Milla Walky Talky
Ein gelungenes Debüt
Ein neues Format, mit neuen Künstlern und Kollaborationen. So war's bei der ersten Ausgabe des Milla Walky Talky im Glockenbachviertel.
Kurz vor 6 im Glockenbachviertel, ein ungewohntes Bild: Mehrere hundert Leute tummeln sich auf der Westermühlstraße. Alle sind sie gekommen, um das zum ersten Mal organisierte Milla Walky Talky zu begutachten. Die vielen Kneipen und Cafés sind randvoll, hier und da gibt es Ecken mit Straßenmusik. Insgesamt 15 Locations sind beim neuen Straßenfestformat mit dabei, allen voran die Milla, mit Sicherheit einer der großartigsten Münchner Clubs. Die wenigen Autofahrer, die verzweifelt versuchen durch die Massen zu kommen, haben keine Chance. Und selbst als starker Regen und Gewitter einsetzen, feiern die Leute gut gelaunt weiter.
München multikulturell
Zwei Münchner Institutionen - die Milla und hauskonzerte.com - organisieren also ein Straßenfest. Da schaut die Münchner Musikszene natürlich gerne vorbei. Zum Beispiel Monaco F, der sich zusammen mit Jesper Munk für einen Secret Act zusammengetan hat. Oder auch Moop Mama, gemeinsam mit dem aus Senegal stammenden Neu-Münchner Sänger und MC Cool Kocc 6. Ob diese Stadt schon mal so viel Multi-Kulti an nur einem Abend erlebt hat? Ständchen des arabischen Trios جِسْر (jisr) und des syrischen Friedenschores sind weitere Beispiele.
Flo Kreier als Angela Aux mit Verena Marisa an Violine und Theremin
Ruhiger Start in den Abend
Etwas sanftere Klänge gab es dagegen von Angela Aux. Dahinter steckt Flo Kreier, hauptsächlich Frontmann der Münchner Indie-Band Aloa Input. Zurzeit konzentriert er sich allerdings mehr auf sein Nebenprojekt, bei dem er mit Kleid und blonder Perücke auftritt. Für sein Konzert beim Milla Walky Talky hat er sich die Filmkomponistin Verena Marisa dazu geholt. Mit ihrem Violinspiel konnte sie Kreiers Auftritt einen gewissen Touch verleihen. Unterm Strich eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus Angela Aux-Songs, Instrumentalstücken und sogar einer Spoken-Word-Performance.
In die Nacht mit Skeletons
Mit Anbruch der Nacht öffnete dann die Milla ihre Pforten für die Headliner des Abends. Zunächst boten Skeletons aus New York City ein sehr ausgefallenes, aber dennoch großartiges Konzert. Das Projekt von Matthew Mehlan lässt sich wohl am besten dem Art-Rock-Genre zuordnen, mit einer gehörigen Portion Experimentierfreudigkeit. Einigen Zuhörern war das augenscheinlich etwas zu laut, denn so richtig voll wurde die Milla erst, als White Wine die Bühne betraten.
White Wine auf der Bühne im Milla Club
White Wine als Highlight
Die Leipziger Band hatte ihr hochgelobtes aktuelles Album Who Cares What The Laser Says? dabei. Und obwohl Frontmann Joe Haege gesundheitlich angeschlagen war, legte das Trio eine großartige Show hin. Auch hier sollten experimentelle Klänge nicht zu kurz kommen, gepaart mit Haeges exzentrischer Bühnenperformance (er verließ öfters die Bühne und mischte sich unters Publikum). White Wine sorgten so für beste Unterhaltung und wurden dem Headliner-Titel mehr als gerecht. Gegen halb 2 war auch dieses Konzert vorbei. Anschießend sorgten die hauskonzerte-DJs noch bis in die späte Nacht hinein für gute Laune.
Der Regen hat die Meisten zwar von der Straße in die Locations hineingetrieben, trotzdem gelang dem Milla Walky Talky eine starke Premiere. Da lässt die nächste Ausgabe des Straßenfestes bestimmt nicht lange auf sich warten.