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Klangstof im Interview

Happy guy - not so happy music

Autor(en): Lisa Eberhart am Samstag, 15. Oktober 2016
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Quelle: Klangstof / Pressefoto

Klangstof

"I can block all the positive vibes out when I am making music" Koen im Gespräch über sein Album Close Eyes To Exit und über Kreativprozesse.

Das Line-Up der Manic Street Parade 2016 ließ dieses Jahr das ein oder andere Herz höher schlagen. Um nur einige Künstler zu nennen: Christian Löffler, Still Parade, Lea Porcelain und Avec.

Eine Gruppe, die bisher noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat ist die Amsterdam-based Band Klangstof. 
Ihr Album "Close Eyes to Exit" ist ein Debut, das selbst Leute begeistern kann, die das Synthie und Dream-Pop-Genre längst aufgegeben hatten. Auch live überzeugte die Band durch eine sehr spontane, sympathische und überraschend krafvolle Show mit sphärischen Soundscapes. Vor ihrem Auftritt haben wir uns mit Frontman Koen van de Wardt unterhalten.

Koen über die Tour und das Tour-Diary

"it`s a funny view in the life of Klangstof"

 

[00:00] Ich freue mich, dass ihr es endlich nach München geschafft habt während eurer Tour. Was habt ihr am Weg nach München im Tour-Bus für Musik gehört?

Eigentlich waren wir ziemlich Hang-Over und es war sehr still im Tour-Bus.

Überhaupt keine Musik?

Nein, überhaupt keine Musik. 

[00:19] Ihr macht dieses Social Media Tour Tagebuch das mir sehr gefällt – Kannst du vielleicht die Idee dahinter kurz erzählen?

Wir spielen sehr viele europäische Shows und performen nicht mehr nur in Holland. Deswegen dachten wir es wäre nett den Leuten zu zeigen was wir eigentlich auf Tour machen. Ein alter Freund von mir macht professionelle Videos wie Filme und so – Er wollte unbedingt mit auf Tour- er hat vorgeschlagen nicht nur die Shows zu filmen sondern auch Ideen einzubringen,  mit einer Storyline, viele lustige Sachen Sachen zu machen. Ich mag es wirklich auch. It`s a funny view in the life of Klangstof.

[01:03] In einer Folge hat einer von euch angedeutet, dass die Musik in den Niederland nicht so gut ist wie in Norwegen.

[Koen lacht]

Ich bin ziemlich sicher, dass es zumindest nicht ganz so gemeint war – vielleicht habe ich etwas Sarkasmus gehört ich bin mir nicht sicher. Welche kleineren Bands aus den kannst du empfehlen? Oder ist es für dich nur Norwegen?

Ich kenne eine oder zwei Bands die wirklich gut sind. Eine Band die Bombay heißt. Kennst du Bombay? Und De Staat – die haben hier letze Woche gespielt. Die sind auch wirklich cool.

 

Von Klangstof das Projekt zu Klangstof die Band

[1:33] Du warst ja in der Indie Band Moss und hast Klangstof ja als ein Nebenprojekt begonnen. Jetzt konzentrierst du dich auf Klangstof als Band und hast Moss verlassen. Warum hast du dich schlussendlich dazu entschlossen?

Es ist interessant weil ich die Entscheidung eigentlich nie gemacht habe. Es hat tatsächlich als Nebenprojekt begonnen. Aber irgendwie ist es explodiert und fast bekannter als Moss geworden. Ich habe einen sehr guten Plattendeal in den USA bekommen und dann habe ich realisiert, dass ich nicht mehr beide Sachen gleichzeitig machen kann. Ich hab das nie für mich beschlossen, es ist einfach mit der Zeit passiert. Vor einigen Monaten konnte ich einfach nicht mehr beides machen. Mir gefällt es wirklich sehr außerhalb von Holland zu touren – in den USA und in Europa zu sein. Wie das Tourleben wirklich ist.

[2:31] Du hast neue Bandmitglieder seit kurzem?

Korrekt. Es hat mit Musikern von Moss angefangen. Aber offensichtlich wollten sie mit Moss weitermachen und ein neues Album aufnehmen. Also hab ich entscheiden neue Leute für Klangstof zu finden.

[02:50] Die meisten Songs hast du ja alleine geschrieben und bist jetzt mit der Tour auf Band. Hast du mal mit den anderen darüber geredet wie es sich anfühlt, Songs zu spielen die nur du geschrieben hast? Ist es seltsam?

Ja, das ist eine lustige Sache. Für sie ist es manchmal wie Coversongs zu spielen. Wir sind jetzt seit vier Monaten zusammen mit der neuen Band und mit der Zeit haben sie angefangen die Songs in ihrem eigenen Style zu spielen. Das ist eigentlich eine coole Sache, dass die Show jetzt nicht ganz genauso wie auf Platte klingt. Für mich auch sehr inspirierend neue Leute um mich  zu haben.

Der Einfluss Norwegens auf das Debut und Koens Kreativprozesse

[03:20] Einige der Songs von „Close Eyes To Exit“ hast du in Norwegen in Isolation geschrieben. Wie hilft dir Isolation in Kreativprozessen?

