Erika Michelle Anderson aka EMA betreibt musikalischen Wahlkampf. Wir präsentieren euch die US-Künstlerin am 27. September im Feierwerk.
2011 läuft das graue Schiff aus. Ein Relikt aus der nordischen Mythologie der Wikinger. Demnach überführt es die Toten vom Diesseits ins Jenseits. Für die damals 28-jährige Erika Michelle Anderson markiert es den Eintritt in die Solokarriere. Ihre erste Single "The Grey Ship" findet über das Internet rasche Verbreitung. Kritiker preisen es – dabei war das so gar nicht von Anderson geplant, die sich fortan ihre Initialen EMA zum Künstlernamen macht. "The Grey Ship" hat nämlich keine offensichtlichen Single-Qualitäten. Der Song dauert mehr als sieben Minuten, hat einen starken Bruch, selbst der Höreindruck wandelt sich von LoFi zu HiFi.
EMA bricht mit dem Tabu
Mitte desselben Jahres erscheint ihr Debüt Past Life Martyred Saints. Es ist eine Mischung aus Noise, Industrial, Folk und Indie. Und sehr persönlich. Das schlägt sich in den Texten von Anderson nieder, die zur Entstehungszeit an Depressionen litt. Gewalt, Drogenmissbrauch und das eigene Versagen offenbart sie den Hörern. Dafür erntet sie reichlich positive Kritiken, Past Life Martyred Saints landet auf zahlreichen Empfehlungslisten.
Statements an die States
Sechs Jahre später erscheint ein neues Album von EMA: Exile In The Outer Ring. Es ist das mittlerweile dritte.
Anderson hat zwischenzeitlich den Soundtrack für einen Horrorfilm geliefert und mit ihrem zweiten Soloalbum The Future's Void ein dystopisches Stück Zukunftsmusik geschrieben.
Auch Exile In The Outer Ring bleibt düster und pessimistisch. Auf dem Cover ein Mädchen (etwa Anderson selbst?) mit rosagefärbten Haaren, die das Gesicht vollends verdecken. Im Hintergrund hängt eine ausgeblichene Flagge der USA. Kritik an Trump, am Aufkeimen rechtsextremer Bewegungen, an der Drogensucht einer verängstigten Gesellschaft – all das verarbeitet Anderson auf ihrem neuesten Album, das musikalisch in etwa so klingt, als würde das graue Schiff wieder in den Hafen einlaufen. Der Sound ist mehr LoFi, schroff und drone-artig. Ein ausführliches Review zum Album findet ihr hier.
Wer mit EMA auf Schiffchenrundfahrt gehen möchte, der sollte sich Mittwoch, den 27. September (die Woche nach der Bundestagswahl), im Kalender rot markieren.
Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit.