Blessthefall im Interview
Bless the R'n'B?
Beau Bokan von Blessthefall im Interview mit dem Magic Moshroom
Was die Post-Hardcore-Band Blessthefall mit American Horror Story zu tun hat und warum ein R'n'B-Album nicht ausgeschlossen ist, erfahrt ihr hier.
Die fünfköpfige Post-Hardcore und Screamo-Band aus Arizona gibt es schon über ein Jahrzent. Einige Besetzungswechsel haben sie schon hinter sich und nach vier Alben, wollten sie bei Nummer Fünf etwas Neues ausprobieren. Sogar R'n'B-Elemente und Elektro sind enthalten. Mit ihrem aktuellen Album „To Those Left Behind“ bringen Blessthefall also jede Menge Mystery mit sich. Ihren Screamo-Wurzeln bleiben sie allerdings treu und bringen diese Energie samt aktuellem Album gekonnt auf die Bühne.
Beim Impericon Festival durfte da natürlich ein Stopp in München nicht fehlen. Blessthefall waren mit von der Partie und haben live alles gegeben. Danach hat sich der Magic Moshroom noch mit Sänger Beau Bokan getroffen. Im Backstagebereich vom Zenith - zwischen hin und her schwirrenden Künstlern, die sich auf ihren bevorstehenden Auftritt vorbereiten - stand uns der Sänger Rede und Antwort.
Es ist schon eine Weile her, dass ihr in München gewesen seid. Februar 2015 - also fast eineinhalb Jahre. Wie fühlt es sich an zurück zu sein?
[00:24]
Es ist toll! Die Menge ist großartig heute und wir lieben Deutschland! Ich glaube, es gibt definitiv einige Städte, die ein bisschen stürmischer sind als andere. Aber München ist toll, Leipzig und Berlin waren auch cool!
Metaphern erzählen bessere Geschichten
Du hast einmal euer aktuelles Album „To Those Left Behind“, das im September 2015 herausgekommen ist, mit der ersten Staffel von American Horror Story verglichen. Was fasziniert dich denn genau an Fiktion und Horror so sehr?
[01:01]
Ja, es ist die erste Staffel, wenn die Familie und komische Dinge das Haus heimsuchen und ich fand das super. Ich wollte die Ähnlichkeit davon nutzen, die es hat, wenn ich mein Zuhause verlasse um auf Tour zu gehen. Wenn ich weg von der Familie bin, aber wie ich trotzdem in Verbindung mit ihnen stehe, obwohl ich nicht da bin. Ich habe versucht diese Metaphern zu verwenden. Mit diesen ganzen Bildern von dem Geist, der das Zuhause heimsucht und dem es aber nicht möglich ist, mit den Leuten, die er liebt, in Verbindung zu treten… Ich fand das einfach richtig cool mit vielen Metaphern zum richtigen Leben. Das macht die Geschichten viel interessanter, als nur wortwörtlich davon zu erzählen.
Dadurch habt ihr dann auch das geheimnisvolle mit eingebracht. Es steht in toller Verbindung und ist deshalb ja auch ein Konzeptalbum…
[01:57]
Ja, das war auch ziemlich schwierig. Es ist hart ein thematisiertes oder Konzeptalbum, das trotzdem die ganze Zeit interessant bleibt, zu machen. Aber ich glaube, jeder Song steht für sich selbst und man kann es vom ersten bis zum letzten Lied gut durchhören und mit auf eine Reise gehen - ohne gelangweilt zu werden.
Ein zukünftiges R'n'B-Album?
Ihr habt ja eine große Vielfältigkeit der Songs auf dem Album. Ihr habt sogar einige R'n'B-Elemente mit eingebracht. Das war ziemlich mutig und macht es noch interessanter. Aber was hat euch dazu gebracht diese Schritt einzugehen und eben diese Richtung einzuschlagen?
[02:33]
Wir sind Fans von jedem Musikgenre. Wir hören Pop-Punk, Metal, Drake, The Weeknd, Justin Timberlake und solche Sachen. Ich glaube aber Elliott hat den Song („Keep What We Love & Burn The Rest“) ursprünglich geschrieben. Und wir meinten so: „Okay, schauen wir einfach, was passiert. Wenn es cool wird, kommt es aufs Album. Aber es könnte auch ein Desaster werden und nicht nach Blessthefall klingen.“
Aber der Song „Keep What We Love & Burn The Rest“ ist ja auch nur etwa 2:50 lang…
[03:06]
Ja, und das war auch genau das, was wir wollten. Es ist nur ein zweiminütiger Song. Also eher ein kleiner Vorgeschmack, wo man nicht wirklich einen kompletten Song daraus machen muss. Es ist fast wie ein Zwischenspiel. Und wenn man so ein Interlude hat, muss man auch irgendwie einen Absatz schreiben um etwas anderes und neues auszuprobieren.
