Archive waren bei uns!
Archive haben in ihrer 18-jährigen Geschichte einige Metamorphosen durchgemacht. Als starkes Kollektiv waren sie am Montag in der Muffathalle.
Ihre Historie bedarf eigentlich selber einer Archivierung. In den 18 Jahren ihres Bestehens gab es auch verschiedene Archives in ganz verschiedenen Formen.
Mit der ersten LP "Londinium" im Jahr 1994 schien es sich noch um eine relativ feste Formation zu handeln, die aus den zwei Soundtüftlern Danny Griffiths und Darius Keeler sowie dem Rapper Rosko John und der Sängerin Roya Arab bestand. Trip-Hop war noch jung und frisch, und Archives erste Versuche bewegten sich auch noch in diesen Bahnen. Der Kritik gefiels, was die Band jedoch nicht davon abhielt, sich im gleichen Jahr wieder aufzulösen. Zwei, drei Jahre ohne Lebenszeichen von Archive gingen ins Land. 1997 hatte man sich wieder zusammengerauft, doch auch der nächsten Archive-Inkarnation mit neuer Sängerin sollte kein allzu langes Leben vergönnt sein. Suzanne Wonder kam, sang und ging Ende der 90er auch schon wieder. Zumindest ein Album ("Take My Head") war das Ergebnis der Zusammenarbeit. Langlebiger war die Zusammenarbeit mit Craig Walker. Vier Jahre hielt man es miteinander aus und schaffte es zwei Alben und einen Soundtrack herauszubringen. Doch auch die berühmten "persönlichen Differenzen" kamen mal wieder ins Spiel und so gab es ein erneutes Adieusagen; Herr Walker mochte nicht mehr Studio und Bühne teilen. Dafür kamen andere Personen und bereicherten Archive. Dave Pen und vor allem Pollard Berrier sollten in Zukunft die Kreativarbeit unterstützen. Inzwischen hatte sich auch eine ganz andere Form der Organisation. Als Kollektiv um die Hauptkräfte Keeler, Griffith und Berrier sollte das Ganze nun funktionieren. Drumherum konnten sich nun eine Vielzahl von Zusatzpersonal formieren. Es scheint die Form zu sein, die am besten zu Archive passt, denn so besteht man nun schon seit ganzen acht Jahren.
Das neueste Archive Album heisst nun passenderweise auch "With Us Until Your Dead" und scheint so die mittlerweile gefundene Langlebigkeit angemessen zu feiern ein weiteres Mal zu feiern. Das Kollektiv Archive besitzt nicht nur ein ziemlich freies Personalmodell, sondern sind auch musikalisch mittlerweile ziemlich 'entgrenzt'. Den reinen Trip-Hop gab es nie, doch mittlerweile ist es schwer die Band überhaupt noch einem Label zuzuordnen. Postrock und elektronische Versatzstücke schlichen sich mit der Zeit ein. Manche Stücke wie z.B. "Violently" verbinden lärmige, dröhnende Rhytmen mit sehr bestimmtem weiblichen Gesang, um schließlich in fröhliche Streicherpassagen überzugehen. Der Archive Mix 2012 verbindet auf merkwürdige Weise Bedrohlichkeit mit einer gewissen Leichtigkeit. Für die Trip-Hop Freunde von einst wie auch für Kenner progressiver Popmusik im Allgemeinen lohnt sich eine Archive-Show auf jeden Fall. Die Briten sind für technisch ausgefeilte Shows bekannt, und können dazu noch aus einem großen Fundus an Songs schöpfen. Und bei all der schöpferischen Kraft die so ein freies Kollektiv entfesseln kann, kann es ja eigentlich nur phänomenal werden.
M94.5 präsentiert Archive
Montag 22.10.2012
Muffathalle
Einlass: 19:30
Beginn: 20:30
VVK-Tickets : 22 €