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Courtney Barnett im Interview

Die Frau, die gerne sitzt und denkt

Quelle: M94.5/Laura Fiegenschuh

Courtney Barnett mit dem M94.5 Einhorn

Die Australierin hat nicht nur Bekanntschaft mit unserem M94.5 Einhorn gemacht, sondern auch über ihre Musik und die Szene in Australien gesprochen.

Courtney Barnetts Markenzeichen ist in erster Linie ihr grandioses Gitarrenspiel. Aber vor allem ihre verwuselten braunen Haare und ihre sympathische Art haben sie bekannt gemacht. Genau so habe ich die Australierin vor ihrem Auftritt auf dem Roskilde Festival 2016 getroffen. Am 20. März 2015 hat die Singer-Songwriterin ihr Debütalbum "Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit" herausgebracht, das prompt auf Platz vier der australischen Charts einstieg. Für diesen Erstling hat sie 2016 den Australian Music Prize gewonnen und damit unter anderem Tame Impala und Royal Headache ausgestochen. Dafür musste sie sich sogar einem massiven Shitstorm aussetzen. Das stört sie aber nicht weiter, wie sie mir erzählt.

[00:00] In diesem Jahr hast du den Australian Music Prize gewonnen. Wie hat sich das angefühlt?

Das hat sich natürlich großartig angefühlt. Als ich nach Melbourne gezogen bin hab ich zum ersten Mal von diesem Preis gehört und davon, dass er sich mehr mit der künstlerischen Seite der Musik beschäftigt. Deshalb war ich wirklich sehr stolz, diesen Preis zu bekommen.

[00:30] Was sagst du zu dem Shitstorm gegen dich?

Die Leute dürfen ihre eigene Meinung haben. Tame Impala sind eine tolle Band, sie hätten den Preis auch verdient. 

Australien als Inspiration

[00:57] Die Musikszene in Australien wird immer größer. Was denkst du ist das besondere an australischen Künstlern? 

Australien hatte immer gute Bands, zum Beispiel The Saints, eine wirklich gute Punkband aus Brisbane. Die Distanz zum Rest der Welt spielt sicher auch für die Musik eine Rolle. Australien ist wirklich inspirierend.

[1:56] Toleranz und Gleichheit sind, gerade nach den Anschlägen von Orlando, ein großes Thema. Welchen Einfluss hat Musik deiner Meinung nach darauf?

Ich glaube Musik und Kunst allgemein haben die Kraft, Veränderungen zu schaffen. Oft in unterschiedlichen Ausmaßen und manchmal nur langsam. Aber ich denke Musik hilft uns, Dinge anders zu sehen, anders zu fühlen und Mitleid zu erzeugen. Musik kann nicht jedes Problem sofort lösen, aber sie hilft den Leuten, sich weniger einsam zu fühlen und das ist immerhin ein Anfang. 

[03:03] Wann sitzt du, und wann sitzt und denkst du?

Ich glaube sitzen und denken ist nichts, was wir wirklich oft tun. Wir sind ja immer mit irgendwas beschäftigt. Wenn keine Handys, Musik, Bücher oder Leute um uns herum sind, was nichtwirklich oft passiert, dann denke ich nur. Nur mit seinen Gedanken ganz alleine zu sein, kann einen oft einschüchtern.

Texte mit viel Gefühl

[04:02] Man kann sagen, dass deine Songtexte sehr ehrlich sind. Wie fühlt es sich an, diese Gefühle öffentlich zu machen?

Ich denke es ist recht lustig. Man denkt, es ist einschüchternd, so viel von sich selbst zu teilen. Aber ich glaube sobald die Songs rauskommen, gehören sie demjenigen, der sie hört. Und der interpretiert sie dann einfach anders. Dann sind sie für mich nicht mehr so persönlich. Wenn du die Songs hörst, dann beziehst du sie auf etwas, dass in deinem Leben passiert. Das ist cool, sich vorzustellen, dass jeder meine Songs anders auffasst. 

 

Auf dem Roskilde Festival hat Courtney nicht nur ihre einfühlsame Seite gezeigt, sondern besonders mir rockigen Songs wie "Pedestrian At Best" überzeugt. Das Festival selbst findet sie wunderbar, wegen der vielen guten Vibes. Na zu denen hat auch sie für mich maßgeblich beigetragen. Danke, Courtney!

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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