Fabrizio Cammarata im Interview
Italienische Tiefgründigkeit
Fabrizio Cammarata darüber, in einer Zweitsprache zu singen, wieso sein aktuelles Album ein Konzeptalbum geworden ist und sein neues Musikvideo.
Deine Songs sind hauptsächlich in Englisch, aber teilweise gibt es auch italienische Lieder von dir. Wie ist denn der Unterschied zwischen der Enstehung deiner Songs in Englisch und zu denen in deiner Muttersprache?
Die Lieder, die ich auf Italienisch singe, schreibe ich nie selbst. Ich habe nur ein Projekt in Italienisch gemacht. Das war eine Zusammenarbeit mit einem befreundeten Singer/Songwriter namens Dimartino. Wir haben dafür Song des mexikanischen Sängers Chevela Vargas ins Italienische übersetzt. Das hat echt Spaß gemacht und es war in Italien auch relativ erfolgreich. Für meine eigenen Songs verwende ich allerdings nie Italienisch, weil ich einfach mit amerikanischer und britischer Musik aufgewachsen bin und deswegen ist Englisch auch die Sprache mit der sich meine Seele ausdrückt.
Auf deinem neuen Album “Of Shadows” beschäftigst Du dich hauptsächlich mit düsteren Themen. Man könnte schon fast sagen, es ist ein Konzeptalbum. Was war für dich die Hauptinspiration?
Ich habe die letzten Jahre damit verbracht eine Menge Songs zu schreiben. Mein letztes Album ist allerdings 2011 erschienen – also schon vor einer ganze Weile. In dieser Zeit habe ich mich oft gefragt, ob ich jetzt wieder ins Studio gehen soll, aber irgendwie hat mir ein roter Faden gefehlt, der die Songs verbindet. Als ich dann den Song „Long Shadows“ geschrieben habe, war das wie eine Erleuchtung. Plötzlich wurde mir alles klar und ich wusste, dass das Motiv des Schattens – über das ich die ganzen Jahre nachgedacht hatte – das Zentrum des Albums bilden sollte. Ich wusste, dass ich die Schatten in meiner eigenen Seele und die Schatten einer zu Ende gegangenen Beziehung genauer durchleuchten wollte. Also ja, ich schätze man könnte von einem Konzeptalbum sprechen.
Das Video zu “Long Shadows" ist sehr künstlerisch. Durch die Splitscreens werden viele verschiedene Elemente gezeigt: Auszüge aus Wörterbüchern, Portraits von Menschen und Landschaftsbilder. Wie ist das Konzept entstanden und was ist deiner Meinung nach die Aussage des Videos?
Produziert wurde das Video von der unglaublich talentierten Manuela di Pisa, die sich mit Videokunst befasst. Die Idee zwei Geschichten in Splitscreens aufzuteilen kam allerdings von mir. Eine in schwarz-weiß mit einer nackten Frau im Fokus als eine idealistische Perspektive. Die andere in Farbe in einem häuslichen Kontext mit einer anderen Frau als Protagonisten, die der anderen Frau zwar ähnelt, aber eben doch anders ist. Sie zeigt stets Emotionen: sie ist wütend, sie lächelt, sie weint, sie wirft Sachen nach mir. Das Ziel war für mich gegenüberstellen, was eine Person tatsächlich ist und was sie in deiner Vorstellung wird, wenn du sie idealisierst.