Protomartyr im Strom
Ein Fest für Zyniker
Post-Punk trifft Noise-Rock, trifft bissige Sozialkritik. Protomartyr aus Detroit kommen mit ihrem neuen Album Relatives In Descent nach München!
Eine Post-Punk-Band mit einem Sänger mit tiefer Stimme? Und die Texte sind pessimistisch und düster? Keine Sorge! Auch wenn es auf dem Papier ein bisschen so scheint: Protomartyr sind ganz bestimmt keine dieser billigen Joy Division-Kopien, die in den letzten Jahren wie Unkraut aus dem Boden geschossen sind. Nein, auch wenn die bewährte Post-Punk Formel immer wieder durchscheint, hat die vierköpfige Band aus Detroit genug am Rezept verändert, um einen ganz eigenen Stil erkennen zu lassen.
Ungewöhnliche Voraussetzungen
Gegründet hat sich die Band 2008 aufgrund einer spontanen Idee von Sänger Joe Casey, der zehn Jahre älter ist als seine Bandkollegen und zuvor noch keinerlei Gesangserfahrung hatte. 2012 erschien das Debüt-Album No Passion All Technique, aber erst der Nachfolger Under Color Of Official Right hat für den ersten kleinen Durchbruch von Protomartyr gesorgt. Das Album verbindet gekonnt den beißenden Noise-Punk der Band mit dem fast noch beißenderen Zynismus von Joe Caseys Lyrics. „Gluten fascists", „credit-card users", „adults dressed as children", „terrible bartenders" - sie alle und noch viele mehr sollen im Song „Tarpeian Rock" von ebendiesem Tarpejischen Felsen geworfen werden. Einem Ort, der im alten Rom für Hinrichtungen diente. Wer auf Texte mit noch schwärzerem Humor steht, wird eine Weile suchen müssen.
Gescheiterte Vorsätze
2015 erschien dann The Agent Intellect, ein wieder viel gelobtes und genauso düsteres Album. (Der Opener erzählt davon, wie der Teufel böse geworden ist - Spoileralarm: Es war die Pubertät.) Protomartyr wollten aber mal etwas anderes versuchen, nicht mehr ganz so pessimistisch sein. Allerdings fällt das schwer, wenn mitten im anfänglichen Schreibprozess ein böser Clown zum mächtigsten Mann der Welt gewählt wird. Relatives In Descent, die vierte und aktuelle LP der Band, ist definitiv ihr ambitioniertestes und abwechslungsreichstes Projekt - aber es ist verständlicherweise auch wieder ziemlich düster geworden.
Erfolgreiches Ergebnis
Relatives In Descent ist trotzdem oder vielleicht gerade deswegen genau wie die Vorgänger ein großartiges Album. Die Instrumentierung ist zu jedem Zeitpunkt Caseys bellendem Gesang ebenbürtig. Der Gitarrist Greg Ahee, hat seinen rauhen, aber nichtsdestotrotz elektrisierenden Klangteppich perfektioniert und Bass und Schlagzeug halten das ganze Chaos streng in der Bahn.
Auch die Live-Sets der Band haben inzwischen einen gewissen Kultstatus erreicht: Die Urgewalt, die auf der Platte zu erahnen ist, bricht auf den Konzerten vollends aus. Nachdem sie letztes Jahr schon zusammen mit METZ auf Europatour waren, kommen Protomartyr im April wieder nach Deutschland. Dieses Mal aber zum Glück mit einem Halt in München! Am 21. April kommt die Band ins Strom, um ein vollgepacktes Set mit neuen und alten Songs zu spielen. Das solltet ihr auf keinen Fall verpassen!
Protomartyr live im Strom
am 21.04.2018
Beginn: 21:00 Uhr
VVK: 16€ zzgl. Gebühren
Präsentiert von M94.5