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Winter´s Tale

Autor(en): Adrian Sölch am Mittwoch, 12. Februar 2014
Quelle: ©2013 Warner Bros. Entertainment Inc.

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Eine magische Liebesgeschichte über ein fliegendes weißes Ross, eine todkranke, aber wunderschöne Frau und einen armen, jedoch hoffnungslos romantischen Straßendieb.

Eine magische Liebesgeschichte über ein fliegendes weißes Ross, eine todkranke, aber wunderschöne Frau und einen armen, jedoch hoffnungslos romantischen Straßendieb.

Und all das vor der imposanten Kulisse der wohl beeindruckendsten Stadt der Welt: New York. Mark Helprin hat vor gut 30 Jahren ein wunderschönes Buch über die Geschichte der Metropole geschrieben. Die ineinander verwobenen Zeitebenen und Handlungsstränge reichen dabei von der Kolonialisierung der Stadt bis in die Gegenwart. Dabei hat sich Helprin aber nicht sklavisch an die Fakten gehalten. Ganz im Gegenteil. Sein New York steckt voller Magie - so als hätte man die Stadt in eine verzauberte Schneekugel getaucht und dann kräftig durchgeschüttelt. Die gewaltige und poetische Bildsprache macht es dem Leser zwar nicht gerade leicht, dafür wird er aber mit poetischen und schönen Ideen belohnt. Einem Bösewicht, der besessen ist von Farben zum Beispiel. So bleibt er mitten auf der Jagd nach dem romantischen Dieb wie angewurzelt stehen, weil eine Häuserfassade neu gestrichen wird und er sich diesem Anblick nicht entziehen kann.

Die Verfilmung

Aber nicht jede Häuserfassade braucht einen neuen Anstrich. Martin Scorsese tat zumindest gut daran die Finger vom Originalstoff zu lassen. Er trat die Filmrechte mit den Worten „unverfilmbar“ an einen weit weniger erfahrenen Kollegen ab.
Akiva Goldsmann hätte die Worte Scorseses lieber mal beherzigt. Der Drehbuchautor von A Beautiful Mind hat mit Winter´s Tale sein Regiedebüt und dieses misslingt.

Da hilft auch keine Starbesetzung

Da hilft dann kein Colin Farrell, kein Russel Crowe, kein Will Smith und auch keine Jennifer Conelly. Auch der Griff in die Effektkiste und der schwülstige Soundtrack können den Film nicht retten. Colin Farrell hat Recht, wenn er sagt, das Drehbuch habe keine Kanten und Ecken. Wenn er im Zuge der Promotour im nächsten Moment betont, wie wunderschön und herzerwärmend der Film gerade deswegen sei, wird er schamesrot im Gesicht. Verständlich - seine Rolle als romantischer Dieb verhält sich nämlich noch eindimensionaler als ein Pappaufsteller. Sogar seine weiblich-pubertierende Zielgruppe hat Besseres verdient. Der Film ist nämlich nicht nur wahnsinnig kitschig - man beachte die Ventilatoren, die allen weiblichen Darstellern durchgehend durch das Haar föhnen - er ist auch total diffus. Nachwuchsregisseur Akiva Goldsmann muss, die Warnung Scorseses in den Ohren, doch etwas überfordert gewesen sein mit dem 780 Seiten starken Original. Anders lässt sich die zusammenhangslose Aneinanderreihung schmalziger Szenen nicht erklären.

Eine Plastikrose hat mehr Charme

Richtig seltsam wird es, wenn sich manche Szenen nicht mehr nachvollziehbar wiederholen. Zum Beispiel, wenn Colin Farrell im heutigen Central Park als vermeintlicher Obdachloser - also mit etwas zu schickem Vollbart - ein Bild seiner Herzallerliebsten mit Kreide auf den Asphalt zeichnet. Nach zwei Minuten tut er sinnloserweise nämlich genau dasselbe, nur dass er dazu den Kopf noch pathetisch gen Himmel richtet und laut ausruft „Wer bist du nur?“.

Ja, wer bist du nur, der da in den Schneideräumen Hollywoods solchen Stumpfsinn fabriziert hat. Es ist schon verdächtig, dass der Film gerade jetzt, so kurz vor dem Valentinstag, in die Kinos kommt. Ein paar Verliebte werden sich dann nämlich sicherlich ungewollt in die Schmonzette verirren, bevor sie merken, wofür sie da gerade ihr Geld ausgegeben haben. Da mag die Herzallerliebste ein noch so großer Fan von Colin Farrell sein: Jede Plastikrose von der Tanke hat mehr Charme als dieser Film.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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