Home > Musiknews > Die neue Ära hat begonnen
Magic Moshroom: Don Broco im Interview

Die neue Ära hat begonnen

Quelle: M94.5

Don Broco im Interview

Don Broco sprechen über ihr neues Album Technology, satirische Lyrics, Pannen bei den Live-Shows und ihre abstrakten und provozierenden Musikvideos.

Das komplette Interview von Don Broco mit dem Magic Moshroom kann in unserer M94.5-Mediathek nachgehört werden: 

Diesen Alternative Rock-Grooves kann man nicht entgehen! Mit bizarrem Cowboy, Cyborg und einer Alieninvasion vom Feinsten. Don Broco sprengen mit ihrem aktuellen Album Technology auf Platte, live sowie besonders in ihren Musikvideos so einige Rahmen, im positiven Sinne! Sie provozieren, satirisieren und setzen ihrer Kreativität dabei keine Grenzen. Ihr spezieller Stil und der dunkle Humor macht sie einzigartig und in ihrer Musik unverkennlich. Damit läuten sie nicht nur für sich selbst als Band eine neue Ära ein, sondern auch für das Rock-Genre.

2016 waren Don Broco noch als Support von 5 Seconds of Summer mit auf Tournee. Seither hat sich so einiges getan. Vom Image einer Teenieband konnten sie aber erfolgreich abspringen. Mit ihren schockierend und verrückt komischen Musikvideos und energiegeladenen Shows sind Don Broco eine Alternative Rockband der Extraklasse! Bei ihren Songs, nehmen sie kein Blatt vor den Mund, egal ob sie dabei satirisch auf die Musikindustrie oder das immer wichtiger werdende und heikle Thema Social Media (und generell die Technology und ihre Abhängigkeit davon) auf den Arm nehmen, das sogar Freunde in Leute verwandelt, die man eigentlich gar nicht mehr mag. Egal ob es um ihr Albumcover zum neuen Album Technology (VÖ: 02.02.2018) oder ihre abstrakten und humorvollen Musikvideos geht, die vier Briten sind derzeit DIE Überflieger aus Großbritannien. Ihre Konzerte sind schon im Voraus restlos ausverkauft, sodass immer wieder Zusatzshows hinzugefügt werden. Den Alexandra Palace in London haben sie im November 2017 ebenso ausverkauft mit einer Kapazität von 10.400 Leuten. Für Don Broco kein Problem. Auf der Bühne versprühen sie dabei eine mitreißende Energie und positive Atmosphäre, der man kaum entgehen kann. Technology ist deshalb auch um einiges härter als ihre Vorgängeralben. Das liegt daran, dass sie neue Songs schreiben wollten, die besonders live gut funktionieren. Und das hört man auch! Denn live, sind Don Broco somit eine Band, der derzeit (neben Neck Deep) kaum jemand das Wasser reichen kann.


Don Broco (Simon, Rob, Tom und Matt v.l.) im M94.5-Studio                               Quelle: M94.5

Trotz ihres immer weitergehenden Aufsstiegs und ihrer steigenden Popularität bleiben die vier sympatisch, lustig und auf dem Boden. Sie nehmen sich eben auch gerne mal selbst auf den Arm. Und genau das ist es, was sie als Don Broco auch ausmacht, ihre ansteckende positive Energie und ihr spezieller Humor. Gut gelaunt und locker haben uns Rob Damiani (Sänger), Simon Delaney (Gitarrist), Tom Doyle (Bassist) und Matt Donelly (Schlagzeug und Gesang) deshalb am 25. Februar 2018 extra einen Besuch im M94.5-Studio abgestattet.

Quick Talk 

Hier ein Ausschnitt aus dem Interview beginnend mit einigen Warm-up Questions:

[00:24]

London oder Los Angeles?
Alle: London

Reading/Leeds oder Download Festival?
Alle: Reading/Leeds

Live oder Studio?
Alle: Live

Stage Dive oder Moshpit?
Alle: Moshpit, weil mehr Leute daran teilnehmen können.

Cowboy oder Roboter?
Matt, Tom und Simon: Cowboy
Rob: Roboter

Instagram oder Facebook? Oder vielleicht sogar Twitter?
Alle: Instagram!

MP3 oder Vinyl?
Alle: Vinyl.

