Neu im Musikprogramm
Kaugummipop für Hochstapler
Charme-Offensive beim Musikupdate: Ride ist zurück, Dirk von Lowtzow umgarnt mESMO und Confidence Man blasen Kaugummipop-Blasen.
Wenn die M94.5-Musikredaktion über neue Musik für die Rotation diskutiert, kann es schon manchmal etwas ruppiger zugehen. Die drei Songs im Musikupdate haben sich den Platz in unseren Herzen aber mit purem Charme erobert. Ganz wortwörtlich tun das die Shoegaze-Veteranen von Ride mit ihrem Comeback-Titel "Charm Aussault". Die australische Band hinter dem Lied "Bubblegum" nennt sich währenddessen "Confidence Man", also "Trickbetrüger". Ob sie damit so wortgewandte Hochstapler wie Robert Redford in "Der Clou" nacheifern, ist nicht bekannt – zu ihrem sorglosen Sound würde es passen. Nichts aber lässt unsere Redakteure so dahinschmelzen, als der schnurrende Gesang von Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow auf mESMOs "Available".
Ride – "Charm Assault"
Was war eigentlich zuerst da: die ironischen Shoegaze-Memes oder die Comeback-Welle der Genre-Größen? So oder so, trotz Pausen von über zwanzig Jahren kamen das neue Album von My Bloody Valentine im Jahr 2013, die neuen Slowdive-Single im Januar und die Rückkehr von Ride ziemlich gut an bei den Fans. Dabei hatte die britische Musikpresse das verträumte, effektbeladene Genre in den Neunzigern noch mit lautem Getöse für beendet erklärt. Ride hebt in "Charm Assault" den Blick über die genretypischen Effektpedale hinaus: Der Song ist direkter und angriffslustiger als es viele der Shoegaze-Kollegen sind und übt wenig charmante Kritik an der konservativen Regierung in Großbritannien.
mESMO – "Available (feat. Dirk von Lowtzow)"
Hach, was ist diese Stimme nicht sanft. Dirk von Lowtzow ist ja hauptberuflich eigentlich Sänger von Tocotronic und sprechendes Aushängeschild der Hamburger Schule. Die deutsche Indierock-Elite verbindet ihn auch mit Vredeber Albrecht, der zusammen mit Lars Precht das Duo mESMO bildet. Albrecht hat nämlich zeitweise bei Tocotronics alten Hamburger Schulfreunden, der Band Blumfeld, als Keyboarder ausgeholfen. Das hat er aber anscheinend hinter sich gelassen: Mit seinem beschwingt dahintreibenden Poprock und dem echohaften weiblichen Hintergrundgesang erinnert "Available" eher an Metronomys "English Riviera" als andas verregnete Hamburg.
Confidence Man – "Bubblegum"
Vorsicht ansteckend! Die vierköpfige Band Confidence Man aus Australien hat sich anscheinend mit ihrem ganzen Schaffen energiegeladenen Ohrwürmern verschrieben. "Bubblegum" vermischt Funk mit, nunja, Kaugummipop: Eingängige Melodie, ein frecher Text und sorgloser Gesang von Sängerin Janet Planet über einem unwiderstehlichen Bass, da kann man eigentlich keine schlechte Laune haben. Achja, übrigens haben auch die anderen Bandmitglieder so geniale Pseudonyme wie Janet Planet: Sie heißen Reggie Goodchild, Clarence McGuffie und Sugar Bones.
Außerdem haben sich in unser Musikprogramm geschmeichelt:
Bergfilm – California [Haldern Pop Recordings]
Candelilla – Hand [Trocadero]
Christiane Rösinger – Joy of Aging [Staatsakt]
Fiesta Morose – Silver Lightning [Stargazer Records]
Heinz Strunk – Sanky Panky Boy [Sony Music / Hörgesellschaft]
Methyl Ethel – Groundswell [Two Peace Signs Records]
Methyl Ethel – Hyakki Yakō [Two Peace Signs Records]
Sleaford Mods – Carlton Touts [Rough Trade]
Sleaford Mods – I Feel So Wrong [Rough Trade]
The Districts – Ordinary Day [Fat Possum]
The Feelies – Turn Back Time [Bar None Records]
The Magnetic Fields – 08 Surfin' [Nonesuch Records]
The Magnetic Fields – 92 Weird Diseases [Nonesuch Records]
Thundercat – Walk On By feat. Kendrick Lamar [Ninja Tune]
Rio – Magnus [Red Brick Chapel]