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Der Radio-DJ und -Moderator John Peel hat seinen musikalischen Eigensinn nie abgelegt und genau das hat ihn zu einer regelrechten Institution der Hörfunklandschaft gemacht.

Celebrating John Peel

Autor(en): Hardy Funk , Anne Kern am Mittwoch, 22. Oktober 2014
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Die Biographie von John Peel
Quelle: © Jeck M.(jeckzuki500)

Die Biographie von John Peel

Nirvana, Bob Marley, The White Stripes und The Shins: Der Radio-DJ John Peel hat sie zuerst gespielt und nicht selten auch zuerst im Studio gehabt.

Nirvana, David Bowie und Bob Marley, zuletzt The White Stripes und The Shins: Der britische Radio-DJ John Peel hat sie alle zuerst gespielt und nicht selten auch zuerst im Studio - oder bei sich zu Hause gehabt. Er hat Reggae gespielt, als alle nur Classic Rock hören wollten, hat Punkrock aufgelegt, als seine Kollegen es noch für Müll hielten, hat Krautrock, HipHop, Techno, Grunge und Grime gepusht, noch bevor all diese Genres massenkompatibel wurden.

2004 ist John Peel an einem Herzinfarkt gestorben, am Freitag, den 24. Oktober jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal. M94.5 beschäftigt sich im Guten Ton eine Stunde lang mit seinem musikalischen Werdegang.

Das erste Mal kann man John Peel beim Radiosender "Wonderful Radio London" hören, einem Piratensender, der Mitte der 1960er von einem Schiff aus die Songs, die die BBC auf ihren Sendern nicht spielt, sendet. Davor moderiert Peel noch unter seinem bürgerlichen Namen, John Ravenscroft, bei verschiedenen Sendern in den USA, in Dallas, in Oklahoma City und in San Bernardino in Kalifornien. Von Anfang an legt er die Platten auf, die ihm selbst gefallen und die er für spannend oder fortschrittlich hält. Ende der 1960er sind das zum Beispiel Pink Floyd mit ihrem psychedelischen Debüt-Album.

Als die Piratensender auch auf hoher See verboten werden und ihren Sendebetrieb einstellen müssen, wechselt John Peel zur BBC. Zum hippen, jugendlichen - und, auch als Reaktion auf die Piratensender, neu geschaffenen - Radio 1. Viele geben ihm ein oder zwei Jahre, weil Peel angeblich zu ausgefallene Musik spielen und zu wenig und zu unaufgeregt moderieren würde. John Peel bleibt 37 Jahre, sein ganzes restliches Leben, und wird zum einflussreichsten und bekanntesten Moderator der BBC.

Über den Soldatensender British Forces Broadcasting Service (BFBS) ist er auch außerhalb des britischen Königreichs zu hören, und wird so auch in einigen Gebieten Deutschlands zu einer der wenigen Informationsquellen für neue Musik. Ein klarer Standortvorteil für Regionen wie das Ruhrgebiet oder Ostwestfalen. Keine Fehlfarben, keine D.A.F. und keine Toten Hosen Ende der 1970er, kein Blumfeld, keine Sterne und keine Die Braut haut ins Auge Anfang der 1990er ohne John Peel - diese Rechnung macht der Radio-Moderator Klaus Walter im Vorwort der deutschen Ausgabe der Biographie von John Peel auf, ziemlich einfallslos "Memoiren des einflussreichsten DJs der Welt" betitelt.

Keinen Monat bei Radio 1 beginnt Peel mit Musikern Live-Sessions aufzunehmen: Die Peel Sessions gelten bald als begehrte Rarität der interessantesten Bands ihrer jeweiligen Zeit. Ab den Neunzigern nimmt Peel die Sessions immer öfter in seinem Haus auf, wo er mit seiner Frau Sheila und vier Kindern lebt - und nicht selten entwickeln sich die Veranstaltungen zu wilden Parties. Zu den illustren Gästen der Peel Sessions gehören unter unzähligen anderen The White Stripes, PJ Harvey, Pulp und Nirvana, aber auch Reggae-Bands und Techno-Produzenten. Peels Lieblingsband The Fall ist ganze 24 Mal zu Gast.