Automatik oder Gangschaltung?
Matt, Tom und Simon: Gangschaltung.
Rob: Automatik. Ich habe das alte Auto meiner Großmutter aus den 80ern. Ich weiß nicht wie, aber es fährt noch. Es ist ein alter Renault Clio und sieht aus, als hätte es schon längst auf den Schrottplatz gemusst. Aber es funktioniert noch!

Der Kampf mit „Come Out To LA"

Am 02. Februar habt ihr euer drittes Studioalbum Technology veröffentlicht. Dafür habt ihr mit Dan Lancaster und Jason Perry zusammengearbeitet, die auch bei euren vorherigen Alben involviert waren. Es war also bereits ein bekanntes Team. Viele Musiker behaupten ja, dass die Songs, die am schnellsten (in 15 oder 30 Minuten) geschrieben wurden, sich als die besten Songs herausstellen. Wie war das bei euch? Besonders weil ihr euer Team ja bereits gekannt habt.

[02:38]
Rob: Ja und nein. Da waren schon einige Songs, die sehr viel schneller fertig waren, aber auch andere, bei denen die Idee total schnell da war, wie bei „Come Out To LA“. Wir haben aber nicht ununterbrochen an dem Lied gearbeitet. Das hat Monate gedauert bis es fertig war. Wir hatten die Idee, sind auf Tour gegangen, sind zurück ins Studio für einen Tag, haben irgendwoanders ein Festival gespielt. Es hat sich also so angefühlt, dass es Monate vom Start bis zum Ende gedauert hat, bis es letztendlich perfekt geworden ist. „Something To Drink“ war aber so ein Song, wo wir alles relativ in einem Tag gemacht haben. Wir vier haben sehr starke Ideen und wir gehen immer wieder vor und zurück miteinander. Außerdem mögen wir es, jede Möglichkeit auszuprobieren mit dem Song. So wissen wir schlussendlich, dass wir jede Variation ausprobiert haben und es zum Besten gemacht haben, wie es für uns möglich war. Und weil wir alle so drauf sind, kann es passieren, dass wir in eine komplett andere Richtung gehen mit dem Song, in der wir dann eventuell bleiben. Das kann dann auch drei Tage lang einfach nur Zeitverschwendung sein. (lacht) Also, nicht wirklich Zeitverschwendung, weil man ja hofft, die beste Version herauszuholen.

Welcher Song ist euch denn am schwierigsten gefallen?

[03:55]
Simon: Mit der Fertigstellung von „Come Out To LA“ haben wir auf jeden Fall am härtesten gekämpft. Es war auch der meist frustrierende Song, weil die Ideen dazu so schnell gekommen sind. Wir hatten den Verse und Chorus, aber wussten lange nicht, wie der Song im Ganzen Sinn ergeben könnte. Dann fiel uns auch ein echter Stein vom Herzen als wir ihn endlich fertiggestellt haben.

Könnte das vielleicht auch sein, weil es um das heikle Thema der Musikindustrie geht?

[04:27]
Rob: Ehm.. Nein. (lachen) Das war auf jeden Fall der meist befreiende Song. Vom Songtext her, wussten wir ja genau, was wir ausdrücken wollten.

Matt: Es war auch sehr therapeutisch.

Rob: Das Schwierige war nur alle Elemente gut zusammenzubringen. Es ist auch von der Struktur her ein schwieriger Song. Es ist keine typische Pop-Struktur, die wir eigentlich gerne mögen. Das neue Album macht sehr viel Spaß zu spielen. Wir haben es geschrieben mit dem Hintergrundgedanken der Live-Shows. Und ich glaube, die Leute merken das auch.

 

„Es geht nicht darum ein hübscher Rockstar zu sein. Es geht um den Spaß!"

Ihr habt einen speziellen Humor, den ihr auch in eure Videos miteinbringt. Für eure verrückt witzigen aber auch schockierenden und provozierenden Musikvideos habt ihr mit Dominar Films zusammengearbeitet. Am Ende von eurem Musikvideo zum Song „Pretty“ fragt Rob, ob ihr dieses Mal vielleicht doch zu weit gegangen seid. Habt ihr das zwischendurch vielleicht wirklich manchmal in Frage gestellt?

[06:06]
Matt: Nein, ich glaube tatsächlich nicht.

Rob: Ich glaube da war schon ein Moment in „Pretty“, wo wir uns gefragt haben, ob wir wirklich unsere Gesichter abreißen können. Als wir das Konzept bekommen haben und die Plattenfirma meinte, dass ich aber nicht wirklich im Video zu sehen sein werde, weil ich ja Toms Gesicht auf meinem tragen werde. Natürlich nicht sein wirkliches... Aber sie haben uns gefragt, ob wir wirklich sicher sind, dass wir das tun wollen.

