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Frank Iero im Interview

My Other Chemical Romance

Quelle: M94.5/ Joanna Alencar Baban

Frank Iero

Er war Teil einer der prägendesten Emo-Punk-Bands der Musikgeschichte: My Chemical Romance. Jetzt ist Frank Iero mit neuer Band auf Tour.

Schon Stunden vor dem Konzert von Frank Iero and The Patience sitzen die Fans vor dem Ampere und singen aus voller Lunge: "We'll carry on, and though you're dead and gone believe me, your memory will carry on". Der Song "Welcome To The Black Parade" von My Chemical Romance feierte 2016 sein 10-jähriges Jubiläum und obwohl sich die Band im Jahr 2013 überraschenderweise auflöste, lebt ihr Erbe weiter. Frank Iero, ehemals Gitarrist der Band, ist für seine Fans mehr als nur ein Musiker: er ist ein Idol. Mittlerweile ist Frank ein erwachsener Mann - mit Frau und Kindern. Die Phase der Rebellion hat sich gelegt. Neue musikalische Projekte beweisen allerdings: so schnell werden seine Fans ihn nicht los. Mit seinem neuen Album "Parachutes"  tourt die Band um Frontsänger Frank jetzt durch die Welt. Im Interview spricht er über das Leben als Vollblutmusiker, die Vergänglichkeit von Erfolg und die Gefahr des Verrücktseins.

"Musik ist eine Sucht"

[03:13] Ich persönlich bin mit der Musik von My Chemical Romance (MCR) aufgewachsen. Damals war es so besonders und ich konnte mich wirklich damit identifizieren. Was mich fasziniert ist, dass die Fanbase von MCR immer noch riesig ist! Hast du schon mal mit Fans gesprochen und gefragt: „Wieso hört ihr uns denn noch“?

Was ich recht ungewöhnlich finde ist, dass eine jüngere Generation gerade erst von uns erfährt, insbesondere durch ihre älteren Geschwister. So habe ich auch über Musik erfahren und deshalb macht mich das sehr glücklich. [..]
Aber wie genau es sich verbreitet? Keine Ahnung, ich hätte niemals gedacht, dass es überhaupt passiert. Es freut mich, dass etwas, was ich vor so langer Zeit gemacht habe, immer noch als einflussreich gesehen wird. Die zwei schlimmsten Dinge, die einem Künstler passieren können, sind erstens, dass dir alle sagen, du seist verrückt, und zweitens, dass deine Werke nicht zeitlos sind. Wenn die Leute also sagen, dass du nicht verrückt bist und immer noch deine Musik schätzen, ist das ziemlich cool.

[04:51] Warum denkst du, dass es nicht gut ist, wenn Leute dich als verrückt bezeichnen?

Ich hatte dieses Gespräch schon mit vielen Künstlern: es herrscht immer dieses durchgehend furchtbare Gefühl des Selbstzweifels. Manchmal vertiefst du dich so sehr in dein Handwerk, dass du selbst nicht mehr siehst, ob du komplett wahnsinnig bist und trotzdem weitermachen solltest, oder tatsächlich an etwas Wunderbarem dran bist. Und das Schlimmste, was dir passieren kann, ist herauszufinden, dass du die ganze Zeit über verrückt warst und du dein Leben verschwendet hast. Abgesehen davon, würde nur eine verrückte Person ihr ganzes Leben etwas widmen, was einen eigentlich hasst (lacht). Musik ist keine Liebesaffäre, sondern eher eine Sucht. Du gibst ihr alles, was du hast und was du bist, und nur selten liebt sie dich zurück. Wir tun oft so, als wären wir es nicht, aber Künstler sind wohl die zerbrechlichsten Wesen auf diesem Planeten. Das ist wirklich ganz schrecklich, aber zeitgleich auch das Beste auf der Welt.

"Fake it till you make it"

[05:57] Du weißt vermutlich, dass du eine wahnsinnig hingebungsvolle Fanbase hast, die dich bedingungslos liebt. Fühlst du dich trotzdem noch unter Druck gesetzt, wenn du ein neues Album produzierst?

In Kunst und Musik ist das Meiste sehr vergänglich. Du kannst zur Schule gehen, einen Abschluss machen und wenn du ein Arzt bist, bleibst du für den Rest deines Lebens ein Arzt. Aber ein Musiker ist immer nur so gut, wie seine letzte Platte. Du weißt nie, ob Leute dir auf allen Wegen folgen. Die Falle hier ist, zu befürchten sein Publikum zu verlieren, und deshalb ein Album rauszubringen, was dein Publikum will. Wenn du das tust, ist es vorbei. Du musst Alben ausschließlich für dich machen und weil du sie machen willst. Wenn dir deine Fans dann immer noch folgen, ist das fantastisch. Wenn nicht...kann es schmerzhaft sein, aber wenigstens hast du das Album gemacht, was du machen wolltest.

[07:10] Seit du 11 Jahre alt bist, spielst du schon in Bands. Wenn du dir die letzten Jahre anschaust: was war der beste Rat, der dir als junger Musiker jemals erteilt wurde?

Ich hatte einen Gig in Los Angeles und [der britische Autor] Ralph Steadman hatte zeitgleich eine Autogrammstunde für sein neues Buch. Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade sein Buch gelesen und habe ihn dann zufällig auf der Straße getroffen. Dann hab ich zu ihm gesagt: „Ich kann leider nicht zur Autogrammstunde kommen, aber ich bin ein großer Fan und wenn Sie mir einen Rat geben könnten, wäre ich Ihnen ewig dankbar“. Und er hat geantwortet: „Spiel all die falschen Noten als wären sie die Richtigen“. Und ich war total hin und weg. Es bedeutet einfach so viel: einerseits sind Fehler manchmal das Beste, was dir passieren kann. Andererseits weiß niemand außer dir, wenn du's verhaust. Ganz nach dem Motto „fake it till you make it“. Aber es bedeutet auch: was sind schon die richtigen Noten? Du bist derjenige, der das bestimmen kann, und das finde ich ziemlich cool.
 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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