Milky Chance, das ist in allererster Linie erstmal Clemens aus Kassel. 20 Jahre jung und wohl auf dem Weg, eine der Sensationen 2013 zu werden. Angesichts des nahenden Durchbruchs muss man zu Milky Chance aber wahrscheinlich auch die Menschen hinzurechnen, die im Hintergrund alles dafür tun, damit Clemens mit seiner Musik auch die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Eigens für ihn wurde das Label 'Lichtdicht Records' aus dem Boden gestampft, auf dem nun 'Sadnecessary' erscheint. Management, Booking, Vertrieb, all das wird im Moment noch ganz im Sinne des DIY-Gedankens selber erledigt. Und auch wenn Milky Chances Musik zu einem großen Teil von Clemens markanter Stimme und den melancholisch angehauchten Gitarrenmelodien geprägt ist, auch ohne Philipp, der sich um die treibenden Beats im Hintergrund kümmert, würde der Rummel wohl eine Nummer kleiner ausfallen.

Beat, Beat, Beat

Die Beats sind das, was Clemens Musik aus der melancholischen Singer-Songwriter-Ecke hievt. Damit funktionieren viele der Songs auf dem Debutalbum sowohl auf der Tanzfläche als auch über Kopfhörer beim U-Bahn fahren. Am Beispiel Asaf Avidan konnte man letztes Jahr sehen, dass so ein Konzept wunderbar aufgeht. Als der Berliner DJ und Produzent Wankelmut einen Song von Avidan durch den Mixer haute und mit einem einfachen Beat unterlegte, war einer der Sommerhits des Jahres geboren. Milky Chances Musik schlägt hier in eine ähnliche Richtung. Wenn auch eindeutig weniger weichgespült. Trotzdem wünscht man sich an einigen Ecken auf 'Sadnecessary' etwas mehr Kante. Der Vielfalt könnte das nicht schaden.

Irgendwo zwischen Tanzfläche und Liebeskummer

Was eigentlich alle Songs auf 'Sadnecessary' verbindet, ist der schlichte Aufbau: eine eingängige Melodie trifft auf die angesprochenen Beats, zu denen sich wunderbar mitwippen lässt. Oben drauf dann diese Stimme, die nicht im Geringsten darauf hinweist, das man es hier mit einem gerade einmal 20jährigen zu tun hat. Dadurch entstehen Songs, die sofort in ihren Bann ziehen. Die melancholisch und ermutigend zugleich daher kommen. Die perfekt zu jedem Sonnenuntergang vor der nächsten Partynacht passen. Aber auch zum Sonnenaufgang danach. Und kurioserweise auch zum nächsten Tag, an dem das Wetter beschissen und der Kopf schwer ist. Und an dem man zu kaum mehr fähig ist, als die Regentropfen an der Scheibe zu zählen.

Damit scheint Milky Chance den Puls der Zeit zu treffen. Und anscheinend stehen die ersten Major-Labels schon Gewehr bei Fuß, um sich den ersten Sommer-Hype 2013 zu sichern. Und dieser Hype ist sowas von gerechtfertigt!

 

 

Wertung: 9/10

 

Key Tracks: Running, Down By The River, Sadnecessary, Stolen Dance

Artist: Milky Chance

Album: Sadnecessary
Label: Lichtdicht Records
VÖ: 31.05.2013

 

Milky Chance live in München am 6.7.2013:
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