Der Karlsruher Rapper Schote erzählt in seinen Tracks in der Regel von sich und was er doch für ein krasser Typ ist. Zugegeben, trocken gelesen wirkt das einfach nur wie ein weiterer Hobby Rapper, der sich selbst komplett überschätzt. Aber durch Zeilen wie: "Ich bestehe fast nur aus Schwanz wie ein Taipan" aus seinem Track ‚Steig Ein’ erkennt man doch einen gewissen Grad an Ironie in seinen Texten. Nehmen wir zumindest mal an...
Auch wenn man mit dem Namen „Schote“ meist nur eine Person indiziert, lebt seine Musik neben den Lyrics ebenso von den unverwechselbaren Beats seines Produzenten Enaka.

Auf dem 20. Geburtstag des splash! Festivals haben die beiden am Sonntag auf der Backyard Bühne gespielt. Vorher hatte Schote allerdings nochmal ein bisschen Zeit, um sich mit uns über seine Musik, Battle Rap und ein bisschen über sein Leben zu unterhalten.

"Bald komm ich hier raus"

[07:07] Du hast zwischenzeitlich mit deinem Produzenten Enaka zusammen gewohnt, jetzt allerdings nicht mehr. Merkst du dadurch einen Unterschied in deiner Musik?

Ja voll! Wenn man keinen Weg gehen muss, um zu arbeiten, dann ist das ein großer Unterschied. Man fühlt sich wie in einer Blase, aus der man nicht raus kommt, was einen auch Einsamkeit fühlen lässt. Und dadurch hatte ich auch schon öfter das Gefühl, ich sei viel zu krass noch im Untergrund, da ich meine Musik ja „nur“ in meiner WG aufnehme und das hat sich auch in den Texten wiedergespiegelt. Dann schreibt man so Sachen, wie: „Bald komm ich hier raus“ und dergleichen. Wenn man dagegen ins Studio fährt, dann ist das wie zur Arbeit fahren und dadurch bekommt man auch mehr das Gefühl, man tut etwas und nimmt nicht daheim mit Homies einen Track auf.

[09:00] Hat Enaka auch schon mal für andere Künstler Beats produziert, die du im Nachhinein eigentlich ganz gerne gehabt hättest?

Ja, total oft! Also ich finds ja auch geil, dass ich dadurch Musik von anderen bekomme, die ich selber cool finde. Es war auch bestimmt schon so, dass ich Beats von ihm gehört habe, die mir im ersten Moment noch nicht gefallen haben, aber beim fertigen Track find ichs dann voll krass und frage mich, wieso mir niemand von diesem Beat erzählt hat. Allerdings muss man auch sagen, Enaka produziert alles immer erst fertig, wenn die Vocals schon aufgenommen sind. Und dadurch kommen meist noch Elemente dazu.
Andere Sache, zum Beispiel Fatoni und Juse Ju, wenn die ihren Track „Im Modus“ oder „Gravitationswellen“ live spielen, dann dreht das Publikum immer komplett durch. Beides Beats von Enaka. Und dann ärger ich mich immer und frage mich, wieso ich nicht diese Tracks spiele, bei denen die Leute so ausrasten.

Gangster Rap oder Liebeslieder?

[14:33] Deine meisten Songs sind ja eher düster, womit du dir eine Art Image erstellt hast. Hättest du aber auch mal Lust fröhlichere Musik zu machen, oder gar Liebeslieder? Oder steht dir da dein Image im weg?

Sehr schwer. Ich schreibe einfach gerne. Viele Leute kann man ja in bestimmte Richtungen einordnen und da fahren sie ihren Film. Mein Film ist aber mehr einfach mein Leben verbunden mit Battle Rap und da kommt man halt nicht mehr raus. Erstmal nicht zumindest. Ich habe schon öfter versucht mal eine Story in meine Texte reinzubekommen, aber dann passt das nichtmehr. Angenommen ich erzähle von mir und will dass die Leute verstehen wie ich bin, aber erzähle dann im nächsten Track, dass ich mit meiner Knarre durch die Straßen laufe. Das passt nicht zusammen. Dann entsteht diese Diskrepanz zwischen: Was stimmt jetzt und was stimmt nicht? Und irgendwann glaubt dir halt keiner mehr.
​Mir wird auch in Battles immer vorgeworfen, dass ich voll auf Gangster mache und das verstehe ich halt gar nicht. Weil ich nie sage, dass ich ein Gangster bin oder dass ich irgendwelche Sachen mache, die nicht cool sind! Ich sage nur, dass ich ‚gangster rappe auf einen Beat’. 

Freie Entfaltung über Geld

[11:59] Neben der Musik arbeitest du auch noch als Grafikdesigner, das sind zwei kreative Jobs auf einmal. Lässt sich das vereinen?

Nein, funktioniert nicht. Ich habe Grafikdesign studiert und da konnte ich es gar nicht miteinander verbinden. Man hat nie einen freien Kopf. Andauernd sind irgendwelche Seminare auf die du dich vorbereiten musst, und die willst du auch trotz nur drei Tagne Vorbereitungszeit gut machen. Und anders als bei einem normalen Handwerk, das nach getaner Arbeit erledigt ist, müssen in dem Bereich andauernd Ideen kommen. Genauso ist es auch bei Rap. Und wenn du jetzt zwei Sachen in deinem Kopf hast, die gegeneinander Kämpfen, dann machst du gar nichts. Und bei mir war das so, da war alles vollkommen blockiert. Ich habe in der Zeit weder Tracks, noch geile Grafiken gemacht.
Darum habe ich mich nach meinem Vordiplom dazu entschieden, mein Studium erst mal ein bisschen schleifen zu lassen, weil man mit 40 Jahren nicht anfangen möchte Rap zu machen.
Und jetzt arbeite ich nebenher als Freelancer, um meine monatlichen Ausgabe zu decken, aber nicht fürs große Geld. Ich versuche mehr einfach über die Runden zu kommen, darum war ich auch schon seit knapp sechs Jahren nicht mehr im Urlaub. Mir ist es wichtiger machen zu können was ich will, anstatt mir viel Geld anzusparen.