Toro Y Moi - Anything In Return [Carpark Records] (VÖ 25.01.13)
He's alright
Auf Toro Y Mois neuer Platte treibt Chillwave gen Neo-RnB und überlagert sich mit smoothen Beats und urbanen Klängen der Siebziger.
Auf Toro Y Mois neuer Platte treibt Chillwave gen Neo-RnB und überlagert sich mit smoothen Beats und urbanen Klängen der Siebziger.
Chazwick Bundick, der 26jährige Kreativ-Hipster mit dem Welpenblick hinter Toro Y Moi, vollzieht mit seinem dritten Album Anything In Return eine weitere Volte von geschmeidiger Stilsicherheit. Vor drei Jahren tauchte er erstmals auf mit seinem Debüt Causers Of This, obenauf mitschwimmend auf der Chillwave mit verwaschenen Melodien, die er im eigenen Schlafzimmer am Laptop produziert hatte. Mit der hibbelig-nerdigen Hipster-Fröhlichkeit auf Underneath The Pine (2011) gab er dann abermals dem Zeitgeist einen mit: fruchtig-frisch und fuckin sensual wie der Biss seiner vollen Lippen in das Fruchtfleisch der Pomelo auf dem Plattencover. "I really like that photo. I thought it’d fit the sound of the record", lautete sein Kommentar dazu. Juicy Melodien wie jene der Singles Still Sound und New Beat, die auf analogwarmen Brettern sich entfalteten. Und deren Knarzen vor Augen, wenn man Chaz' elastische Tanzbewegungen im zugehörigen Video gesehen hatte. Ja, er ist auch ein Meister der Selbstdarstellung, ein ausgefuchster, der unschuldig ins Celluloid blinzelt, es aber faustdick hinter seinem Wuschelkopf hat.
Neue LP Anything In Return
Trotzdem verwunderte es anfangs, dass er sich im Video zu So Many Details, der Vorabsingle seiner neuen LP Anything In Return, als cashmiretragender, luxusprotzender Bonvivant mit bilanzschwerem Blick, Villa am Meer und tanzendem Kristen Stewart-Double entpuppte. Reine Verkleidung oder ein Versuch das Image des unschuldigen everybody’s darling abzustreifen? Auch die Produktion des Tracks war um einiges wuchtiger als von ihm gewohnt, vor allem in den Bassbereichen. Tatsächlich wurde Anything In Return nicht wie seine Vorgänger im heimischen Schlafzimmer aufgenommen, sondern entstand im professionellen Tonstudio. „Take it out of the laptop“, nannte Chaz diesen Weg. Die Stimmung der neuen Platte beschrieb er mit Worten wie “music that my girlfriend would dance to”, “catchy” und “having fun”. Say That, die zweite Single, klingt wie von Lalo Schifrin für das nächste Dirty Harry-Remake produziert. Im dazugehörigen Video streift er in warmgefilterten Bildern durch Landschaftsaufnahmen, wie ein junger Arthur Lee mit Brille. Das in Klang und Bild etwas sinister dräuende So Many Details scheint hier weit entfernt.
Mit welchen Schlagwörtern mag man Toro Y Moi anno 2013 nun also bestücken? Der Chillwave verblasst jedenfalls zusehends und auch die mitunter flotteren Rhythmen von Underneath The Pine verebben. Dagegen drängen sich beim ersten Höreindruck Referenzen aus ganz verschiedenen Stilen und Dekaden auf. Say That erinnert von der Stimmung an die elegischen, von Bruce Botnick produzierten Meisterwerke der Gruppe Love aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. Dagegen ist das deepere So Many Details ganz in der von Frank Ocean und Neo-RnB beeinflussten Gegenwart anzusiedeln. Dazwischen streiflichtern den Klang die für den Vibe der Seventies stilbildenden Filmkompositionen Lalo Schifrins (Studies), Easy Listening- und Chilled/Smooth Jazz-Anwandlungen (Harm In Charge), waschechter Chill-Pop (Cake), Nineties-RnB (Never Matter) und N.E.R.D.-Momente aus der Fly Or Die-Phase (Day One). Viele Referenzen also, die Chaz' aber munter melangierend zu einem wiedererkennbaren Ganzen fügt, verspielt und tight zugleich.
Einen Bruder im Geiste findet Chaz vielleicht in Devonté Hynes, auch bekannt als Blood Orange, der die neue Platte von Solange Knowles mit ähnlichen Vibes versah und überhaupt unablässig RnB-Videos der Neunziger postet. Nicht zuletzt nannte auch Chaz deren Schwester Beyoncé als Referenz für die popinkliene Ausrichtung von Anything In Return mit seinen federnden Arrangements, geschmeidigen Moves und Zeilen wie „She’s alright, I’m alright, we’re alright“ (Say That).
