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Jakuzi im Unter Deck

Durch den Militärputsch gepusht

Autor(en): Julian Rathgeber am Sonntag, 11. März 2018
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Quelle: City Slang

Jakuzi Cover

Profitiert haben sie vom Militärputsch und dem Terror in Istanbul. Aber nicht auf die Art und Weise, auf die man es erwarten würde.

Im Jahr 2015, also ein Jahr vor dem versuchten Militärputsch in der Türkei, gründet sich in Istanbul das Synthie-Pop-Duo mit dem Namen Jakuzi. Erst über zwei Jahre sind die beiden Musiker Taner Yücel und Kutay Soyocak, die beide eigentlich aus der Garage-Punk- und Metal-Ecke kommen, zusammen am Musik machen. Und trotzdem haben sie sich in der türkischen Indie-Szene schon einen Namen gemacht und Kultstatus erreicht. Mit Punk und Metal hatte ihr Debütalbum Fantezi Müzik, das letztes Jahr herausgekommen ist, aber rein gar nichts zu tun. Vielmehr adaptierte die Band ungemein unverbrauchte und suggestiv umgesetzte Synthie-Pop-Muster á la 80er Jahre.



Der Putsch pusht die Untergrundszene

So paradox es auch klingen mag: Aufgrund des Militärputsches und des Terrors in der Türkei erlebt der Musikuntergrund in Istanbul momentan geradezu eine Hochkonjunktur. Immer weniger ausländische Bands und Künstler wollen in der Türkei auftreten und die Türken selbst gehen nur noch ungern auf Musikveranstaltungen mit größeren Menschenmengen. Folglich verlagert sich das kulturelle und damit natürlich auch das musikalische Geschehen in Bars, Plattenläden oder kleinere Clubs. Denn die Inhaber der Clubs wenden sich immer mehr an lokale Gruppen. Diese sind schließlich günstiger als bekannte Musiker. Umgekehrt erreichen die kleineren Künstler ein größeres Publikum.

Von Kassette auf Vinyl

Wie viele Indie-Künstler zuvor haben auch Jakuzi ihr Debütalbum vollkommen in Eigenregie, also in indiemäßiger DIY-Manier, produziert und zunächst auf Kassette veröffentlicht. Schnell wurde dann aber das Berliner Label City Slang auf das türkische Duo aufmerksam. Bei City Slang war man so begeistert von den beiden, dass man sie unter Vertrag nahm. Von der Kassette durfte ihre Musik dann letztendlich auf CD und Vinyl wechseln. Ein großer Schritt für jeden leidenschaftlichen Musiker.


 

Sie könnten das Telefonbuch vortragen

Bei so viel Gefühl für Synthie-Klänge und Pop-Strukturen macht es auch nichts aus, dass die Texte auf türkisch gesungen sind. Ganz im Gegenteil: Man scheint die Musik anders wahrzunehmen. Oder wie das Magazin Intro es sehr passend beschreibt „...die Band könnte das Telefonbuch vortragen. Aber auch das wäre okay, weil man so gezwungen wird, Gesang nicht unter dem Aspekt von Bedeutung wahrzunehmen, sondern als Sound-Element, das in enger Verbindung zur Musik steht." Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt: Synthie-Pop aus den 80ern mit türkischen Texten, direkt vom Istanbuler Untergrund. Ein Mix, den ihr nicht verpassen solltet!

 


Jakuzi live im Unter Deck

am 06.05.2018

Beginn: 20:00 Uhr

VVK: 14,75€ zzgl. Gebühren

Präsentiert von M94.5

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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