Permanent Vacation hat zum Tanz geladen - mit James Holden, Pachanga Boys und Mano Le Tough
Wabbernder Bass im Kesselhaus
Eine rustikale Industriehalle, verschwitzte Hipster und James Holden mittendrin - Permanent Vacation hat zum Ritournelle geladen
In freudiger Erwartung sitze ich in der U-Bahn auf dem Weg ins Kesselhaus. Es wird eine große Party geben, und zwar mit James Holden, John Talabot, den Pachanga Boys und einigen mehr. Was für ein Lineup! Da haben die Veranstalter von Ritournelle die ganz Großen nach München geholt! Als ich ankomme, bin ich erstmal beeindruckt von der Lokation. Der ehemalige Industriekomplex bietet das perfekte Ambiente für eine Elektro-Party. Alles ist groß und weitläufig und an der Decke verlaufen alte Leitungen und Rohre. Man kommt sich vor wie in einer bunt ausgeleuchteten und mit fetten Boxen vollgepackten Fabrikhalle. Feiern kann man auf mehreren Etagen. So hat man Bars auf mehreren Ebenen, immer mit Platz zum Tanzen davor. Wenn man sich dann ans Geländer stellt, kann man unten die Leute beim Tanzen sehen.
Es ist noch recht leer. Vereinzelt stehen ein paar Menschen herum. Wo sind denn nur die ganzen Feierwilligen? Und da fällt es mir ein: heute sind ja alle in Fußball-Laune: das Dortmundspiel läuft gerade und alle starren gebannt auf die Leinwand im Biergarten. Da wird das Spiel übertragen. Mir erzählt jemand, dass draußen im Biergarten richtig gute Mukke lief. Das Warmup-Set kam von Staab, später spielen noch die Permanent Vacation Labelchefs Benjamin Fröhlich und Tom Bioly. Nach Ende der zweiten Halbzeit strömen dann alle nach innen und die Halle füllt sich. Und da kommt schon der erste Knaller: John Talabot fängt an zu spielen. Der spanische DJ und Produzent hatte mit seinem Debüt eingeschlagen wie eine Bombe und im letzten Jahr als Vorband von The XX eine regelrechte Ekstase im Publikum ausgelöst. Und auch hier im Kesselhaus ist er ganz groß!
Mano Le Tough übernimmt und die Party ist richtig am brodeln. Der Ire, der inzwischen in Berlin lebt und bei Permanent Vacation gesigned ist, hat sich dem mal sonnigen, mal melodisch-düsteren Sound verschrieben und heizt den Leuten damit mächtig ein. Sein neues Album Changing Days ist am 22.Februar erschienen. Es geht gut ab und die Stimmung ist aufgeheizt.
Als dann Pachanga Boys ans Pult gehen, wird der Sound etwas härter. Die beiden Jungs spielen hauptsächlich Minimal, aber gut tanzbar. Die Pachanga Boys veröffentlichten 2012 mit dem Track Time einen der wichtigsten elektronischen Clubtracks des Jahres. Die beiden haben ihre Homebase in Köln und veröffentlichen die streng limitierten Platten auf ihrem Label Hippie Dance. Leider überzeugt ihr Set die Münchner an diesem Abend nicht ganz.
Das absolute Highlight an diesem Abend ist dann James Holden, der Londoner Gott am Mischpult. Leider ist das Kesselhaus schon etwas leer, als er gegen fünf Uhr morgens zu spielen anfängt. Das ändert aber nichts daran, dass er ein absolut gigantisches Set auflegt. Ganz früher hatte Holden zuhause an einem Billig-Computer gesessen und Tracks gebastelt. Heute ist er einer der ganz Großen. Er lebt seine ganz eigene Vorstellung von Musik aus und arbeitet generell an einem computerbasierten Sound, der Minimal mit Trance verbindet und verzerrte Klangeffekte enthält. Auf jeden Fall ist er an diesem Abend der Knaller und es ist unmöglich, nicht zu tanzen.