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System of a Down

Erstes Konzert in Armenien

Autor(en): Daniel Lettrich , Vitus Aumann am Freitag, 24. April 2015
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Quelle: © Carlos Varela(Carlos Varela)

System Of A Down in Chile 2011

Zum 100. Jahrestag des armenischen Genozids spielen System of a Down in Jerewan - im Stream können Fans auf der ganzen Welt dabei zusehen.

Die Mitglieder der Band System of a Down sind armenischen Ursprungs, die Band selbst formierte sich aber in den USA. Trotzdem ist dieser Ursprung tief in der Struktur der Band verankert. Schon auf der ersten LP der Band fand sich der Song Politically Lying, Unholy, Cowardly Killers (P.L.U.C.K) – eine eindeutige Anklage gegen den Genozid. In Armenien gelten die Bandmitglieder nicht zuletzt wegen ihrer politischen Haltung als Volkshelden. Bis zum 23. April 2015 haben System of a Down niemals ein Konzert auf armenischem Boden gespielt, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Infrastruktur des Landes kaum auf Konzerte dieser Größenordnung vorbereitet war. Als Lead-Sänger Serj Tankian vor 5 Jahren zum ersten Mal überhaupt ein Solokonzert im Land seiner Herkunft spielte gab es massive technische Probleme, die das Konzert beinahe verhindert hätten. Gestern war es nun zum ersten Mal soweit: Die Band spielte ihr erstes Konzert in Jerewan und Fans konnten es weltweit im Stream verfolgen. Die Botschaft ist klar: Schluss mit der Jahrzehnte langen Leugnung des armenischen Genozids.

Verdrängung eines kollektiven Traumas

Serj Tankian und seine Bandkollegen sind nicht die einzigen die sich gegen die Leugnung des Völkermordes einsetzten. Kim Kardashian – nicht gerade der Prototyp einer politisch aktiven Frau – übt seit Jahren Druck auf Präsident Obama aus, indem sie in öffentlichen Medien dazu aufruft, den Genozid anzuerkennen. Obama hat dieses Wahlkampfversprechen bis heute nicht eingelöst – zu wichtig ist die diplomatische Beziehung zur Türkei. Auch Papst Franziskus spricht inzwischen offiziell von einem Genozid und warnt davor, die Tragödie in Vergessenheit geraten zu lassen. Die deutsche Bundesregierung tut sich währenddessen schwer die Ereignisse zu bewerten: Der Begriff „Völkermord“ wurde bislang meist bewusst vermieden. Erst jetzt, hundert Jahre später nimmt Bundespräsident Joachim Gauck ihn zum ersten mal offiziell in den Mund.

Musik und Politik

Fast 40 Songs spielte die Band also gestern, einen Tag vor dem hundertsten Jahrestag des Genozids auf dem zentralen Platz der Republik in Jerewan. Darunter weltbekannte Hits wie Aerials, B.Y.O.B und Chop Suey! Bezahlen mussten die Fans der Alternative Metal Band keinen einzigen Cent! Wer nicht dabei sein konnte hatte die Möglichkeit das Konzert über einen Livestream verfolgen. Inzwischen kann man das legendäre Konzert auch auf Youtube nachsehen.

Man kann der Band also kaum vorwerfen, sie würde durch die Kontroverse um den Genozid Profit schlagen wollen. Nicht erst durch Konzerte wie dieses versucht die Band an die Ungerechtigkeit, die dem armenischen Volk widerfahren ist zu erinnern. Bereits seit über 10 Jahren engagiert sich Serj Tankian zusammen mit Tom Morello, dem Gitarristen von Rage Against The Machine bei „Axis of Justice“, einer Plattform, die viele Musiker wie Chris Cornell oder Red Hot Chili Peppers-Bassist Flea nutzen, um auf soziale Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Konzerte wie das der Band System of a Down in Jerewan erinnern an die Bedeutung politischer Aussagekraft durch Musik und die Möglichkeit sich auch über dieses Medium Gehör zu verschaffen.

 
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