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So war das Reeperbahn Festival 2017

Entdeckungsstress

Quelle: M94.5/Laura Fiegenschuh

Reeperbahn Festival

Über 500 Konzerte wollten gesehen werden. Das ist natürlich nicht ganz stressfrei und auch nicht wirklich machbar. Unsere Highlights hier in der Übersicht.

Jedes Jahr begibt sich die M94.5 Musikredaktion auf die beschwerliche Reise zum Reeperbahn Festival nach Hamburg, um neue Bands zu entdecken und live zu sehen. In diesem Jahr versprach schon das Line-Up keine ruhige Minute.

HMLTD - Pop für Extrovertierte

Sechs Männer aus Südlondon machen den denkbar experimentellsten Pop, den man sich gerade vorstellen kann. Auf der Bühne fallen sie vor allem mit ihrer verrückten Kleidung auf, aber auch mit ihrer schweißtreibenden Performance. HMLTD ist definitiv eine Band für Leute, die sich ungern berieseln lassen und bei denen Musik eher anspruchsvoll und auch mal anstrengend sein darf.

Júníus Meyvant - sanfte Melodien

Gut, Unnar Gísli Sigurmundsson aka Júníus Meyvant ist besonders bei uns keine Neuentdeckung mehr. Bereits 2015 haben wir den Isländer auf dem SPOT Festival in Dänemark kennen und lieben gelernt.

Dabei ist das Besondere, was uns zu seinen Konzerten treibt nicht nur seine ironische Art, in der er immer wieder kurze Anekdoten zum Besten gibt, sondern vor allem die Instrumentierung seiner Songs. Auf seinem Album "Floating Harmonies" fanden viele Streicher Einzug, nicht aber in den Michel in Hamburg, in dem er sein Konzert am Samstagabend gab. Hier waren es zwei Gitarren, ein Piano und die wundervolle Stimme des Isländers, die uns aufs Neue verzaubert haben. Definitiv ein Tipp für den Herbst!

Jen Cloher - Frauenpower to the Max

Bereits 2005 hat Jen Cloher ihre erste EP rausgebracht, also eigentlich auch eine alte Bekannte in der Szene. Besonders, weil sie nicht nur auf dem Label Milk! Records ihrer Lebensgefährtin Courtney Barnett gesigned ist, sondern letztere auch die Gitarre für Jen spielt. Beide scheinen sich auch gegenseitig zu beeinflussen, denn auch hier gibt es viel rotzigen Gitarrensound. Allerdings ist es die Mischung aus mal ruhiger und dann wieder powervoller Instrumentierung, die Jen Cloher definitiv hörenswert macht. Dieses Jahr erschien ihr neustes, selbstbetiteltes Album.
 

Songhoy Blues - Afrikanische Indie-Grooves

Gäste aus Mali sieht das Reeperbahn Festival sicherlich nicht alle Tage, von daher war der Auftritt von Songhoy Blues im Mojo Club schon von vornherein etwas besonderes.

2013 wurden die vier Bandmitglieder u.a. von Damon Albarn entdeckt, kurze Zeit später konnten sie mit ihrer Debütsingle "Soubour" den Durchbruch feiern. Ihre Debütplatte "Music in Exile" (2015) mischt Weltmusik mit Blues und Indie, das Nachfolgealbum "Résistance" (2017) ist die konsequente Weiterführung des außergewöhnlichen Projekts. Live treten Songhoy Blues in klassischer Besetzung auf: Drums, Bass, Gitarre und Gesang - trotzdem transportieren sie den afrikanischen Sound  auch ohne traditionelle Instrumente gekonnt in die westliche Welt. Und spätestens mit dem großartigen Song "Bamako" haben die vier Jungs auch Hamburg zum Tanzen gebracht.

All Them Witches - Psychedelic Rock aus dem Underground

"Sleeping Through the War" (2017) ist zwar schon die vierte Platte der Band, trotzdem haben All Them Witches (ATW) aus Nashville, Tennessee noch einen gewissen Newcomer-Status. Denn so richtig angekommen sind sie noch nicht in Europa - abgesehen von ein paar Kritiken aus der Metal-Branche ist auch das neue Album an der Musikpresse größtenteils vorbeigegangen. Dabei sind ATW alles andere als ein reines Metal-Thema: mit typischer 60's-Orgel und treibendem Gitarrensound gehen sie am ehesten in die Richtung des Psychedelic Rock. Live kommen längere improvisierte Passagen nicht zu kurz, die sich mit eingängigen Riffs abwechseln. Definitiv eine der wichtigsten Entdeckungen des diesjährigen Reeperbahn Festivals!

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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