Simon: Ja, sie meinten, wir würden nicht hübsch aussehen. Ihr werdet nicht wie hübsche Rockstars aussehen. Aber darum ging es uns nicht. Es geht um den Spaß daran!

Rob: Und sobald wir die Ideen für diese neuen Musikvideos gelesen haben, wollten wir das unbedingt machen. Wir waren noch nie SO aufgeregt Musikvideos zu machen, aber als wir das erste so mit diesem Humor gemacht haben (mit „Everybody“), wollten wir einfach mehr und mehr machen.

Und welches ist euer Lieblingsmusikvideo?

[07:04]
Matt: „Come Out To LA“ hat einige echt gute Parts. Ich im Mittelpunkt... (alle lachen) Endlich Weil ich endlich meinen Traum ausleben kann! Nein, aber ich denke „Come Out To LA“ ist das anspruchsvollste Video, das wir bis jetzt gemacht haben. Deshalb ist es mein Lieblingsvideo. Es hat auch so viele verschiedene Elemente, Szenarios und Einstellungen. Allein in der ersten Minute, wo man noch nicht mal zum eigentlichen Lied kommt. Es ist großartig mit so einem ambitiösen Produktionsteam wie mit Dominar Films zusammenzuarbeiten!

Rob: Ich mag „Everybody“ am liebsten, weil das das Original ist mit dem alles angefangen hat. Es war eben auch das erste Musikvideo, das diese verrückte und wundervolle Welt ins Leben gerufen und somit den Ton für unsere weiteren Musikvideos angegeben hat. Außerdem kann ich bei „Everybody“ die Schauspieler so richtig genießen, weil wir ja nicht so viel im Video zu sehen sind. Und die Mimik der Schauspieler ist echt jedes Mal aufs Neue zum Schießen!

Und auch, dass der Cowboy in allen weiteren Videos mit dabei ist. Bei jedem neuen Don Broco Musikvideo hält man automatisch schon Ausschau nach diesem Cowboy.

Rob: Ja, er ist immer mit dabei und führt immer irgendwas im Schilde. (lacht)

Neues Kapitel, neue Band, neue Ära

[08:12]
Rob: Bezüglich der Videos, das war ja auch das erste Mal, dass wir mit Dominar Films zusammengearbeitet haben. Das Team ist sehr kreativ und clever und es ist großartig wie sie mit diesen abstrakten Ideen aufkommen. Wir haben von Beginn an gesagt, dass wir nicht wollen, dass die Lyrics das Video irgendwie zurückhält. Man sieht immerhin viele Musikvideos, wo man einfach darstellt, was in den Lyrics passiert. Die Videos geben aber nicht allzu viel mehr. Für „Everybody“ haben wir ihnen also wirklich freien Lauf gelassen und haben nur gesagt, dass es komplett anders werden soll. Im Song gibt es die Zeile „No one’s ever seen me like this/Keiner hat mich bis jetzt so gesehen“, und die wollten wir auf den Kopf stellen. Es ist ja ein sehr persönlicher Song, dass man noch nie in diesem Zustand gesehen wurde. Aber für uns ist es auch eine Art Statement, dass das ein neues Kapitel für uns als Don Broco ist. Wir sind eine neue Band, eine neue Seite an uns, die man noch nicht gesehen hat. Im Vergleich zu den vorherigen Videos zum Beispiel wo wir am Pool in Miami liegen, draußen bei den Palmen sind und einfach unbekümmert sind. Das ist jetzt eben sehr viel düsterer und komischer als man uns je gesehen hat. Von da an haben wir einfach Ideen ausgetauscht. Bei „Technology“ ist die Idee sehr cool, dass man Social Media so aufzieht, dass es deine Freunde in Leute verwandelt, die man eigentlich gar nicht mehr mag. Das haben wir dann weiterverarbeitet und haben uns auf die Abhängigkeit von Social Media fokussiert und schließlich war die Idee zur Alieninvasion, der Kidnapping-Szene und dass die Leute mit ihren Handys zusammenkleben. Wir dachten, das war einfach eine brilliante Idee um die Lyrics auf eine andere Art und Weise zu unterstreichen. Wir lieben es wirklich mit Dominar Films zusammenzuarbeiten!  

