Betörend melodiös und komplex verdreht
Basement Jazz am 1. Juni 2015
Lasst Euch treiben durch zwei Stunden Gesang von 1925 bis 2015: Eine Zick-Zack-Fahrt zwischen altem Hot Jazz und neuen CDs, zwischen Trip-Hop und Freier Impro.
Die menschliche Stimme ist mindestens so vielfältig, wie die Klänge einer Kirchenorgel. Aber die vielen Gesichter zwischen sanft gehaucht und brachial gewalzt, zwischen betörend melodiös und komplex verdreht, gehören heute oft einer einizigen Person. Schon allein deshalb ist Schubladendenken sinnlos. Alles passiert gleichzeitig und eben manchmal auch an einem Ort.
Zwei aktuelle CDs stellt Euch Basement Jazz vor: Orioxy, das Quintett der Sängerin Yael Miller vereint auf "Lost Children" Pop und Trip-Hop, Weltmusik und Jazz. Hebräische, französische und englische Texte, stark gedämpftes Schlagzeug und eine mit Effekten verstärkte Harfe.
Beim Quartett von Tam de Villiers steht der sanfte Bariton Gabor Winand mit auf der Bühne und gibt den vertrackten Progressive-Jazz-Exkursionen genügend Soul und Erde, damit die Band nicht ganz abhebt. Für diese Mischung aus Trance und Frickelei bleibt nur ein Wort: krass!
Und dazwischen gibt es Vocal-Jazz aller Epochen: Dizzie Gillespies Scatgesang, Spoken Word auf einem New-York-Konzeptalbum von George Russell, Theo Bleckmanns Lesart von Jazz als Kunstmusik und echter (!) Jazz mit Helge Schneider.
von 21-23 Uhr mit Martin Bürkl