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Schnipo Schranke

Frühstück mit Natursekt

Autor(en): Coline Kuche am Sonntag, 3. Mai 2015
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Quelle: Villa Struck

Schnipo Schranke

„Du hast mir gezeigt, dass es egal ist ob man liebt, schmeckt der Kopf nach Füße und der Genitalbereich nach Pisse“ - verquere, derbe Texte, das sind Schnipo Schranke

„Schnipo Schranke“, das sind Frederike „Fritzi“ Ernst und Daniela Reis, das sind Schlager, Punk und eine Kaffeetasse voller Urin. Letztere ist Bestandteil des Musikvideos zu ihrem Song „Pisse“, einem Ohrwurm, der durch seine derbe Sprache polarisiert und mit dessen Frust man sich doch irgendwie identifiziert.

Wir haben uns mit der Band vor ihrem Auftritt letzte Woche in der Villa Stuck getroffen und mit Ihnen über ihre Anfänge, ihre Entdeckung und Tipps für den musikalischen Nachwuchs gesprochen.

Wie kann man eure Musik denn beschreiben, weil das so eine Art Happy Pop/Rock ist und ihr dann krass lustige ironische Lyrics raushaut. Ist das euer Konzept?

Daniela: -Ich glaub nicht, dass wir ironisch sind, in keiner Weise.

Frederike: -Ich würd auch nicht sagen, dass es ironisch oder satirisch ist, aber so eine gewisse Selbstironie schwingt schon manchmal mit, ich glaube das lässt sich auch nicht unbedingt vermeiden, wenn man bisschen reflektiert. Aber es ist eben nicht satirisch gemeint, es steckt schon immer auch Ernst dahinter.

Und ist es eher so naturgegeben, weil ihr so seid und Bock hattet, oder wie seid ihr letztendlich dazu gekommen?

Frederike: - Ich würd schon sagen, dass wir einfach so sind und es war früher so, dass wir mit sowas früher auch oft angeeckt sind, wenn man privat Sachen raushaut, kommt damit nicht jeder klar. Und jetzt haben wir das einfach zu einer Kunstform gemacht und da funktioniert es dann plötzlich.

Und wie ist das Projekt gestartet, wie habt ihr zueinander gefunden?

Frederike: - Wir haben uns im Studium kennengelernt, wir haben Musik studiert, ich hab Bockflöte studiert, Daniela hat Cello studiert und dann haben wir relativ schnell gemerkt, dass das eigentlich nicht unser Ding ist, das mit der Klassik und da war die Band so ein bisschen der Ausweg.

Das Studium, macht ihr das noch weiter?

Daniela: Also, Fritzi hat das zu Ende gemacht, aber auch mehr aus Langeweile glaub ich, weil sie sonst nix zu tun hatte (Gelächter). Und ich hab das abgebrochen, ich hatte da überhaupt keinen Nerv mehr drauf, auch zuviel gekifft und so.

Okay, aber hat euch das Studium musikalisch gesehen etwas gebracht?

Daniela: Also, wir waren ja jetzt viel im Studio und haben irgendwie unsere Songs aufgenommen und man merkt schon, dass man gewisse Skills einfach hat, die einem helfen natürlich. Also weiß ich nicht, wir wissen einfach wie man sich vorbereitet auf sowas um das dann auch irgendwie auf die Platte zu bringen.

"Wir hatten eine Phase, wo wir nur Sido gehört haben"

Das heißt, eigentlich könntet ihr Nachwuchsbands das auch ans Herz legen, dass man Musik studiert?

Frederike: Nö.
Daniela: Nee, eigentlich nicht. Ich glaube, dass das was wir jetzt anwenden in der Band, was wir im Studium gelernt haben, dass das Dinge sind, die ich mir zu Hause im Selbstkurs auch in einer Woche beibringen kann (Gelächter). Und der ganze andere Scheiß war echt unnötig.

Großes Lob an die Uni, ich seh schon (Gelächter).

