GTA Hoffmann.  Das multiurbane Trio bastelt sich mit seinen experimentellen Elektronic-Jazz-Sounds schon seit einiger Zeit quer durch Deutschland. Entlegene Selbstversorger-Berghütten für Jam-Sessions und leise Akkustik-Klänge inklusive. Am ersten Juli erscheint mit Broken Chords for Broken People jetzt die Debüt-EP.

Wer GTA-Hoffmann jemals live gesehen hat, wird sich wundern, dass es überhaupt möglich ist, diesen Sound auf Platte zu pressen: Normalerweise geben sich die drei Bandmitglieder Bartellow aka. Benedikt Brachtel, Gabriel Hahn und Lukas Rabe nämlich äußerst improvisationsaffin - anstatt an sturen Routinen festzuhalten lassen sie sich lieber durch die Musik treiben und schaffen ihren Kompositionen so den nötigen Raum, sich immer wieder neu zu entwickeln.  

Broken Chords for Broken People wirkt deshalb umso mehr wie eine Momentaufnahme, die für die Ewigkeit auf Vinyl gepresst wurde. Die sieben Tracks der EP sind äußerst vielschichtig und voller dramaturgischer Wendepunkte. Die meisten Songs auf der Platte sind wie ein reißender Bergfluss - stößt die melodiöse Grundstruktur an einen Gebirgsbrocken, wandelt sich der Strom, wird impulsiver oder schwächt sich ab, die Instrumente verändern ihre Stimme. Am Ende ist es aber immer noch der gleiche Fluss.

Coole Grooves und spannende Attitüden

Den Anfang der Verwandlungen macht der Opener Der Mogul. Bartellow gibt mit seiner verzerrten Gitarre den eingängigen Grundrhythmus vor, der sich durch den Song zieht wie ein roter Faden. Passend zum Titel geht es dann um den Einfluss anderer Instrumente: Zuerst steigt Hahn an den Percussions mit ein, bevor der Song nach gut einem Drittel der Zeit kurz stoppt, um sich dann, getragen durch eine eingängige Klaviermelodie, in eine gänzlich andere Stimmung zu stürzen. Jedes Instrument dominiert für eine gewisse Zeit den Song und beherrscht das Geschehen. Sowohl Percussions als auch Klavier verändern während der nächsten 4 Minuten mehrmals ihre Klangfarbe, drängen die Gitarre in den Hintergrund und lassen sich wieder von ihr überrollen. Am Ende bleiben von dieser Klangsymbiose nur Fragmente stehen. Einzelne, zarte Klaviertöne lassen den Song schließlich ausklingen.   

Das Muster der Varianz zieht sich durch die gesamte EP: in Eine Kleine Mäusestory wechselt leises Mäusetapsen mit für GTA Hoffmann ungewohnt rockigen Passagen;  durch die vielen Effekte in Broken Chords for Broken People Part I dagegen fühlt man sich sofort in ein düsteres Endzeitszenario versetzt das in einem bizarren, atmosphärischen Show-Down ausläuft. Part II schließt in stark reduzierter Form an diese Stimmung an – das Tempo rotiert sich wie in einer Spirale bis etwa zur Mitte des Songs auf, dann versöhnt eine harmonische Gitarrenmelodie zunehmend mit dem Hier und Jetzt.

Fazit

Wer diese EP hört, erweitert sein Bewusstsein  -  ein absolut gelungener Einstand!

WERTUNG:  8.5/10

Key-Tracks: Der Mogul, Broken Chords for Broken People Part I & Part II

Artist: GTA Hoffmann
Album: Broken Chords for Broken People
Label: Jazz & Milk Recordings
VÖ: 01.07.2013