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Magic Moshroom: Phil Campbell im Interview

Rock’n’Roll Familienwahnsinn

Quelle: M94.5

Phil Campbell backstage im Interview mit dem Magic Moshroom

Gibt es ein Leben nach Motörhead? Der Gitarrist Phil Campbell hat mit seinen Bastard Sons die passende Antwort parat!

Mit dem Tod von Motörhead Frontmann und Bassisten Lemmy Kilmister vor einem Jahr hatte nicht nur die Musikwelt den Verlust eines begnadeten Musikers und herausragenden Charakters zu beklagen. Auch Gitarrist Phil Campbell, der 32 Jahre lang bei Motörhead in die Saiten griff, wurde praktisch über Nacht Bandwaise und musste sich eine neue Bleibe suchen.

Bereits 2013 gründete der Riffmeister zusammen mit Sänger Neil Starr (Attack,Attack!) sein Nebenprojekt Phil Campbell and the All Starr-Band und gab bekannte Rockklassiker auf Festivals zum besten. Nach der Auflösung von Motörhead fokussiert sich Phil jetzt auf sein Soloprojekt und benennt die Band 2016 in Phil Campbell and the Bastard Sons um. Passenderweise haben nun auch seine drei Söhne Todd, Dane und Tyla den begehrten Platz an Schlagzeug, Bass und Rhythmusgitarre übernommen, nichts anbrennen lassen und bereits im November die selbstbetitelte Debüt-EP herausgebracht.

Nun sind Phil Campbell and the Bastard Sons als Support für Saxon auf Europatour und haben am 6. Dezember auch Halt im Münchener Backstage gemacht. Phil Campbell traf sich mit dem Magic Moshroom im Interview um sich über die Kuriositäten des Tourlebens und die Bedeutung von neuer Musik und kleineren Radiosendern unterhalten.

Hallo Phil! Danke, dass Du dir die Zeit genommen hast und willkommen in München. Fangen wir gleich mit der ersten Frage an.
Du bist mit deinen Söhnen auf Tour. Als ich davon gelesen habe, dachte ich mir zuerst, wie es wohl wäre, mit meinem Vater unterwegs zu sein. „Trink nicht zu viel… solange du in meiner Band spielst habe ich das sagen…“ Wie ist das bei dir?

[00:19]
Phil: Eigentlich läuft es ziemlich gut, sie sind gute Kinder. Ab und zu trinken sie zwar etwas zu viel, aber das geht so weit klar. Wir haben jedenfalls sehr viel Spaß. Ich denke auch, dass das soweit einzigartig ist. Ich kenne zurzeit jedenfalls keinen Vater, der mit seinen drei Söhnen in einer Band spielt und tourt.  

Wer kam eigentlich auf die Idee, zusammen eine Band zu gründen?

[00:36]
Phil: Wir traten einmal zusammen auf einer Party auf und brachten Neil (Starr; Attack, Attack), der ein Freund unserer Familie ist, dazu, mit auf die Bühne zu kommen und zu singen. Es klang wirklich gut und daraufhin spielten wir auf Festivals ein paar weitere Shows zusammen. Und das geht jetzt schon seit fast vier Jahren so.  

"Manche Songs lassen sich einfach gut spielen"

Eure Setlist beinhaltet sowohl neue Lieder, als auch Interpretationen berühmter Klassiker von Bands wie Black Sabbath, ZZ Top und natürlich auch Motörhead. Welchen Song würdest Du noch gerne performen und wieso?

[00:58]
Phil: Ich weiß gar nicht… Es muss ein passendes Lied sein. Ich mag zum Beispiel Thin Lizzy, aber ich würde nicht wirklich einen Song von ihnen live spielen wollen. Es ist schwer zu sagen wieso genau. Manche Songs lassen sich einfach gut spielen und müssen auch Spaß machen. Wir haben aber momentan genug Songs im Programm und schreiben gerade an neuem Material für nächstes Jahr.

Wie wirkt sich deine bisherige Banderfahrung bei Motörhead auf deine Herangehensweise an neue Herausforderungen deiner Band aus? Bei Motörhead wart ihr ja drei Leute und jetzt sind es auf einmal fünf!

[01:27]
Phil: Klar ist die Dynamik zwischen Motörhead und meiner jetzigen Band sehr verschieden. Zwar klingt die Musik stellenweise etwas gleich, da ich die meisten Riffs bei Motörhead selber geschrieben habe, aber es ist doch schon sehr von den Leuten in der Band abhängig. Es ist eigentlich total anders und das macht es ja auch erst so interessant! 

Viele Leute beschweren sich, dass sich Rock’n’Roll im Vergleich zu den alten Tagen doch sehr verändert hat und die gute Musik immer mehr aus den Köpfen der Leute verschwindet. Wie denkst du darüber?

