Home > Musiknews > Popmusik mal anders
Everything Everything im Interview

Popmusik mal anders

Autor(en): Laura Fiegenschuh am Dienstag, 8. Dezember 2015
Tags: , , , ,
Quelle: M94.5/ Laura Fiegenschuh

Jon und Alex von Everything Everything

Am 5.12. hat M94.5 euch die experimentelle Pop-Band aus Manchester präsentiert. Vorher haben wir sie getroffen!

Wenn man als Münchner an Manchester denkt, kommen bei den Fußballfans eher negative Gedanken auf. Aber unter den Musikbegeisterten müsste ein Name direkt im Gedächtnis aufkommen: Everything Everything. Die vier Jungs haben im Juni diesen Jahres ihr drittes Album „Get To Heaven“ rausgebracht. Eine Platte, die in der gesamten Musikszene gehyped wurde – und das zu Recht!
Wir haben Sänger Jonathan und Gitarrist Alex vor ihrem Konzert zum Interview getroffen.

"Wir machen Popmusik!"

Ihr sagt selbst über euch, dass ihr Popmusik macht. Warum glaubt ihr, hat das Genre so einen schlechten Ruf?

Jon: Pop besteht die meiste Zeit aus ziemlich billigen Tricks, um die Leute davon zu überzeugen, dass es gute Musik ist. Und ich denke, das nervt die Leute nach einer Zeit. Wenn die Songs aber „echt“ sind, dann mögen die Leute Popmusik. Und wenn sie eben nicht „echt“ sind, mögen sie sie nicht.

Und warum behauptet ihr so selbstbewusst Popmusik zu machen?

Alex: Ich denke es ist viel einfacher zu sagen, man macht alternative oder Nischen-Musik. Aber wir wollen Musik machen, die für alle ist und nicht nur für uns selbst. Es ist viel anstrengender Popmusik zu machen, als zum Beispiel das, was Radiohead machen. Das ist einfach, damit sind wir aufgewachsen.
Wir wollen was machen, was in der Melodie und Harmonie aufregend ist. Tatsache ist ja, dass man versucht, eine interessante Hook und Melodie zu schaffen, die die Leute im Gedächtnis behalten. Man will komplexe, interessante Musik machen. Wir versuchen irgendwie beides zu sein: eine Alternative-Band und eine Pop-Band. Das ist schwierig, aber genau deswegen mögen wir es.

Jon: Genres sind generell nichtssagend. Eine Indie-Band zu sein bedeutet eigentlich gar nichts. Ich habe gehört, dass Moguai als Punkband bezeichnet wurde… Genres sind also wirklich bedeutungslos. Daher warum nicht einfach sagen, man macht Pop? Denn jede Musik ist Popmusik.


Ihr macht ja eine ziemlich bunte Musikmischung aus Gitarrensounds und elektronischen Elementen. Wie passt das für euch zusammen?

Alex: Ich persönlich habe viel Dancemusic gehört, während wir das Album aufgenommen haben. Zum Beispiel das neue Album von John Hopkins. Ich glaube als Teenager bekommt man einfach eine Gitarre, wenn man älter wird, hat man einen Computer und sieht, was eigentlich alles möglich ist. Und so wächst das zusammen. Deswegen denke ich, dass da keine Trennung zwischen beidem ist. Man macht einfach Musik und benutzt, was man will.

"Wir können nicht nur auf Platte gut sein"

Gerade weil eure Musik aus so unterschiedlichen Einflüssen besteht ist es schwer vorstellbar, dass Platte und Live-Auftritt gleich klingen. Wie setzt ihr eure Ideen live um?

Alex: Wir können das alles. Unser Keyboardspieler springt ein, falls tatsächlich mal was schiefgehen sollte. Aber ich denke wir vernachlässigen nichts. Alles, was auch auf dem Album ist, ist live auch da. Der einzige Unterschied auf der Bühne ist, dass wir  rau und energetisch klingen, auf der Platte ist einfach alles zusammengesetzt. Live ist alles ein bisschen chaotischer, aber man hört trotzdem noch alles.

Im Februar spielt ihr mit den Foals zusammen in ziemlich großen Hallen, das Strom hier in München ist eher klein. Was passt denn besser zu eurer Musik?

Alex: Beides hat Vor- und Nachteile. Kleine Venues sind intim und manche Songs wirken so echt gut. So ist es aber auch in großen Hallen. Wir schreiben Musik, die sich zwischen beidem befindet. Das macht Spaß. Ich präferiere auch keins von beidem. Es ist toll, dass wir zu beidem die Möglichkeit haben.

Django Django haben euren Song „Distant Past“ geremixt. Wie fühlt es sich an, wenn eine andere Band euren Song verändert?

Jon: Wir mögen das immer. Selbst wenn es schlecht ist. Ich mag es, eine andere Seite unsere Musik zu hören, oder uns in einer schlechten Version. Womit ich aber nicht sagen will, dass sie schlecht ist. Es macht Spaß, die Ideen von jemand anderem in der eigenen Musik zu hören, vor allem wenn man den Künstler mag.

Wir haben eine Veranstaltung, in der wir unsere Songs des Jahres küren, die M94.5 Jahreschartshow. Was ist denn euer Song des Jahres?

Alex: Feel you von Julia Holter. Der ist sehr klares, klassisches Songwriting und sehr inspirierend. Das ist genauso wie wenn man die Beach Boys zum ersten Mal hört. Man denkt man hat alles gehört und dann stellt man fest, das man nie gedacht hätte, dass jemand so simple Akkorde in Kombination mit der Melodie benutzen könnte, die man noch nie zuvor gehört hat. Das schafft sie, das ist beeindruckend.


 

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie