Magic Moshroom: The Devil Wears Prada im Interview
Immer wieder verändern!
Vokalist Mike Hranica und Gitarrist Jeremy DePoyster von The Devil Wears Prada im Backstage 2017
The Devil Wears Prada berichten über ihr aktuelles Album Transit Blues, warum Metal glücklich macht und was es mit ihrem Nicolas Cage-Schrein auf sich hat.
The Devil Wears Prada. Der Bandname alleine lässt schon alte Erinnerungen und Metalcore-Herzen höher schlagen – spätestens seit ihrer Zombie EP 2010. Nach ihrer 2011er Platte Dead Throne scheint der Hype um die Band allerdings leicht abgeschwächt zu sein. Im Oktober 2016 haben sie ihr aktuelles Album Transit Blues veröffentlicht. Ein Longplayer, der gerade mit Songs wie „Lock & Load“ und „Flyover States“ etwas düsterer aber auch dynamischer ist. Dynamik ist es auch, die ihr aktuellstes Werk ausmacht, denn darin betten sie sowohl Spoken Word-Passagen („Home For Grave Pt. 2“) als auch elektronischere Parts und sogar gute alte Emo-Parts („To The Key Of Evergreen“) ein. Kritiker konnten sie damit überzeugen und somit auch unsere M94.5 Magic Moshroom Redaktion. Bedeutende Texte hatte die Christian Metalband schon immer, auch wenn sie selbst zugeben, dass sie ihre früheren Alben wie zum Beispiel Plagues jetzt nicht mehr hören können...
Dass The Devil Wears Prada nach ihrer Blütezeit aber immer noch relevant und nicht wegzudenken sind, haben sie vor allem bei ihrem Live-Auftritt im Backstage Club am 3. Juli unter Beweis gestellt. Die US-Amerikaner haben bereits in den drei verschieden großen Hallen des Backstages gespielt, dieses Mal war es aber der kleine aber feine Club der für die großartige Atmosphäre gesorgt hat. Zu sechst auf einer doch so kleinen Clubbühne zu spielen, kann schon manchmal einengend sein. Kein Wunder also, dass der Sänger Mike Hranica da mal ins Publikum musste oder auf dem Balkon gegenüber der Bühne herumgeklettert ist. Die Nähe zu den Fans scheint The Devil Wears Prada besonders wichtig zu sein; gemeinsames Moshen und in die Menge springen oder als Gitarristen mitten in der Menge zu spielen, steht dabei auf dem Programm. Ein Live-Erlebnis, das man auf keinen Fall missen sollte.
Vor ihrem energiegeladenen Auftritt im Backstage Club hat sich der M94.5 Magic Moshroom noch mit dem Frontmann Mike Hranica und dem Gitarristen Jeremy DePoyster zum Talk inmitten des Backstage „Jurassic Parks“ (wie sie die grüne Oase im Backstage selbst nennen) getroffen. Stets gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht stehen sie Rede und Antwort, wenn es ums aktuelle Album, frühere prägende Projekte und ihre Nicolas Cage-Besessenheit (bei der sie sichtlich aufblühen) geht.
Weg vom 0815-Metalcore - unberechenbar sein
Euer aktuelles Album Transit Blues (V.Ö. Oktober 2016) ist sehr dynamisch. Gerade im Metalcore-Genre ist es oft schwierig nicht dem 0815-Muster zu verfallen. Wie habt ihr es geschafft euch speziell für Transit Blues zu pushen, dass ihr diesem Schema F entfallt?
[01:25]
Mike: Da spielen viele Faktoren mit. Wir wären genauso unzufrieden wie jeder andere Hörer oder Kritiker. Wenn wir etwas schreiben würden, dass extrem in dieses Schema F von Metalcore passen würde, wären wir einfach nur vorhersehbar. Andererseits haben wir aber auch genau das hin und wieder gemacht. Das hat aber mit unserer Unzufriedenheit mit uns selbst zu tun und dass wir uns dadurch selber immer gepusht haben bessere Songs zu schreiben – etwas, dass sich innovativer anfühlt zum Beispiel in den Gitarrenparts oder bezüglich der Struktur. Wir haben auch viele verschiedene Elemente der Vocals ausprobiert und ich denke, die Entwicklung hört man gerade bei uns doch sehr heraus. Damit wollten wir die Bandbreite von Metalcore ein bisschen mehr ausdehnen. Alle diese kleinen Ideen eben... Aber man hört immer wieder Leute, die nur alte Songs zum Beispiel von Plagues oder Zombie hören wollen. Für uns ist aber genau das, diese alten Songs immer zu spielen, dann doch eher langweilig.
