Neues aus den USA
Quick-Rap-Guide
Kendrick Lamar hat Geburtstag. Und YG bringt sein neues Album raus. Höchste Zeit zu schauen, was die Rapwelt gerade zu bieten hat.
Geboren wurde YG - wie könnte es auch anders sein - in Compton. Auch wenn teils fragwürdige Bling Bling Gangster Rapper à la Tyga aus Los Angeles kommen, ist die Dichte an großartigen Künstlern aus diesem, von Bandenkämpfen geprägten Vorort, erstaunlich groß. Ice Cube, Coolio, Dr. Dre, Eazy-E. Man kennt sie alle. Legenden für jeden, der dem Hip Hop seine Seele verkauft hat. Und eben auch Kendrick Lamar hat hier vor 29 Jahren das Licht der Welt erblickt. Das Compton aber noch ein paar Geheimtipps im Petto hat wie Y.G. und was am Raphimmel derzeit noch für Sterne leuchten erfahrt ihr in unserem kleinen Rap Guide mit aktuellen Veröffentlichungen.
YG - Still Brazy
Keenon Jackson, besser bekannt als Young Gangsta, veröffentlicht heute sein zweites Studioalbum „Still Brazy“. Von poppigen Nuancen hat sich der Künstler verabschiedet. Dafür treffen wir auf eine spürbare Note G-Funk. Das ist wohl vor allem dem „Money Beef“ mit seinem langjährigen Freund und Producer DJ Mustard zu verdanken. Die beiden gehen jetzt getrennte Wege. Im Alleingang macht sich YG bei aber auch gut und zeigt sich experimentierfreudig. Jackson schreibt all seine Titel selbst. Maßgeblich prägend für das neue Album des West-Coast Rapper war nicht zuletzt ein Attentat auf ihn. Themen wie Rassismus, brutales Handeln der Polizei und das Scheitern der Politik stehen auf seiner Liste. In seinem Track „F.D.T“ (D.T. steht für Donald Trump) verarbeitet YG diese ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen „Don't let Donald Trump win, that nigga cancer. He too rich, he ain't got answers.“ und fordert zum Handeln auf: „We the youth. We the people of this country. We got a voice too. We will be seen and we will be heard.“. An Features fehlt es dem Rapper aber auf jeden fall nicht. Lil Wayne, Drake, Nipsey Hussle sind nur einige Namen, die auf seiner Platte zu hören sind. Wer also nach good old Hip Hop sucht, der an die Zeit von Nate Dogg und Co. erinnert und trotzdem für eine Prise Neuinterpretation und Liebe zum Detail offen ist, der ist hier genau richtig.
Joey Purp – iiiDrops
Joey Purp ist eingeschworenes Mitglied des Hip Hop Kollektivs „Savemoney“. Drei Jahre war es still um ihn. Jetzt hat er sein kostenloses Mixtape „iiiDrops“ veröffentlicht. In seinem Song „Money and Bitches“ fordert er dazu auf, sich im Gegenzug mit seiner Musik auseinander zu setzen „It don't cost a Dollar to listen, pay me attention“. Das fällt nicht schwer. Zwischen vielen großen Fischen im Ozean der Rap Musik lohnt es sich grade diesen facettenreichen Künstler etwas genauer anzusehen. Joey Purp ist viele Dinge auf einmal. Vor allem aber blickt er realistisch auf Korruption und soziale Ungerechtigkeit. Nicht als Außenseiter, sondern viel mehr als Beobachter. In „Morning Sex“ entzieht sich der Rapper nicht dem Kapitalismus, nimmt ihn aber war und reflektiert. Mit Features seiner Crew Members Chance the Rapper und Vic Mensa nimmt er verschiedene Stimmungen auf und landet letztendlich in seinem Track „When I'm gone“ bei einer entscheidenden Frage: „I wonder if I would be remembered as a sinner or saint. Or just another dead nigga, victim to bullet holes“.
Vic Mensa – There's a lot going on
There's a lot going on. Der Name ist Programm bei Vic Mensa. Schneller als ein Wimpernschlag ging das Signing bei Jay Z's Label Roc Nation und Chillen mit Kanye West ist längst Alltag geworden. In seiner neuen EP zeigt sich der 23 jährige Rapper aus Chicago aber zum ersten Mal auch von seiner verletzlichen Seite. Gute-Laune-Tracks weichen Songs, die die Ängste und Unsicherheiten des Rappers wieder spiegeln. Gerade das macht Vic Mensa und seine Musik so authentisch. Heraus kommt eine recht düsteres Gesamtwerk, dass die vorige Profillosigkeit langsam aufräumt. Sein Track „16 Shots“ widmet das Savemoney Mitglied dem 17 jährigen Laquan McDonald, welcher 2014 in Chicago von einem Polizisten erschossen wurde. Mit den Zeilen „And we all know it's cause he black. Shot 'em 16 times, how fucked up is that?“ macht Mensa seinem Ärger luft und schafft eine Atmosphäre, die auf dem Album bestehen bleibt. Zwischen Autotunes und poppigem Sound finden Themen wie Gewalt, Depression und eine kontroverse Liebesbeziehung, sowie das Aus seiner Band „Kids like these Days“ anklang. Alles in allem, geht Vic Mensa mit „There's a lot going on“ einen Schritt auf sich selbst zu. Wer ihn auf dieser Reise ein Stück begleiten will, der hört am Besten mal rein
Mehr zu neuen Releases, Tipps und Konzertvorschläge rund um die Rapwelt hört ihr in unserer Hip Hop-Sendung Monaco Breaks. Jeden zweiten Donnerstag von 22-00 Uhr hier bei M94.5