[01:49]
Phil: Meiner Meinung nach sind viele der alten Bands immer noch fantastisch! Zumindest haben diese wirklich gute, richtige Musiker, im Gegensatz zu manchen der neuen Bands, in denen nicht einmal mehr richtig Musik gemacht wird. Man schaue sich nur ein paar der Boybands an, bei denen die Mitglieder schon gar nicht mehr richtig singen können. Meiner Meinung nach gibt es jedenfalls noch richtig gute ältere Bands.

Geld regiert die Welt

Woran glaubst du liegt das?

[02:07]
Phil: Ich habe echt keine Ahnung! Ich denke heutzutage macht es einfach nicht mehr so viel Spaß. Man muss immer politisch korrekt sein und so weiter. Man kann einfach nicht mehr so viel Unfug treiben und der finanzielle Aspekt hat, im Gegensatz zur Musik, größtenteils das Ruder übernommen. Den Geschäftsleuten ist die Musik völlig egal und sie denken nur noch an die Dollarzeichen. Aber Rock’n’Roll wird niemals verschwinden und es wird immer einen großen Markt für Hard-, Heavy- und Rock’n’Roll überhaupt geben.  

Zurzeit schreibst du ja gerade ein Buch mit Anekdoten über dein Tourleben. Was war das Verrückteste oder Komischste, was dir bis jetzt in einem Interview oder auf der Bühne passiert ist?

[02:38]
Phil: Ach, das mit dem Buch geht momentan wirklich langsam voran. Ich versuche zwar etwas aufzuholen, aber dieses Jahr war ich wirklich mit anderen Sachen zu beschäftigt. Vielleicht nächstes Jahr dann!
Einmal bin ich, als Testament gespielt haben, in einem Kleid, das Ronnie Dio (Rainbow, Black Sabbath) mir gegeben hat, vor 22.000 Leuten auf einem Pferd auf der Bühne geritten. Das kann man sogar im Internet nachschauen! Das war wirklich wahnsinnig lustig!

Das ganz normale Tourleben

Nach der Auflösung von Motörhead trat Mikkey Dee (Drummer) kurzeitig Thin Lizzy bei und ist jetzt ein festes Mitglied der Scorpions. Wieso habt ihr nicht zusammen in einer Band weitergespielt?

[03:04]
Phil: Ohne Lemmy hat es keinen Sinn ergeben gemeinsam in einer Band zu spielen, oder mit Motörhead weiterzumachen. Mickey und ich hatten zusammen eine tolle Zeit bei Motörhead, aber jetzt ist es soweit, andere Sachen zu machen.

Der erste Todestag von Freund und Bandkollege Lemmy Kilmister steht ja mit dem 28. Dezember kurz bevor. Was hast du an seiner Person besonders geschätzt?
 
[03:21]
Phil: Er war einfach ein guter Freund, mit dem ich 32 Jahre lang unterwegs war. Jemand, den ich immer anrufen konnte, wenn es ein Problem gab. Ich schätzte besonders die Freundschaft zu ihm, seinen Humor, seine Musikalität, wie zum Beispiel sein Songwriting. Er war wirklich ein toller Kerl. 

"Die kleineren Sender sind wirklich wichtig!"

Unser Radiosender ist eine regionale Station in München, in der viele Studenten arbeiten und die Möglichkeit haben, realistische Berufserfahrungen zu sammeln, wie eben dieses Interview. Glaubst du, dass die kleinen Radiostationen immer noch Relevanz für die Musikindustrie besitzen?

[03:54]
Phil: Die kleineren Sender sind wirklich wichtig! Die großen Stationen kriegen von den großen Firmen gesagt, was für Musik sie spielen sollen. Die lokalen Sender hingegen können eigentlich nahezu alles spielen was sie wollen und bieten somit weniger große Bands und Künstlern die Chance sich zu präsentieren und ein Publikum zu erreichen. Das ist meiner Meinung nach wirklich sehr, sehr wichtig. Es muss einfach weitergehen!

Wir nähern uns in großen Schritten dem Ende von 2016. Ein Jahr, das vom Verlust vieler unglaublicher Musiker und großen Veränderungen geprägt war. Welche Ziele hast du dir für dich und deine Band für das neue Jahr gesetzt?

[04:23]
Phil: Im neuen Jahr machen wir erst einmal eine kleine Pause, aber dann sind auch wieder neue Shows, wie zum Beispiel das Wacken Cruise, geplant. Ich werde auch wieder neues Material schreiben, mit meinem Soloprojekt weitermachen und ein neues Album aufnehmen. Es wird also sehr viel zu tun geben.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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