Über all die Jahre schafft es John Peel, ein ordinary bloke zu bleiben, weder die Verlockungen des Showbiz noch sein eigener wachsender Ruhm steigen ihm zu Kopf. Und auch zu seinen Hörern pflegt er ein extrem persönliches Verhältnis: Briefe, die er von Hörern zugeschickt bekommt, liest er in seinen Sendungen vor; nicht selten beantwortet er sie selbst. Genauso gerne nimmt Peel Musikwünsche von seinen Hörern und Hörerinnen an.

2004 stirbt John Peel mit 65 Jahren auf einer Peru-Reise an Herzversagen. Bis zuletzt hat er sich für neue, aufregende und überraschende Musik interessiert. Peels zu diesem Zeitpunkt unvollendete Biographie schreibt seine Frau Sheila zu Ende.

Im Laufe seines Lebens lernte John Peel unzählige Bands kennen und lieben, sein absoluter Lieblingssong aber blieb eine Punk-Single von 1978. "Teenage Kicks" von den Undertones wurde - nach einem immer wieder geäußerten Wunsch von Peel - auch auf seiner Beerdigung gespielt. Die Songzeile "Teenage dreams so hard to beat" steht auch auf seinem Grabstein.

John Peel war ohne Frage einer der einflussreichsten, liebenswertesten und witzigsten Radio-Moderatoren. Mit seinen Sendungen und deren musikalischer Vielfalt hat er knapp 40 Jahre lang mehrere Generationen verbunden. Die waren dabei immer genau am Zahn der Zeit - oder sogar ihrer Zeit voraus.

 

Am Mittwoch, den 22. Oktober um 20 Uhr und am Sonntag, den 26. Oktober um 13 Uhr widmet sich "Der Gute Ton" eine Stunde lang dem legendären Radio-DJ.

Wer mehr über John Peel erfahren möchte, dem legen wir die - auch auf Deutsch erhältliche - Biografie ans Herz. Gute, erste Anlaufstellen sind aber auch das mehr als 7.000 Seiten umfassende John Peel Wiki, die Seiten der BBC oder aber Peels Plattensammlung, durch die man sich online wühlen kann - wenn auch nur durch einen Bruchteil.

 

Die Playlist zur Sendung:

Lonnie Donegan - Lost John (Single, 1956) [Pye]

Little Richard - Long Tall Sally (Album: Here's Little Richard, 1957) [Specialty]

Lightnin’ Hopkins - What’d I Say (Album: The Rooster Crowed in England, 1959) [77 Records]

The Beatles - Lucy in the Sky with Diamonds (Album: Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band, 1967) [Parlophone]

Tyrannosaurus Rex - Afghan Woman (Album: My People Were Fair And Had Sky In Their Hair... But Now They're Content To Wear Stars On Their Brows, 1968) [Regal Zonphone]

Stack Waddy - Roadrunner (Album: Stack Waddy, 1971) [Dandelion Records]

Bob Marley & the Wailers - Slave Driver [Peel Session, 1973]

The Undertones - Teenage Kicks (Single, 1978) [Good Vibrations Records]

The Fall - Eat Y’self Fitter (Peel Session, 1983)

Die Sterne - Fickt das System (EP: Fickt das System, 1992) [L'Age D'Or]

PJ Harvey - Losing Ground (Peel Session, 1996)

The White Stripes - We’re Going to Be Friends (Album: White Blood Cells, 2001) [XL Recordings]

Freiwillige Selbstkontrolle - Was kostet die Welt (Album: Stürmer, 1982) [Zickzack]

John E Cash - International (White Label, 2003) [Black Ops]

The Undertones - Teenage Kicks (Single, 1978) [Good Vibrations Records]

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