Gehen wir einen Schritt weiter zurück. Nach der Vans Warped Tour 2014 habt ihr euch dazu entschlossen ein Projekt anzugehen, wo ihr euch vier Tage für die Produktion eines Songs gegeben habt. Dabei ist dann der Song „City of the South“ speziell für den Record Store Day herausgekommen und den ganzen Schreibprozess habt ihr in einer Dokumentation festgehalten...
[05:35]
Mike: „South of the City“ hätte genauso gut ein Song für unseren nächsten Longplayer sein können, aber wir haben uns dazu entschlossen, komplett blank ins Studio zu gehen und nur diesen einen Song zu machen. Wir haben das hauptsächlich mit dem Gedanken im Hinterkopf gemacht, dass wir nach diesen vier Tagen nichts mehr daran ändern können. [...]
[06:43]
Es ist nicht so, als ob wir so lange für einen Song brauchen würden, aber wir nehmen uns gerne die Zeit um immer wieder Dinge daran zu verändern bis wir sagen, dass er fertig fürs Album ist. „South of the City“ hatte das nicht. Wir haben uns gedacht: „Es ist, was es ist und wir haben nicht großartig Zeit etwas daran zu ändern.“ Und das war auch grundsätzlich das Projekt und die Lehre daraus.
„Alles umändern - immer wieder"
Es ist auch gut sich die Zeit zu nehmen, um die Dinge überarbeiten zu können. Aber jetzt, da ihr das fertige Produkt mit Transit Blues veröffentlicht habt - gibt es nach einiger Zeit wieder Sachen, die ihr gerne daran ändern würdet?
[08:43]
Mike: Ja, auch bei Transit Blues so ziemlich alles. Das ist aber auch ein Grund, weshalb ich mich immer wieder darauf freue neue Songs zu schreiben. Manchmal schreiben wir auch einen Song, gehen auf Tour, spielen ihn dann schon, und nehmen ihn erst nachher im Studio auf. Immer, wenn wir das machen, gibt es drastische Veränderungen, besonders was ich stimmlich daraus mache. Immerhin ist alles anders, wenn man live performt. Da hat man nicht immer wieder Schnitte und einzelne Stellen, sondern live muss alles an einem Stück gehen. Das bringt mehr Charakter in das Lied und das will ich natürlich auch auf Platte einbauen. Aber wir denken eigentlich alle, dass Transit Blues unser bisher bestes Werk ist. Bei „To The Key Of Evergreen“ würde ich allerdings tatsächlich nichts ändern, das ist irgendwie schon für live abgestimmt. Aber wenn wir zurück zu Plagues gehen würden, würden wir wahrscheinlich alles umschreiben.
Jeremy: Ja, und es kommt mir auch sinnlos vor zu etwas zurückzugehen und so komplett zu überarbeiten. Das war das Beste, das man zur damaligen Zeit schaffen konnte und wie man sich gefühlt hat. [...] Wir spielen defintiv unsere Lieder anders live, besonders wenn es zu unseren alten Songs kommt, dann denken wir uns schon so: "Vertraut mir, es ist besser, wenn ich es jetzt so anders spiele." (lacht)
Zum Abschluss: Ihr habt in einem Interview mit Bus Invaders mal euren Tourbus gezeigt und stolz einen Nicolas Cage-Schrein vorgeführt. Habt ihr immer so einen Schrein in euren Tourbussen?
[13:06] (lachen)
Jeremy: Wir hatten "zufällig" einen in unserem Tourbus auf dieser Tour mit Nicolas Cage-Filme, aber wir sind auch echt besessen von ihm. Er ist einfach so schlecht aber zugleich unglaublich gut. Keiner kann das, was er kann!
Mike: Ja, gerade bei Tankstellenstopps müssen wir einfach immer wieder DVDs von Nicolas Cage mitnehmen und dann hängen wir sie eben auf.
Das neue Album Transit Blues von The Devil Wears Prada ist seit Oktober 2016 draußen. Das komplette Interview findet ihr zu Beginn dieses Artikels.