am 20. September im Café Muffathalle
Eine MC und ihre Wörter - KONZERT ABGESAGT
„Ich sah aus wie Harry Potter damals. Ich trug eine Brille, einen Dufflecoat und hatte eine Zeitung unter dem Arm. Die Leute dort haben nur gesagt: ‚Was zur Hölle machst du denn hier?’ Ich habe das Mikro in die Hand genommen und nie wieder zurückgeschaut.“
Bei ihrem ersten Auftritt im Deal Real war Kate Tempest 16. Im Deal Real, einem Hip-Hop-Plattenladen in der Londoner Carnaby Street. Über zwei Jahre diente ihr der Untergrund als Ausbildungsstätte. Als Arena für MC Battles mit Kerlen, die gar nicht erst gegen sie antreten wollten. Sie passte – wie man sich denken kann – nicht ins Schema.
„Ich habe einen Freund von mir gebeten, so zu tun als ob er rappen wollte, damit er dann das Mikro an mich weitergeben konnte. Als ich dann angefangen habe, meinten die Leute nur: ‚Was? Du kannst tatsächlich rappen?’“
Ja, Kate Tempest kann tatsächlich rappen. Inzwischen muss sie das auch niemandem mehr beweisen. Wörter sind ihre Freunde. Sie verleiht ihnen auf eine Art und Weise Sinn, die einzigartig ist. Sie beschreibt ihre Texte selbst als schizophren und befürchtet irgendwann einmal verrückt zu werden. Inspiriert von Woolf, Beckett und Joyce wirft, nein kotzt sie ihre Reime in bester Brockley-Manier heraus als wären sie Ballast, den sie augenblicklich loswerden muss. Zusammen mit dem Gitarristen Archie Marsh und dem Schlagzeuger Ferry Lawrenson hat sich schließlich Sound Of Rum formiert. Seitdem umrahmen unter anderem Jazzelemente und genau in der richtigen Menge eingesetze elektronische Beats die Lyrik einer Kate Tempest.
„Wenn man in einer Band spielt, fühlt es sich viel gemeinschaftlicher an – es geht dabei genauso um das Publikum wie darum, der eigenen Frustration mit der Welt Luft zu machen.“
Ein Konzert von Sound Of Rum ist ein gemeinsames, zügelloses Anschreien der Welt. Und das auf hohem literarischen Niveau.
Sound of Rum
im Café Muffathalle
am 20. September
ab 21 uhr
AK: 18 Euro
Präsentiert von M94.5