Daniela: An Uni, Lehre und so weiter. Natürlich ist es cool zu wissen, was für Akkorde man gerade nimmt, aber ich glaub schon, dass wir einfach schneller sind und das Wissen haben, wie man jetzt mit Klavier und Schlagzeug den Raum füllen kann und dass das schon damit zusammen hängt, dass wir uns schon mit komplexeren Sachen im Studium auseinandersetzen mussten. Aber es sollte auf keinen Fall jemand an die Musikhochschule gehen, ist meine Ansage. (Gelächter)

Ihr seid jetzt vor allem am Anfang live unterwegs gewesen, bevor es überhaupt ins Studio ging. Liegt euch das besonders am Herzen, wie das quasi live rüberkommt oder war die CD in dem Sinne nie so wirklich geplant?

Daniela: Wir wollten auf jeden Fall immer ein Album machen, ich glaube auch, dass das Album das Größte ist was uns passiert. Es ist natürlich toll auf der Bühne zu sein, deswegen machen wir das auch, weil wir einfach gerne im Mittelpunkt stehen (Gelächter). Aber für uns ist das auch ganz wichtig, mal ein Ergebnis in der Hand zu halten und was zu haben, worüber man sich freuen kann, was man gemacht hat. Das ist glaub ich für uns wichtiger als die Live Auftritte.

Was müssen denn die Hörer über euch wissen, damit sie eure Texte richtig verstehen?

Daniela: Ich glaube jeder, der einigermaßen tickt, versteht das schon richtig. Und im Endeffekt ist es ja mit jedem Künstler so, dass man einfach eine Projektionsfläche ist, von dem was die Leute glauben wollen, was sie da hören und es soll auch so sein und es soll auch so bleiben und jeder soll das so verstehen, wie er das am Liebsten verstehen will. Ich glaube, dass wir Missverständnisse schon größtenteils ausgrenzen und dadurch, dass wir eben schnell auf den Punkt kommen und sehr konkret sind. Und ich glaube entweder man versteht das richtig und weiß das dann auch zu wertschätzen, aber ich glaub nicht, dass man was für wissen muss.

Ihr rappt ja auch teilweise. Seid ihr HipHop inspiriert?

Daniela: Als wir angefangen haben, hatten wir eine Phase, wo wir nur Sido gehört haben. Wir hatten jetzt selbst keine Ambitionen ernsthaft zu rappen, das war eher am Anfang so, „Beste Freunde“ zum Beispiel, das ist ja eine der ersten Sachen, die wir gemacht haben. Also wir hatten jetzt nicht den Anspruch, richtig geil Rap zu machen, sondern fanden das irgendwie einfach lustig, dass wir plötzlich rappen. Wir wollen uns trotzdem aber nicht lustig machen, das ist jetzt nicht ironisch gemeint, dass wir rappen. Eigentlich mögen wir HipHop auch ganz gerne.

Ihr seid ja auch als Backgroundsänger für die Sterne tätig, wie kam es dazu?

Daniela: Wir haben am Anfang letzten Jahres in Hamburg im Pudel gespielt und da war Frank Spilker (Sänger/Gitarre bei Die Sterne) und dann hat er uns danach gefragt, ob wir das machen wollen.

Kommen wir gleich zur nächsten Frage: Ihr wurdet ja von Rocko Schamoni entdeckt. Wie ist das so?

Daniela: Wir waren auf seiner Lesung in Frankfurt und wir hatten irgendwie Bock ihn anzulabern. Wir haben mal so eine Demo CD gemacht und dann hatten wir die zufällig dabei. Und dann haben wir sie ihm einfach gegeben als Aufhänger, dass wir mit ihm labern konnten. Also, es war garnicht so geplant, dass wir ihm ne Demo geben und dann haben wir die ihm einfach geschenkt und dachten dann noch, dass ist ja voll peinlich, weil wir die CD garnicht mehr so gut fanden zu dem Zeitpunkt und dann hat er uns paar Tage später geschrieben, dass er das super findet und uns helfen will ein Label zu finden. So kam das.

Nicht schlecht. Noch ist ja nichts veröffentlicht, wann kann man denn was von euch erwarten?

Daniela: Ich weiß es garnicht. Also, im frühen Herbst. Wir sind gerade am Mischen, genau.

Platte des Monats

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