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Eindrücke vom ersten Auftritt des Altmeisters in Vietnam

Bob Dylan in Vietnam

Autor(en): Jan-Martin Zollitsch am Dienstag, 26. April 2011
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Erstmals trat der Altmeister in Vietnam auf. Sein Konzert auf dem Campus der internationalen Universität Saigon am 10. April geriet weder zu einer Protestkundgebung noch zu einer schunkeligen Nostalgievorstellung -  Bob Dylan und seine Band bildeten eine verschworene Gemeinschaft. 

Erstmals trat der Altmeister in Vietnam auf. Sein Konzert auf dem Campus der internationalen Universität Saigon am 10. April geriet weder zu einer Protestkundgebung noch zu einer schunkeligen Nostalgievorstellung -  Bob Dylan und seine Band bildeten eine verschworene Gemeinschaft. 


Auf dem angelsächsisch-elitär anmutenden Campus des vietnamesischen Ablegers des australischen Royal Melbourne Institute of Technology hatte Robert ‘Bob Dylan’ Zimmermann am zehnten April seinen ersten Auftritt in Vietnam.

Nach Meldungen, dass sich Dylan vor seinem ersten Auftritt in China am sechsten April willfährig von den Behörden einige seiner Stücke aus der Setlist streichen lassen hatte, war keine platte Provokation vom Altmeister zu erwarten. Und in der Tat waren Anspielungen subtil und Ansagen fehlend. Keine Begrüßung, kein Wort zum Publikum. “It’s all in the songs”, sagt er selbst dazu, sich dagegen wehrend als Protestsänger drapiert zu werden.
Glücklichweise geriet sein Auftritt aber auch nicht zu einer schunkeligen, wohlgefälligen Selbstbestätigung für Publikum und Künstler.

Onkel Bob betrat also die Bühne.
Im schwarzen Anzug. Stilvoll zwischen Business und Zirkusdirektor. Die Hose mit goldenem Streifen an der Naht, die lange Jacke mit goldenen Knöpfen, auch ein wenig an traditionelle fernasiatische Roben erinnernd. Dazu ein breiter, weißer Hut.
Er fing an der Orgel an, knurrte ins Mikrofon. Ähnlich Tom Waits und räudig Cluster in die Tasten drückend.

Begleitet wird Bob von fünf Mitstreitern in weißen Anzügen.
Ein versteckt Sitzender an der Pedal-Steel und auch der Typ hinter den Beckentürmen fiel nicht besonders auf. Dagegen stachen die drei mit hängenden Saiteninstrumenten ins Auge. Der zweite Gitarrist sah wie ein Mitglied einer kubanischen Gang aus und die ganze Band blickte verschworen-erwartungsvoll ihren Anführer Bob Dylan an. Der Bassist krümmte sich über seinen Bass und spielte eindrucksvoll. Zwischendrin durfte er bei einigen Liedern auch aufrecht am Kontrabass spielen. Der Klang war ausgezeichnet.
Der erste Gitarrist erinnerte in seiner sinistren Erscheinung an die Brüder Travis und Dallas Good von den Sadies. Shake, rattle and roll and hillbilly! Die Bestbesetzung sowohl für ein Cover von Wild At Heart als auch von Oh Brother, Where Art Thou?.

Des Meisters Finger huschten ebenfalls noch flink übers Griffbrett. Eingespielt und stringent präsentierten sich Dylan und Band. Und mit Freude und harter Arbeit an der Sache. Dylan sah bisweilen wie ein vergnügter Onkel drein. Einmal fiel ihm ein verirrter Falter auf die Tasten, berappelte sich wieder und schwirrte davon. Dylan schmunzelte. Wohlwollender und würdiger als es der Queen spontan gelungen wäre.

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