Australisch-deutsche Klangkollaboration
Verwandlung durch Howling
Ruhiger und rätselhafter Sound, das ist Howling. Gewiss wird das Duo am 18. Mai 2015 im Strom auch ein bisschen zaubern.
Abgebildet ist ein schwebendes felsbrockenartiges Gebilde im 3D-Format. Die Oberfläche des Brocken zieren verschiedene, naturfarbene Strukturen. Muster, die tatsächlich darauf schließen lassen, dass es sich um verschiedene Geseteinstypen innerhalb eines großen 13-kantigen Felsen handelt.
Ein Scroll nach unten und ein anderes ähnliches Bild erscheint. Doch die plötzlich gläsern wirkenden Gesteinsstrukturen scheinen keine solchen mehr zu sein, sondern zusammengestückelte Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive, wie man sie von geliebten Satellitenaufnahmen aus dem Schulatlas kennt: kleine, grüne Quadrate, beige Gebirgsketten in Würmchenform, verästelte Flussläufe in sandiger Wüste, weiße Wolken, die sich schleiernd über den Grund legen.
Was hat das mit Howling zu tun?
Eigentlich soll es hier um das Duo Howling gehen, doch diese Grafik eines schwebenden Felsbrockens vor schwarzem Hintergrund ist Howling. Naja, zumindest ist sie Grundstein (!) des Desgins von Howling und das Artwork ihres Debütalbums. Sacred Ground heißt das und erscheint am 04. Mai 2015.
So frisch das Debütalbum und so neuartig speziell der Sound von Howling klingen mag, Frischlinge sind Howling nicht. Das Duo besteht aus dem australischen Sänger Ry X, Mitglied der Band The Acid, und dem Karlsruhe/Berliner Produzenten Frank Wiedemann, Mitglied des House-Duos Âme. Nachdem sich die beiden 2012 über Freunde kennenlernen, entsteht der Track "Howling" als Kollaboration der beiden.
Unperfekte Ungereimtheiten
Aus diesem ersten Lied folgt der Zusammenschluss von Ry X und Frank Wiedemann zu einem gemeinsamen Musikprojekt. Howling ist dabei aber nicht nur eine Kollaboration zweier Musiker, sondern auch eine Verwandlung ihrer eigenen Sounds in ein großes Ganzes. Es verschmilzt der Falsett-Gesang von Ry X mit elektronischen Klangfetzen von Frank Wiedemann.
Sich wiederholende Textzeilen verstricken sich mit repetitiven Klangelementen zu einem inneinander verschlungenen Sound-Wollknäuel. Howling nutzen dafür wenige Worte, doch diese sind von irrsinniger Intimität und immer im Fluss mit dem Sound. Zu glatt könnte es werden, mag man da befürchten, aber Howlings Musik wirkt nie perfekt. An vielen Stellen gibt es Ungereimtheiten, die dem Sound Vorhersehbarkeit rauben und Natürlichkeit verleihen.
Die Natürlichkeit Howlings ist auch auschlaggebend für die Ästhetik, die sich in ihren Liedern und den aufwendig produzierten Videos widerspiegelt: pure, raue und klare Töne. Es lassen sich vielschichtige Klänge und Bilder, leichte Gesangsfetzen und vibrierender Sound wahrnehmen. Hier schließt sich der Kreis mit dem Artwork des Duos.
Live vermögen Howling einen mit ihrem Klang in Trance zu versetzen. Ein Klangteppich legt sich über das Publikum und der wabernde Sound schließt dieses ein, in einen Raum, der ein anderer geworden zu sein scheint.
Klingt wie: Gebetsklänge frei von Religion in erdenklich schönster Form.
Hingehen weil: Durch Augenschließen und Lauschen Ort- und Zeitreisen möglich werden.
Howling - Live im Strom
Montag, 18. Mai 2015
Einlass: 20.00 Uhr
Tickets: 20 € zzgl. Gebühren
Präsentiert von M94.5