Toro Y Moi - Anything In Return [Carpark Records] (VÖ 25.01.13)
Bildquelle: Derrick Taruc Lizenz: CC BY-NC 2.0
Chazwick Bundick, der 26jährige Kreativ-Hipster mit dem Welpenblick hinter Toro Y Moi, vollzieht mit seinem dritten Album Anything In Return eine weitere Volte von geschmeidiger Stilsicherheit. Vor drei Jahren tauchte er erstmals auf mit seinem Debüt Causers Of This, obenauf mitschwimmend auf der Chillwave mit verwaschenen Melodien, die er im eigenen Schlafzimmer am Laptop produziert hatte. Mit der hibbelig-nerdigen Hipster-Fröhlichkeit auf Underneath The Pine (2011) gab er dann abermals dem Zeitgeist einen mit: fruchtig-frisch und fuckin sensual wie der Biss seiner vollen Lippen in das Fruchtfleisch der Pomelo auf dem Plattencover. "I really like that photo. I thought it’d fit the sound of the record", lautete sein Kommentar dazu. Juicy Melodien wie jene der Singles Still Sound und New Beat, die auf analogwarmen Brettern sich entfalteten. Und deren Knarzen vor Augen, wenn man Chaz' elastische Tanzbewegungen im zugehörigen Video gesehen hatte. Ja, er ist auch ein Meister der Selbstdarstellung, ein ausgefuchster, der unschuldig ins Celluloid blinzelt, es aber faustdick hinter seinem Wuschelkopf hat.
Neue LP Anything In Return
Trotzdem verwunderte es anfangs, dass er sich im Video zu So Many Details, der Vorabsingle seiner neuen LP Anything In Return, als cashmiretragender, luxusprotzender Bonvivant mit bilanzschwerem Blick, Villa am Meer und tanzendem Kristen Stewart-Double entpuppte. Reine Verkleidung oder ein Versuch das Image des unschuldigen everybody’s darling abzustreifen? Auch die Produktion des Tracks war um einiges wuchtiger als von ihm gewohnt, vor allem in den Bassbereichen. Tatsächlich wurde Anything In Return nicht wie seine Vorgänger im heimischen Schlafzimmer aufgenommen, sondern entstand im professionellen Tonstudio. „Take it out of the laptop“, nannte Chaz diesen Weg. Die Stimmung der neuen Platte beschrieb er mit Worten wie “music that my girlfriend would dance to”, “catchy” und “having fun”. Say That, die zweite Single, klingt wie von Lalo Schifrin für das nächste Dirty Harry-Remake produziert. Im dazugehörigen Video streift er in warmgefilterten Bildern durch Landschaftsaufnahmen, wie ein junger Arthur Lee mit Brille. Das in Klang und Bild etwas sinister dräuende So Many Details scheint hier weit entfernt.
Mit welchen Schlagwörtern mag man Toro Y Moi anno 2013 nun also bestücken? Der Chillwave verblasst jedenfalls zusehends und auch die mitunter flotteren Rhythmen von Underneath The Pine verebben. Dagegen drängen sich beim ersten Höreindruck Referenzen aus ganz verschiedenen Stilen und Dekaden auf. Say That erinnert von der Stimmung an die elegischen, von Bruce Botnick produzierten Meisterwerke der Gruppe Love aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. Dagegen ist das deepere So Many Details ganz in der von Frank Ocean und Neo-RnB beeinflussten Gegenwart anzusiedeln. Dazwischen streiflichtern den Klang die für den Vibe der Seventies stilbildenden Filmkompositionen Lalo Schifrins (Studies), Easy Listening- und Chilled/Smooth Jazz-Anwandlungen (Harm In Charge), waschechter Chill-Pop (Cake), Nineties-RnB (Never Matter) und N.E.R.D.-Momente aus der Fly Or Die-Phase (Day One). Viele Referenzen also, die Chaz' aber munter melangierend zu einem wiedererkennbaren Ganzen fügt, verspielt und tight zugleich.
Einen Bruder im Geiste findet Chaz vielleicht in Devonté Hynes, auch bekannt als Blood Orange, der die neue Platte von Solange Knowles mit ähnlichen Vibes versah und überhaupt unablässig RnB-Videos der Neunziger postet. Nicht zuletzt nannte auch Chaz deren Schwester Beyoncé als Referenz für die popinkliene Ausrichtung von Anything In Return mit seinen federnden Arrangements, geschmeidigen Moves und Zeilen wie „She’s alright, I’m alright, we’re alright“ (Say That).
Toro Y Moi - Anything In Return [Carpark Records] (VÖ 25.01.13)
Bildquelle: Derrick Taruc Lizenz: CC BY-NC 2.0