Ja, bis zu einem bestimmten Punkt, weil es sonst nichts zu tun gibt. Du musst etwas finden das dir wirklich gefällt und womit du deine Zeit verbringen kannst. Ich habe heraus gefunden, jetzt wo ich in Amsterdam lebe, dass mit meinen Freunden um mich, und Cafés und so vielen anderen Sachen die man machen kann – da denkt man nicht so viel ans Musikmachen. Anders als wenn du wirklich nichts anderes zu tun hast und das Einzige was du machen kannst wirklich Musik ist. Ich mache nicht so viel Musik wie davor, aber offensichtlich muss ich jetzt Musik machen weil ich es ja Vollzeit mache.

[04:11] Du hast angefangen Musik zu machen, als du noch in Norwegen gelebt hast und ziemlich jung warst, Ich glaube ungefähr 14. Kannst du dich an den ersten Song erinnern den du geschrieben hast? Wie hat er geklungen?

Wirklich schlecht. Ich mochte Coldplay sehr. Und jemand in der Schule hat mir gesagt ich könnte singen wie Chris Martin
[Beide lachen]
Also es war eine Nachmache von The Scientist.

Also ist er nicht auf eurem neuen Album?

Definitiv nicht. [lacht]

[04:38] Euer Sound ist – ich würde sagen -  sehr distanziert. Glaubst du dass Fröhlichkeit eine Sache ist, die mit kreativer Arbeit  in Konflikt gerät?

Es ist eine komische Sache, weil Leute eigentlich immer sagen ich bin eine glückliche Person und die Musik ist sehr negativ und nicht so uplifting. Also glaube ich, dass ich immer diese Wand in meinem Kopf habe wo alle negativen Sachen in meine Musik fließen und die positiven Sachen sind für mich als Person. Ich kann wenn ich Musik mache die positiven Vibes blockieren – es ist jetzt nicht so als würde ich weinen wenn ich im Studio stehe – ich muss nur den Sense in meinem Kopf finden und es fließen lassen.


[05:20] Die Songs auf deinem Debut sind in einer ziemlich langen Zeitperiode entstanden. Ich finde die Platte klingt wie ein komplettes Werk, mit fließenden Übergängen, nahezu nahtlos. Wie hast du das hinbekommen?

Ja eigentlich erforderte das ziemlich viel Anstrengung. Letztes Jahr hatte ich ein paar Demos mit 14 oder 15 Songs zusammen, aber alle haben sich sehr unterschiedlich angehört. Einige Songs wurden aufgenommen als ich 18 war und wirklich gerne Gitarre gespielt habe. Am Schluss mochte ich James Blake und elektronische Sachen. Ich musste viele Parts neu aufnehmen und umschreiben um es zu einem Stück zu machen. Das ist wahrscheinlich auch das was mich die meiste Zeit gekostet hat – es zu einem Album zu machen.

Also musstest du wirklich Songs umschreiben?

Ja ich musste sehr viel umschreiben -  hauptsächlich die Instrumente. Ich habe mich von einem Rockband Sound hin zu einem Synthesizer-basierten Sound entwickelt.

 

Zur Zukunft von Klangstof:

"Wir versuchen immer noch unseren 'Sweet Spot' zu finden"

 

[06:17] Hat die Art und Weise wie ihr Songs schreibt sich geändert, seit ihr zusammen als Band in den Niederlanden lebt? Sind die anderen involviert oder hauptsächlich nur du?

Wir fangen jetzt an als Band zu schreiben. Für mich ist das alles noch sehr neu und es fällt mir manchmal schwer offen zu sein wenn es um Musik geht. Wir versuchen immer noch unseren „Sweet Spot“ zu finden, wo wir alle bestmöglich performen können. Es hat sich auf jeden Fall auf positive Weise verändert. Die aktuelle Platte wurde hauptsächlich von mir geschrieben, weil ich niemanden damit stören wollte. Ich war der Einzige, der sie machen konnte und der die Zeit dafür hatte. Und jetzt habe ich genug Geld und Leute die mit mir arbeiten wollen um eine Band Platte zu machen. Es ist sehr aufregend.

[07:06] Gibt es irgendwelche neuen Ansätze mit der ihr in der Zukunft gerne experimentieren möchtet?

Ja, wie ich gesagt habe, würde ich gerne mit einem Produzenten zusammenarbeiten. Mit jemandem, der nicht in der Band ist. Jemanden der einen anderen Ansatz hat als man selbst, weil man wirklich an seine eigene Arbeitsweise gewöhnt. Es ist toll, jemanden zu haben der sagt wir könnten auch so arbeiten oder so. Es ist aufregend und ich möchte definitiv neue Ansätze ausprobieren.

[07:40] Als Abschluss: Ihr geht bald mit Jagwar Ma auf Tour. Mit wem würdet ihr mal gerne auf Tour gehen?

Radiohead wäre großartig. Offensichtlich. Und ich hoffe wirklich mal eine Show für Tame Impala oder James Blake eröffnen zu können. Das wäre echt super.

 

 


 

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