macht. Die entstandenen Texte selbst sind dabei fast nur noch Nebenprodukt von gemeinsam verbrachten Nachmittagen.

"Da kommen zum Teil unglaubliche Dinge heraus"

Genau das ist es, was Katrin Lange an diesem Projekt am Herzen liegt. Sie ist zuständig für das "Junge Literaturhaus" und hat sich maßgeblich dafür eingesetzt, die "LitLab"-Schreibwerkstätten, die bereits seit Jahren erfolgreich an Gymnasien stattfinden, auch für Mittelschulen zu veranstalten. Schließlich ist besonders dort Schreiben für Schüler oftmals in erster Linie eines: bedrohlich.

"Das ist etwas, wo viele Rechtschreibfehler gemacht werden, wo es oft schlechte Noten gibt. Dabei haben die Kinder unheimlich viele spannende Geschichten zu erzählen. Aber das ist einfach etwas, wofür im Unterrichtsalltag in der Enge der Lehrpläne oft nicht so viel Zeit da ist. Und da ist es schön, wenn jemand von außen an die Schule kommen und sich diese Zeit einfach nehmen kann. Unser Angebot soll Schreiben auf eine andere Art zugänglich machen und Lust an der Arbeit mit Sprache vermitteln. Da ist es egal, ob da jetzt Grammatikfehler gemacht werden. Es geht wirklich nur darum, eine eigene Geschichte zu erzählen. Und da kommen zum Teil wirklich unglaubliche Dinge dabei heraus."

Über Verfolgungsjagden und Beziehungsdramen

Unglaublich sind die vorgetragenen Geschichten durchaus manchmal, aber genau das macht den abschließenden Abend wohl auch so unterhaltsam. Unter dem Schlagwort "Stadt der Zukunft" wurde ein utopisches München mit Elektroautos, Robotern und Kühlschränken beschrieben, die sich ganz von selbst wieder auffüllen. Die "Flüsterpost" lieferte eine Foto-Story mit Playmobil-Figuren, die wie "Familien im Brennpunkt" begann und wie ein Spätprogramm-Thriller endete. Die Gruppe "Das Leben ist dazwischen" entwickelte die eigene Comic-Serie "Hubert Hubsi wird verfolgt" und ließ ihren Protagonisten wiederholt um sein wohlverdientes Eis kämpfen. Das Thema "Freunde - durch dick und dünn" schließlich erzählte, was einen guten Freund ausmacht ("soll lustig sein, nicht lästern, nicht einfach immer Schimpfwörter sagen") und schilderte Freundschaften zwischen Mensch und Tier.

Die Themenvielfalt schien dabei zunächst groß, doch am Ende waren es oft dieselben Aspekte, die in fast jeder Geschichte auftauchten: Alltagsprobleme eines Teenagers, Erwachsenwerden, seinen eigenen Platz finden im Leben. Dass hier die Themen Vorurteile, Gewalt, Diebstahl und Alkoholismus genauso abgedeckt wurden wie nervige Dauerwerbesendungen und das Hochwasser in Bayern, ist wahrscheinlich gar nicht so überraschend. Schließlich soll genau das vermittelt werden: erzählen, was einen selbst interessiert und bewegt. Das scheint mit der futuristischen Münchnerin Sky und dem Eis-hungrigen Hubert Hubsi schon ganz gut geklappt zu haben.

 

Bildquelle: Jens-Olaf Walter, Lizenz CC BY-NC 2.0.

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Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
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