Habt ihr denn schon ein neues Musikvideo im Kopf?

[10:09]
Rob: Ja, wir haben schon darüber nachgedacht, aber waren uns noch nicht sicher. Wir haben einige neue Songs auf Tour gespielt und man kann erkennen, welche Songs der Menge besonders gefallen und überlegen, welches sie vielleicht als neues Video sehen wollen würden. Wir haben überlegt vielleicht „Greatness“ zu machen.

Matt: Damit kann man bestimmt einige coole Dinge machen. Cowboy mit Cowbells zum Beispiel!

Ja, der Cowboy muss sich ja jetzt durch alle zukünftigen Musikvideos durchziehen oder ihr wechselt zum Roboter. 

„Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen“

Mit euren Songs und den Videos dazu habt ihr eine richtige Don Broco-Essenz geschaffen. Wie könnt ihr das denn jetzt noch toppen?

[11:15]
Alle: Ja, auf jeden Fall.

Simon: Das ist das Schwierige an der ganzen Sache. Sobald man so etwas Hochwertiges liefert und die Leute darüber reden, fühlt man sofort den Druck und denkt, das nächste Video muss noch besser werden. Ansonsten werden die Fans nur sagen: „Oh, das alte Video mochte ich mehr.“ oder „Wo ist der Cowboy hin?“ Wir sind definitiv an den Punkt gekommen, wo wir uns vollkommen neue Sachen ausdenken müssen, aber das ist auch gut so. Wenn wir diesen Druck nicht hätten, würden wir uns vielleicht nur auf unseren Lorbeeren ausruhen und langweilige Videos drehen. Jetzt haben wir uns in eine Position gebracht, wo wir das gar nicht erst tun können, weil wir wissen, dass unsere Fanbase sonst nicht gerade zufrieden mit uns wäre. (lacht)

Matt: Wir bringen uns einfach immer wieder aufs Neue um. Mehr Blut. Ganz im Sinne: Wenn Zweifel bestehen, einfach mehr Blut verwenden! (lacht)

„If in doubts, throw more blood at it.“

„Ich vergesse ständig Lyrics“

Mehr Songs, bedeutet ja auch, dass es immer schwieriger wird eine Setlist zusammenzusetzen und natürlich auch mehr und mehr Riffs und Lyrics im Gedächtnis zu behalten. Wer von euch vergisst denn am ehesten seine Parts?

[12:22]
Rob: Ich vergesse die Lyrics bei jeder Show. Zum Ende der Tour bekomme ich vielleicht das Meiste richtig hin. (lacht) Aber da sind einfach immer wieder ein paar Zeilen, die man falsch macht.

Matt: Ja, vor allem, wenn sich die Zeile wiederholt, aber vielleicht ein Wort anders ist. Das ist kniffelig.

Rob: Wenn man die Songs im Studio macht, denkt man, dieses oder jenes Wort würde es interessant machen. Wenn es dann dazu kommt es über die Bühne zu bringen, ist man so im Moment und dann vergisst man etwas.

[13:17]
Matt: Das passiert aber nicht nur Rob. Ich erinnere mich, als Rob mir während einer Bandprobe gesagt hat, dass ich etwas falsch singe. Aber ich habe die Zeile seit zwei Jahren genau so gesungen.

Rob: In den Live-Shows passiert es und dann ist es vorbei. Die Leute realisieren es vielleicht gar nicht immer.

Matt: Ja, das macht es dann erst besonders!

Rob: Ich habe ja das Glück, wenn ich etwas vergesse, kann ich einfach das Mikro in die Menge halten. Das geht bei den anderen nicht so einfach. (lachen) 

Besser könnte es für Don Broco derzeit wohl kaum laufen, und das wohl verdient! Ihr spezieller Humor hält sie dabei auf dem Boden. Im März und April steht ihre bisher größte Tour in Nordamerika auf dem Plan. Im April geht es dann weiter mit extra Daten in Großbritannien. Für den Festival-Sommer stehen bei Don Broco Rock im Park und Rock am Ring in Deutschland auf dem Plan. Danach geht's für die Briten weiter zur legendären und letzten Vans Warped Tour in die US-Staaten und im August sind sie auch wieder beim Reading and Leeds Festival vertreten. Diese britischen Überflieger solltet ihr also auf keinen Fall live verpassen!

Das komplette Interview kann in unserer M94.5-Mediathek nachgehört werden oder zu Beginn dieses Artikels.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie