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Jessie Ware im Interview

Autor(en): Christoph Neder am Sonntag, 24. März 2013
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Quelle: © Aktiv I Oslo.no(aktivioslo)

Wir haben die Neo-Soul Sängerin getroffen und mit ihr über ihr Debütalbum, A$AP Rocky und den Nachteil von aufgeklebten Fingernägeln gesprochen.

Wer am vergangenen Montag Jessie Ware im Münchner Ampere live gesehen hat, hat eine unglaublich sympathische und lockere Künstlerin erlebt. Nach fast jedem Song suchte Jessie Ware den Kontakt zum Publikum und zeigte sich ehrlich erfreut über den Erfolg, den sie in Deutschland gerade erlebt. Nicht wenige sagten nach dem Konzert, dass ihre Stimme live noch besser zur Geltung kommt als auf der Platte. Der druckvolle Sound der Liveband tat dabei ein Übriges.

Wir haben Jessie Ware vor ihrem Konzert in München getroffen und mit ihr über ihr Debütalbum gesprochen, was sie mit A$AP Rocky zu tun hat und wo genau der Nachteil von aufgeklebten Fingernägeln ist.


Hallo Jessie, Urheber- und Leistungsschutzrechte sind gerade ein großes Thema in Deutschland.  Dein Song 110% musste jetzt umbenannt und verändert werden. Er enthält ein Sample von Rap-Legende Big Pun und das wurde eingeklagt. Wie konnte so etwas passieren?

Es war eine Schande – mir wurde erzählt, dass ich das Sample so verwenden kann, ansonsten hätte ich es nicht getan. Es war sehr frustrierend, vor allem stand ich dumm da.
Der Song ist aber immer noch über und für Big Pun, die Aussage hat sich auch mit einem anderen Sample nicht verändert, von daher ist es immer noch halbwegs tragbar.

Nun heißt der Track "If You're Never Gonna Move" und ist einer der wenigen wirklich tanzbaren Stücke auf Devotion. Glaubst du, die Leute hätten wegen deiner früheren Produktionen eine andere Platte von dir erwartet?

Ich denke, einige Leute hätten schon etwas mehr Tanzbares von mir erwartet. Ich bin aber kein Produzent, deswegen hätte eine reine Dance-Platte für mich wenig Sinn gemacht. Da wollte ich lieber, dass schon etwas mehr dahinter steckt. Ich will mir einfach nicht vorschreiben lassen, wie ich zu klingen habe – ich will alles machen können, worauf ich Lust habe. Vermutlich muss man dann manchmal Leute vor den Kopf stoßen.

Vor deinem Debütalbum hast du mit verschiedenen Produzenten wie SBTRKT, Sampha oder Joker zusammengearbeitet. Wie viel davon steckt noch in Devotion?

Ich habe vor allem gelernt, wie ich selbst klingen will. SBTRKT war zum Beispiel im Studio eine unglaublich große Hilfe, weil er mir erklärte, was genau er an meiner Stimme so mag. Ich hatte nie zuvor aufgenommen, von daher war das sehr hilfreich. Mit Joker war es einfach nur verrückt – er spielte mir die Instrumentalversion vor und ich schrieb dazu im Studio den Text. Wir hatten so den lustigsten Tag während der Aufnahme. Ich glaube, es war ein wichtiger Schritt für mich.

Würdest du gerne mal wieder einem rein elektronischen Track deine Stimme leihen?

Oh, unbedingt. Ich habe gerade wieder mit Julio Bashmore einen Song geschrieben, der schon etwas verstärkt in die House-Richtung geht. Ich will auch unbedingt wieder mit Disclosure und SBTRKT arbeiten. Ich liebe diese Art von Musik und will weiterhin einfach mal nur in einen Club gehen können und für einen Song mit den Djs singen. So etwas wie die Boiler Room Show hat unglaublich viel Spaß gemacht – für einen Song auf die Bühne rennen und dann sofort wieder weg sein! (lacht) Die Underground-Szene war sicherlich sehr hilfreich für mich und hat mich immer unterstützt. 

Gibt es besondere Künstler, mit denen du bald einmal unbedingt zusammenarbeiten möchtest?

Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass A$AP Rocky auf meinem 'Wildest Moments'-Remix für die amerikanische Version meines Album vertreten sein wird. Ich wollte unbedingt mal mit A$AP Rocky zusammenarbeiten und jetzt rappt er auf meinem Song, das ist fantastisch. Ich bin so froh, dass ich das jetzt endlich erzählen darf, ich bin deswegen einfach viel zu aufgeregt (lacht). Ich würde auch unendlich gern mal mit Kanye West oder Frank Ocean arbeiten.

Die meisten der Texte auf deinem Debütalbum Devotion drehen sich um Beziehungen. Bist du eine romantische Person?

Ja, ich denke schon. Ich liebe Romantik und verliebt zu sein und all diese Dinge. Ich bin also wohl wirklich ziemlich romantisch, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.
Ich wollte daher auch, dass die Platte danach klingt – sehr feminin, sehr romantisch und vor allem ehrlich. Es war nicht unbedingt einfach es so hinzubekommen – es war das erste Mal, dass ich auf mich allein gestellt war und ich wollte deswegen all die Dinge hinein packen, die ich gut finde. Ich wollte ein Album machen, auf das ich stolz sein konnte, das zu meiner Persönlichkeit passt. 

Glaubst du, dein Album wäre anders geworden, wenn du es nicht mit Dave Okumu produziert hättest?

Ich habe eine unglaublich gute Beziehung zu Dave. Wir haben zuvor schon gemeinsam an Songs geschrieben. Es war meine erste Platte und es war Dave's erstes Mal als Produzent – wir dachten uns also, warum sollten wir es nicht zusammen versuchen? Wenn wir es nicht gemeinsam gemacht hätten, wäre es sicherlich ein anderes Album geworden. Durch ihn hat es einen roten Faden bekommen.

Willst du weiterhin mit ihm zusammenarbeiten oder wird es Zeit für jemanden Neuen?

Ich will unbedingt wieder mit Dave arbeiten. Bei unseren Konzerten in London war er auch dabei. Ich denke, im Sommer werden wir sicher gemeinsam an neuen Songs arbeiten. 
Ich brauche sowieso immer einen Partner zum Songs schreiben und da ist Dave für mich perfekt. Ich weiß, was ich mag und was mich beschäftigt, aber ich muss diese Ideen mit jemand anderem abstimmen. Es macht so auch viel mehr Spaß - und ich vertraue mir selbst nur bedingt (lacht).

Wie meinst du das?

Ich kann kein Instrument spielen, deswegen ist es schwierig für mich alleine. Ich würde es allerdings gerne können. Ich kann ein bisschen Klavier spielen und habe mir jetzt eine Gitarre gekauft, sie allerdings noch nicht gespielt. Mein Gitarrist will es mir beibringen, aber ich habe aufgeklebte Fingernägel und es ist nahezu unmöglich mit denen Gitarre zu lernen. Außer man will Flamenco oder sowas spielen. (lacht) Ich sollte also erst mal meine Nägel schneiden, bevor ich anfange Gitarre zu spielen.

Dein Album wird oft in einem Zug mit den ganzen „Neo Soul“-Hypes der letzten Zeit genannt, mit Künstlern wie Frank Ocean oder Solange.

Oh, die sind großartig! Sie sind meine absoluten Favoriten im Moment, ich liebe sie!

Würdest du dich selbst auch zu dieser Bewegung zählen?

Ich würde sehr gerne, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich dazugehöre. Ich glaube ich muss erst noch etwas mehr eigene Musik machen, aber an sich würde ich liebend gerne zu dieser Gruppe gezählt werden.

Arbeitest du schon wieder an neuem Material? Was können wir von Jessie Ware 2013 noch so alles erwarten?

Vor allem unglaublich viele Konzerte (lacht)! Im Sommer kommen meine ersten großen Festivals, da bin ich auch schon sehr gespannt. Ansonsten möchte ich im Sommer unbedingt anfangen an neuem Material zu arbeiten. Im Moment kommen mir wieder unglaublich viele Ideen in den Kopf, an denen ich gerne arbeiten würde. 

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