Aber wie bedeutend ist es für euch, wirklich im Genre von Post-Hardcore zu bleiben? Ihr seid ja sehr experimentierfreudig… Aber würdet ihr dann vielleicht sogar einmal ein R'n'B-Album machen wollen?
[03:51]
Das wäre krass, künstlerisch auch einen anderen Weg einzuschlagen… Ein Nebenprojekt, mit dem wir nicht oder noch nicht getourt sind und mit dem wir wirklich herumexperimentieren könnten mit all den verschiedenen Musikrichtungen. Das wäre großartig!
Aber nochmal zurück zu eurem Album „To Those Left Behind“. Diese Mal habt ihr einige Co-Writer, wie zum Beispiel Erik Ron, mit eingebracht. Warum habt ihr euch dazu entschieden mit mehreren weiteren Songschreiber zusammen zu arbeiten?
[04:38]
Es war unser viertes Album - fünftes für mich, weil ich davor ja auch in einer Band war - und Blessthefall hatte auch ein Album bevor ich in der Band war, also eigentlich war es unser fünftes Album als Songschreiber. Und wir hatten das Gefühl, dass wir irgendwie ein sechstes Mitglied brauchten. Damit wir auf eine andere Art beeinflussen werden konnten und damit wir nicht dasselbe schreiben wie zuvor. Ich habe mittlerweile definitiv eine Technik, wie ich schreibe - meinen Stil. Und ich wollte eben nicht in diesem einen Stil hängenbleiben. Wir haben es mit einigen Liedschreibern ausprobiert, um zu sehen, ob es überhaupt cool ist. Um zu sehen, wo es uns hinführt. Wir sind schon sehr stolz auf unsere Musik also war es auch hart jemanden hereinzulassen. Aber Erik Ron war großartig. Er versteht es einfach und versteht unsere Musik. Er war dieses sechste Bandenmitglied und hat uns wirklich geholfen - mir besonders. Ich habe dadurch auch verschiedene Bereiche meiner Stimme finden können. Also er hatte großen Einfluss auf dieses Album.
„Moshpits muss man einfach lieben“
Ihr gebt aber auch live wirklich alles. Heute habt ihr sogar einen Circlepit auf der Bühne gemacht!
[06:43]
(lacht) Ja, wir hatten wirklich einen Circlepit auf der Bühne heute. Das war vielleicht das erste Mal in der Geschichte! Zumindest habe ich so etwas noch nie gesehen.
Und du liebst ja auch Moshpits… Aber was war denn das Verrückteste, das dir in einem Moshpit passiert ist?
[06:55]
Ja, man muss Mosphits einfach lieben! Aber letztes Mal als wir einige Festivals gespielt haben… es war auf dem Graspop-Festival. Jeder sollte mir ein High-Five geben und Crowdsurfen und all das. Die ganze Bühne war dann auch voller Leute - und das war eine sehr hohe Bühne. Aber hundert Zuschauer sind über die Barriere und dann über die Lautsprecher auf die Bühne geklettert. Das war eine totale Invasion! Wenn man kleinere Shows spielt, erwartet man das ja fast, weil die Bühne fast die selbe Höhe hat. Aber, dass so viele Leute über die Barrieren, die Lautsprecher und zu uns auf die Bühne geklettert sind, das war ziemlich verrückt! Es war cool und es gibt auch ein cooles Foto davon. Das ist großartig!
Eine Show ohne Handys?
Aber was hältst du von den Konzertbesuchern, die dann auch fast die ganze Show mit dem Handy aufnehmen?
[07:57]
Das ist okay. Es ist einfach die Generation in der wir jetzt leben. Dagegen kann man sich auch nicht wirklich wehren und man muss es akzeptieren. Ich glaube, wenn die Leute einbezogen werden wollen und sie dann mit mehr Erinnerungen und einem Gefühl nach Hause gehen, dass sie mehr verbunden mit uns sind… dann habe ich eigentlich nichts dagegen. Ich meine, wenn jemand wirklich die ganze Zeit am Handy hängt und nahe an mir steht, dann schiebe ich das Handy schon mal zur Seite. Aber es ist 2016 und man sollte sich davon nicht die Show vermiesen lassen.